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Weihnachtskatze gesucht

Titel: Weihnachtskatze gesucht
Autoren: Andrea Schacht
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der Zeitung. Blöder Artikel über ihn drin, wie erwartet. An Weltneuigkeiten auch nichts, was es nicht schon mal gegeben hätte. Der Frieden auf Erden ließ auf sich warten, die Lokalnachrichten aber propagierten ihn. Hier ein Benefiz-Adventssingen, dort eine Sammelaktion für Bedürftige, da ein Bazar für den Gnadenhof. Toll, vielleicht sollte er dorthin umziehen, wo die ganzen Veteranen wohnten. Die hustenden Esel und die lahmen Hunde, die räudigen Hamster und die dreibeinigen Katzen. Genau von denen hatten sie Aufnahmen abgedruckt. Das sollte wohl Mitleid wecken.
    Andererseits – Tierbilder weckten immer Mitleid. Hatte dieses Blumenmädchen nicht auch sofort nach dem Katzenfoto gegriffen?
    |37| Er hatte es auf Drängen des Galeristen überhaupt nur aufgehängt. Weil der ihn genervt hatte, »Tod und Verderben« sei nicht so ein attraktives Sujet für die Vorweihnachtszeit. Seine Aufnahmen, die er im Sommer auf dem alten Friedhof gemacht hatte, seien wesentlich passender. Sie hatten gezankt und verhandelt, und schließlich hatte er sich breitschlagen lassen, ein paar der Fotos mit aufzuhängen.
    Gott ja, im Sommer war es wenigstens hell gewesen, und an manchen Tagen hatte er sogar eine gewisse Befriedigung darin gefunden, diese seltsame Kolonie von Katzen zu beobachten. Einige der Aufnahmen waren wirklich originell geworden. Ein Freund hatte ihm geraten, einen Bildband daraus zu machen. Das hätte jedoch nur wieder bedeutet, sich um einen Verlag zu bemühen, Verhandlungen zu führen, Erklärungen abzugeben.
    Reichte schon, dass er sich zu dieser Ausstellung hatte überreden lassen.
    »Was haben Sie heute vor, Steve?«, fragte seine Haushälterin, als er die Zeitung sinken ließ.
    »Nichts.«
    »Gut, dann machen Sie mal eine Bestandsaufnahme. Wird Zeit, das Haus gründlich zu renovieren, wenn Sie hier weiter wohnen bleiben wollen.«
    »Mann, Hertha!«
    »Und dass eine Frau hier einzieht!«
    »Mann, Hertha, Sie langen mir!«
    »Oder wenigstens eine Katze.«
    »Hertha!«
    |38| »Oder beides!«
    »Uh!«
    »Steve, nur weil Ihnen ein Bein fehlt, heißt es nicht, dass Sie Ihren Hintern nicht wieder hochkriegen können. Oben wellt sich der Teppichboden, die Fliesen in der Dusche sind angeschlagen, durch die Dachfenster zieht es, die Möbel in ihren Zimmer gehören auf den Sperrmüll, und im Keller habe ich eine feuchte Ecke gefunden. Ich kann hier noch so viel putzen und räumen, gegen das Verrotten komme ich nicht an.«
    »Hören Sie auf, die Peitsche zu schwingen.«
    »Entweder das, oder Sie können sich nach einer anderen Haushälterin umschauen.«
    »Sie sind ätzend.«
    »Weiß ich. Also?«
    Steve wäre lieber durch staubige Krisengebiete gekraucht als durch Keller, Küche und Garage. Aber es hielt ihn wenigstens vom Grübeln ab.
    Gegen Abend hatte er dann sogar soviel an schlechter Laune abgearbeitet, dass er beschloss, das Katzenbild gegen das Gesteck zu tauschen, was Hertha vermutlich eine Freude machen würde.

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7. Kleine Ohren
    O rmuz hatte sich, nachdem er von SueSue wieder in die Scheune zurückgeführt worden war, recht schnell orientiert. Tinka hatte ihn zwar ausgescholten, weil er zwei Tage verlorengegangen war, aber ihn dann mit großer Sanftheit gekrault. Nur dass sie ihn so völlig respektlos Mutzel nannte, empörte SueSue kurzzeitig, dann jedoch sagte sie sich nachsichtig, dass Tinka eben nur ein Mensch und dazu noch einer mit sehr, sehr kleinen Ohren war. Und da Ormuz in SueSues Schachtel eingezogen war, hatte sie ihr eine ähnliche gleich daneben gestellt.
    Soweit war alles in Ordnung. Auch die Futterordnung war wiederhergestellt, Ormuz und Mac erhielten den Vortritt, Ritzi drängelte sich zwar vor SueSue, aber die ließ es langmütig geschehen. Die Kätzin roch nicht ganz gesund, hin und wieder saß sie hustend und keuchend in einer Ecke.
    In der Nacht hatte es noch ein bisschen mehr geschneit, und die Sonne glitzerte auf den Zweigen der Tanne mitten im Hof. SueSue erfand ein neues Spiel. Denn wenn man mit der Pfote nach einem Zweig haschte, dann rieselte das weiße Zeug davon runter. Das machte Spaß, und drei andere schlossen sich dieser heiteren Beschäftigung an.
    |40| Bis Mac plötzlich sagte: »Was will der Dreiäugige denn da?«
    »Ups – Menschen haben doch nicht drei Augen.«
    »Hat er doch, schau!«
    Hatte er natürlich nicht. SueSue erkannte sehr wohl, dass das eine Auge ein künstliches war. So etwas besaß Salvia auch, nur kleiner. Menschen hatten schon komische
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