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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber
Autoren: Sissi Flegel
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Antwort an, aber da hatten uns Jash und Hektor erspäht, flitzten heran und umkreisten uns mit aufgeregtem Bellen. Ich hob die Schultern. »Später!«, rief ich, ritt in den Hof und … fast traf mich der Schlag: »Was geht hier vor?«
    Die Frage war mehr als berechtigt, denn da, direkt vor der Tanne, parkte unser Traktor samt Anhänger. Und die Autos der Freundinnen meiner Ma.
    Die luden Schachteln und Kisten aus ihrem Kofferraum und schleppten sie zum Anhänger, wo Benno sie auf der Ladefläche verstaute.
    Mit perfektem Make-up und in ihrem schicksten Reitdress stand Rese mit ihrem Kaschmir-Giselbert daneben; da sie aber mit Händchenhalten voll beschäftigt waren, rührten sie keinen Finger. Mich ärgerte das nicht; im Gegenteil! Ich hoffte doch sehr, dass mein Geschenke-Liebeszauber endlich Wirkung zeigte.
    Wir führten Fury und Hip Hop zum Abkühlen im Hof herum und erfuhren, dass die Telefonaktion meiner Ma ein voller Erfolg gewesen war: Alles, was von ihren Freundinnen angeliefert wurde, würde Benno zu Sams Häuschen transportieren.
    Die »Hilfe für den Nachbarn« waren nicht bloß Wörter auf Papier, es waren handfeste Spenden von Mas Freundinnen: verschiedene Stühle, eine Komm ode mit drei Schubladen, vier Lampen, ein Badezimmerteppich, etliche Fliesdecken (garantiert ohne Pferdegeruch), Bettzeug, Kissen, Geschirr und Töpfe, Kartons mit Waschpulver, Babykittelchen, Strampelhöschen, Pampers, ein Kindersitz fürs Auto (ohne Auto), ein Hochstuhl, eine Wippe, Schachteln mit Spielzeug und Bilderbüchern oder Nudeln, Reis, Tee, Gemüse in Dosen, eine ganze Kiste Bier sowie ein Karton Orangensaft, aussortierte Kleidungsstücke … Voll der Wahnsinn! »Eine Sitzgarnitur und unser altes Doppelbett hätten wir auch noch zu vergeben«, sagte Karin, die beste Freundin meiner Ma, »aber ob das alles ins Häuschen passt? Deine Mutter meinte, es sei ziemlich eng dort.«
    Nick hielt ihr einen Zollstock unter die Nase. »Wie lang? Wie breit? Wie hoch?«
    Karin lachte. »Junge, dir ist’s wirklich ernst mit der › Hilfe für den Nachbarn ‹ , was?« Dann runzelte sie die Stirn und teilte ihm die ungefähren Maße der Sitzgarnitur mit. Nick schrieb sie sich auf den Handrücken. »Und das Doppelbett?«
    Da lachte Karin noch viel mehr. »Zwei mal zwei Meter, du Dussel!«
    Kurz darauf lud Ma ihre Freundinnen zu Kaffee und Stollen in die Küche ein. Wir – Nick, Jan und ich – kletterten auf den Anhänger und tuckerten mit Benno zu Sams Häuschen.
    Da traf mich fast ein zweiter Schlag: Nicht Sam, sein Vater oder seine Mutter machten die Tür auf. Es waren mein Pa und Peter, sein bester Freund und Karins Mann. Und dann ging’s los: Wir luden den Anhänger ab und trugen die Kisten, Schachteln und sonstigen Gegenstände ins Häuschen. Der Korb samt dem süßen, aber leider glatzköpfigen Schokobaby stand auf der Spüle, weil das der einzige ungefährdete Platz war, und da Nick die Maße der ausrangierten Sitzgruppe vom Handrücken ablas und das Häuschen geräumig genug war, luden wir das durchgesessene Sofa gleich auf den Anhänger und versprachen, den Nachschub so bald wie möglich anzukarren.
    Nick zupfte mich am Ärmel. »Meinst du, Sam und seine Familie fühlen sich wohl in dem ganzen ungewohnten Zeug?«
    »An Heiligabend?«
    »Genau. Das ist doch das Fest der Liebe und so, Ally.«
    »Daran hab ich auch schon gedacht. Hör mal, Nick …« Ich zog meinen kleinen Bruder hinter den Anhänger und flüsterte ihm meinen Plan ins Ohr. »Machst du mit?«
    »Hundertpro, Ally!«
    »Ich schreibe die Einladungen und kümmere mich ums Geld!«
    Meine Ma und ihre Freundinnen saßen noch immer bei ihrem Kaffee. Ich schnappte mir die Mistgabel und folgte Benno in den Stall, denn das, was ich vorhatte, duldete keinen Aufschub. »Benno«, sagte ich, »ich bin pleite. Könntest du mir aus der Patsche helfen? Nur bis Januar; da bekomme ich Taschengeld.«
    »Hast noch keine Geschenke besorgt, was?«
    Ich druckste herum. »Wie viel soll’s denn sein?«, erkundigte er sich dann.
    »Och.« Ich zögerte. »Zehn, fünfzehn Euro müssten für › Hilfe für den Nachbarn ‹ reichen.«
    »Hilfe für den Nachbarn!« Benno schnaubte. »Willst du sämtliche Einwohner der Stadt beschenken?«
    Mit zwanzig Euro in der Hand düste ich auf meinem Radl in die Stadt.



24. Dezember

B ei uns läuft es an Heiligabend immer so ab: Gegen drei Uhr kommen unsere beiden Großeltern und Opi Rudis unverheiratete Schwester, Tante Trudi. Um fünf gehen Benno und
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