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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber
Autoren: Sissi Flegel
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hatte er sich wieder an ihm vorbeigedrückt und war übern Hof und schnurstracks zu uns getrabt. Da stand er jetzt mit gesenktem Kopf vor uns und wollte gestreichelt werden. Natürlich schubsten wir ihn weg. Wir schrieen ihn sogar an, aber der Esel hatte seinen eigenen Kopf. Was soll ich noch sagen? Sein Sturschädel und Nicks fieses Lachen vermiesten uns die ganze schöne Stimmung.
    Jan half beim Stalldienst, dann sattelten wir Hip Hop und Fury und saßen auf. Nick, Benno und mein Pa stellten sich uns in den Weg. »Ihr reitet nur Schritt. Verstanden?«
    »Ja, Papa.«
    »Kein Trab, und schon gar kein Galopp.«
    »Ja, Papa.«
    »Nur den Zipfelbach entlang und auf dem unteren Weinbergweg zurück.«
    »Ja, Papa.«
    »In einer knappen Stunde seid ihr wieder hier.«
    »Ja, Papa.«
    Benno hob den Zeigefinger. »Keine Experimente.«
    »Ja, Benno.«
    »Und keine Küsse!«, schrie mein kleiner Bruder.
    »Niemals, Nick!«,



Einen schöneren Morgen im Advent konnte sich kein Mensch vorstellen. Leise rieselte der Schnee vom Himmel und legte sich wie eine weiße Kuscheldecke über die Pferde. Die Äste der Pappeln am Ufer des Zipfelbachs bogen sich unter der Last und stäubten uns ein, wenn wir unter ihnen durchritten und sie anstießen. Das Eis an den Rändern war schon fast bis zur Mitte des Bachs angewachsen, ein Reiher mit angezogenem Bein stand reglos auf einem Stein und schaute in die kleinen Wellen, ein Krähenschwarm flog mit lautem Gekrächze über die Bäume, Fury schnaubte und steckte Hip Hop mit seiner Ungeduld an.
    Unberührt von irgendwelchen Spuren lag der Weg fast eben und kurvenlos vor uns; nicht mal ein Heiliger wäre bei so fantastischen Bedingungen im Schritt geritten.
    »Wie wär’s mit ein bisschen Tempo, Jan?«
    »Du meinst – bei so viel Schnee unterm Kiel Leinen straffen und Fahrt aufnehmen?«
    »Genau! Nur nicht backbords absteigen, hörst du?«
    »Höchstens steuerbords!«
    Wir lachten uns an, und dann, noch bevor wir den Pferden Zeichen gegeben hatten, galoppierten sie los. Der Wind trieb mir Tränen in die Augen, ich spürte das Auf und Ab des Pferderückens, hörte die vom Schnee gedämpften Tritte – und war glücklich. Einfach nur glücklich.
    Einmal flog eine Krähe dicht über uns hinweg, einmal ratschte mir ein tief hängender Zweig übers Gesicht, einmal stockte mir der Atem, weil ein Häschen direkt vor uns über den Weg hoppelte – aber nichts passierte. Fury schnaubte und warf den Kopf hoch, dann lag auch schon das Sträßchen vor uns, das zum nächsten Dorf führte, und wir zogen die Zügel an. »Das war toll!«, rief Jan. »Und nun? Ich will noch nicht zurück.«
    Das wollte ich auch nicht, also lenkten wir Fury und Hip Hop zum Wäldchen, obwohl das genau genommen nicht der erlaubte Weg war. Hier fiel der Schnee weniger dicht; wir ließen die Pferde im Schritt reiten und wichen den tief hängenden Zweigen aus. Es war so still, dass ich meinen eigenen Atem hörte. Und den der Pferde natürlich. Der Pfad wurde so schmal, dass wir hintereinander reiten mussten. Oben auf dem Hügel wäre ich am liebsten in den Weinbergweg eingebogen; ich zog die Zügel an und lenkte Fury zur Seite und weiter bis zum Aussichtspunkt. Dort stieg ich ab, band die Zügel an einen dicken Ast und wartete, bis Jan neben mir stand.
    »Sieh mal!«
    Jetzt fiel kein Schnee mehr, dafür kämpfte sich die Sonne zwischen den dicken grauen Wolken hindurch. Unter uns glitzerte das Eis auf dem Zipfelbach, die hohen Erlen trugen weiße Decken, auf unserer Koppel liefen die Pferde umher, gerade führte Benno den Esel übern Hof, Jash und Hektor sprangen umher … und dann, dann nahm mich Jan in die Arme.
    Fury fand das nicht gut; er wieherte, stupste ihn beiseite und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Ich liebe Fury, wirklich, aber in diesem Augenblick hätte ich gerne auf seine Zärtlichkeit verzichtet. Ich streichelte seine Nüstern und schob ihn weg. Fury schnaubte und quetschte wie der Esel seinen Kopf zwischen uns.
    »Er ist eifersüchtig«, stellte Jan fest und zog mich ein Stück beiseite … Erst als wir die Glocken unserer Stadtkirche hörten, banden wir die Pferde los und saßen wieder auf
    Wie sonst üblich wäre ich gerne durch die Weinberge ins Tal geprescht, doch wie versprochen kehrten wir um und ritten auf dem unteren Weinbergweg nach Hause zurück. Kurz bevor wir den Erlenhof erreichten, sagte Jan: »Ally?«
    »Ja?«
    »Wie ist das eigentlich bei euch an Heiligabend?«
    Ich setzte gerade zu einer langen
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