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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber
Autoren: Sissi Flegel
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weg.
    »Weihnachten ist das Fest der Familie«, sagte Opi Rudi entschieden. »Schluss. Aus. Ende der Diskussion.«
    Himmel aber auch! Das konnte ja heiter werden.
    Zum Glück kam jetzt Rese in die Küche. Wie vermutet mit schönstem Make-up und wallender Mähne. Sie küsste Omi und Oma, Opi und Opa, setzte sich auf Tante Trudis Schoß und lobte ihre Kette mit dem roten Anhänger, auf den sie es nämlich seit Jahren abgesehen hatte.
    Dann drängten Pa und Benno zum Aufbruch.
    In der Kirche brannten wie erwartet die Kerzen am Baum, aber von der Predigt bekam ich so gut wie nichts mit. Ich zappelte herum, Nick zappelte neben mir, Ma schaute mit gerunzelter Stirn zu uns rüber … und dann, endlich, standen alle auf und sangen »O du fröhliche, o du selige«.
    Wir schauten uns noch wie in jedem Jahr die Krippe unterm Baum an, dann wanderten wir auf den Marktplatz. Die Erwachsenen tranken ihren Glühwein, und ich hielt Ausschau nach Jan.
    Rese hing an meinem Arm. »Ist er da? Siehst du ihn?«
    »Wen?«, fragte ich.
    »Der Junge, der mich liebt, du Dussel.«
    »Woher soll ich wissen, wer dein Lover ist, du Dussel?« Ich trat von einem Bein aufs andere. Wenn nur Opi Rudi keinen Wutanfall bekam und Heiligabend im Chaos versank!
    Weil Opa Heinz fand, der Glühwein verklebe ihm den Magen und Omi Margot Sodbrennen von dem süßen Zeug bekam, machten wir uns endlich auf den Heimweg.
    Es schneite wieder. Ich hängte mich bei Tante Trudi ein, damit sie schneller ging: Ihre Trippelschrittchen nervten.
    Auf unserem Hof wartete eine dunkle Gestalt – es war der alte Mann mit dem Weihnachtsgeschenk für seinen alten Esel: eine verschrumpelte Möhre.
    Er tappte in den Stall, Benno, Pa und Nick kümmerten sich um die Pferde, ich raste in mein Zimmer und kam mit einer großen Tüte in die Küche. »Ma«, sagte ich, »ich habe noch ein paar Saitenwürste besorgt. Nur für den Fall, dass wir Besuch bekommen.«
    Meine Ma kannte mich. »Könnte der Fall eintreten, Ally?«
    »Schon möglich. Sicher bin ich mir nicht.« Das war keine Lüge: Ich WAR mir nicht sicher.
    Aber dann ging es Schlag auf Schlag.
    Zuerst stand der Kaschmir-Giselbert mit glatt gebügelten Haaren in der Küche und staunte nicht schlecht, als er die vielen fremden Gesichter sah. Er erspähte Rese, eilte schnurstracks auf sie zu und drückte ihr ein winziges Päckchen in die Hand. Weil es in das Geschenkpapier eingewickelt war, das sie schon längst kannte, kapierte sie sofort. »Das glaube ich jetzt nicht! Giselbert! Du bist mein Lover?! Ich dachte …«
    Giselbert ließ die Arme hängen. »Freust du dich nicht, Rese?«
    Himmel aber auch! Meine dusslige Schwester war im Stande, den mühsam gewobenen Liebeszauber in letzter Sekunde zunichte zu machen.
    »So ein hübscher Junge«, sagte Omi Margot zu Oma Hanne. »Rese, nun wickle doch endlich das Geschenk aus.«
    »Wenn es wieder nur ein Freundschaftsbändchen oder ein Schokoanhänger ist …«, meinte sie, zog das rote Bändchen auf – und hauchte Giselberts ein Küsschen neben das Ohr. »Ist das schön! Danke!« Sie streifte einen silbernen Ring über den Finger. »Er passt!«, verkündete sie und hielt den Ringfinger stolz in die Höhe.
    Nick griff nach ihrer Hand. »Da klebt ja ein Marienkäferchen am Ring«, stellte er fest. »Ein lebendiges habe ich am 1. Advent im Stall gefunden. Erinnerst du dich, Rese? Es bringt dir Glück.«
    »Es ist aus Silber, und es bringt UNS Glück, nicht wahr, Giselbert?«
    Sie legte die Arme um seinen Hals. Giselbert rührte keinen Finger. Opa Heinz hustete. »Junge, du bist zu schüchtern.«
    Das fand ich auch. Wann endlich küsste er meine Schwester? Ich stupste ihn. »Nun mach schon!«
    »V…vor all den Leuten?«, stotterte er.
    »Wie süß«, sagte Omi Margot gerührt. »Der nette Junge traut sich nicht. Rese, wenn du ihn nicht endlich küsst, erledige ich das für dich.«
    Da kam Giselbert in die Gänge und legte die Arme um sie. Opa Heinz klopfte ihm auf die Schulter. »Nur Mut. Aller Anfang ist schwer.«
    Opi Rudi wurde ungeduldig. »Mein Junge, Weihnachten ist das Fest der Familie. Du wirst sicher zu Hause erwartet, weil –« Da erschien der Mann, dem der Esel gehörte. Er heiße Erwin, teilte er uns mit, und er freue sich, dass es seinem Jakob so gut bei uns gehe und dass er Heiligabend mit dem Esel und uns feiern dürfe.
    Opi Rudi stutzte. »Moment. Moment. Weihnachten ist das Fest der Familie. Sie werden doch nicht –« Es klopfte, und zwei Erwachsene, ein Mädchen in Nicks
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