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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber
Autoren: Sissi Flegel
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wir, die gesamte Familie, in die Kirche. Anschließend wird auf dem Marktplatz ein Gläschen Glühwein getrunken, danach wandern wir nach Hause.
    Unsere Opas und Tante Trudi setzen sich ins Warme, die Omas und meine Ma kümmern sich ums Essen. Wir andere versorgen die Pferde und erledigen die Stallarbeit.
    Als Rese, Nick und ich noch kleiner waren, gab’s dann gleich die Bescherung. Jetzt wird erst gegessen: Würstchen mit Kartoffelsalat, und als Nachtisch Tiramisu auf süddeutsche Art: Die unterste Lage besteht aus Löffelbisquit, darauf kommt eine Lage Kirschen in dicker Sauce, ihnen folgt eine Schicht Vanillepudding, dann wiederholt sich das Ganze. Obenauf liegt ein Berg Schlagsahne. Der Nachtisch ist das Beste vom Essen an Heiligabend, deshalb gibt es davon auch eine riesige Schüssel voll; die Gänse landen bei uns am 1. Weihnachtstag auf dem Tisch.
    Den ganzen Morgen klebte Rese an meiner Seite und nervte mich. »Wenn ich nur wüsste, wer mir täglich das süße Geschenk ans Brückengeländer gehängt hat. Und von wem die lieben Botschaften sind! Mensch, Ally, ich hoffe ja nur, dass der geheimnisvolle Fremde nicht der größte Loser unserer Schule ist. Was meinst du, wer es ist? Kenne ich ihn? Und wann kommt er? Kommt er überhaupt, oder traut er sich nicht? Vielleicht wartet er ja bis zum ersten Feiertag. Was meinst du?«
    Irgendwann hatte ich genug. »Wart’s doch einfach ab! Der größte Loser unserer Schule wird es schon nicht sein; ein Loser macht sich nämlich nicht die Mühe, jeden Tag ein neues Geschenk für dich auszusuchen.«
    »Ich bin ja so aufgeregt!«, jammerte sie.
    Nick und ich waren noch viel aufgeregter als Rese. Wir hatten ja keine Ahnung, ob unsere Familie mit dem, was wir eingefädelt hatten, einverstanden war, oder … ein Geschrei würd’s hoffentlich nicht geben; doch bei Opi Rudi war ich mir nicht sicher.
    Vor lauter Aufregung knabberte ich an einem eingerissenen Nagel herum und war direkt erleichtert, als Pa fragte, ob Nick und ich ihn auf die Polizeiwache begleiten würden. »Der Besitzer des Esels wurde ausfindig gemacht.«
    Auf der Polizeiwache saß ein sehr, sehr alter Mann. Er hatte wässrige Augen und klagte, mit dem Esel hätte er seinen besten Freund verloren. Aber was hätte er tun können? »Kein Geld für Futter, kein Geld für den Tierarzt. Ich dachte, ein mitleidiger Mensch wird sich seiner annehmen. Aber er fehlt mir so!«
    N ick musste berichten, wie er und Sam das Tier gefunden und in unseren Stall gebracht hatten. Dann versicherte unser Pa, dass es dem Esel gut gehe und, wenn es eben nicht anders möglich wäre, er in unserem Stall bleiben und bis ans Lebensende gefüttert würde.
    »Darf ich ihn besuchen? Gleich heute an Heiligabend?«, fragte der Alte.
    »Natürlich«, bestätigte unser Pa und seufzte ein bisschen.
    »Noch ein Esser«, flüsterte ich Nick ins Ohr. »Wenn das mal gut geht.«
    Hans Kuder, unser Polizist, sagte zu Pa: »Ein Stall voller Pferde, ein Sohn, der Ihnen einen alten Esel beschert und eine Tochter, die Katzen aus dem Feuer holt. Was kommt als Nächstes?«
    »Eine schöne Bescherung!«, rief Nick begeistert und stieß mir den Ellbogen in die Seite. »Direkt zu Heiligabend!«
    Hans Kuder legte unserem Pa so richtig mitfühlend die Hand auf den Arm. »In Ihrer Haut möchte ich nicht stecken.«
    An keinem Tag im Jahr vergehen die Stunden so langsam wie an Heiligabend. Zu Mittag gab’s nur eine Suppe, dann kamen die Großeltern samt Tante Trudi.
    Opa Heinz schilderte in allen Einzelheiten, wie sehr ihm seine Krampfadern zu schaffen machten, Oma Hanne machte tztztz und meinte, er würde maßlos übertreiben. Omi Margot hatte einen bösen Finger, Otfried, Opi Rudis bester Freund, war Witwer geworden und hätte Weihnachten gerne mit uns gefeiert. »Aber ich«, sagte Opi Rudi empört, »hab gesagt, er soll sich gefälligst um die eigene Verwandtschaft kümmern. Jetzt fällt er seiner Schwester auf den Wecker, die er nicht ausstehen kann. Aber«, Opi Rudi hob wie Ebi Rattelhuber den Zeigefinger, »an Weihnachten will die Familie schließlich unter sich sein.«



Nick stieß mich unterm Tisch ans Schienbein. »Du bist gemein, Opi!«
    »Ja«, unterstützte ich meinen kleinen Bruder. »Hast du noch nie von › Hilfe für den Nachbarn ‹ gehört? Otfried ist dein Nachbar UND dein bester Freund; ich finde, du hättest ihn ruhig mitbringen können«.
    Omi Margot gab Nick einen Kuss. »Genau, was ich auch gesagt habe!«
    Nick rubbelte den Kuss
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