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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber
Autoren: Sissi Flegel
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stinken die gotterbärmlich bis Weihnachten.«
    Wenn’s weiter nichts ist! »Mache ich!«, rief ich und radelte zurück.
    Für Fury hatte ich die Fellpflege, für Benno das Freundschaftsband, meine Familie wurde mit den Überbleibseln aus dem Brandherd beschenkt – es fehlte noch die Maus für Sepi und etwas Nettes für Jan.
    Jan, der Wikinger. Was schenkte man einem Wikinger? Einen Steckerlfisch? Ein Boot? Verdammt, warum schufen die Künstler aus dem Erzgebirge keine Figürchen, die in Booten saßen und ruderten? Solche mit Steigeisen und Seilen über der Schulter hatte ich übrigens im Angebot auch nicht gesehen. Ich musste unbedingt mal googeln, wo sich das Gebirge befand. Bei uns im Süden jedenfalls nicht, das war mal klar.
    Aber jetzt ging’s um die Maus.
    Zuerst stöberte ich alle Mausefallen auf, schließlich musste ich erst mal wissen, wie viele Käsestückchen benötigt würden, und als ich schon vier Stück beisammen hatte, entdeckte ich in der fünften Falle eine Maus – mausetot natürlich.
    Was für ein Glückstag für mich. Leider nicht für die Maus, das arme Tier.
    Im Nu war ich wieder in der Küche und wickelte drei Gefriertüten von der Rolle: eine für jede Hand, weil ich die Leiche nicht anfassen wollte. Und eine für die Maus.
    Die steckte ich in die dritte Tüte, wickelte ein Drähtchen herum und deponierte sie im Gefrierschrank direkt neben den Knochen.
    Erst da fiel mir auf, wie ruhig es heute war. Normalerweise hörte ich meinen Pa im Hof, oder Rese wollte was wissen, oder Nick polterte treppauf oder treppab. Nicht mal die Hunde bellten – mir war direkt unheimlich.
    Im Hof brannten die Lichterketten am Baum und an den Girlanden, und weil es erst fünf Uhr und ich noch jede Menge Zeit bis zum Abendessen hatte, zog ich mich an und stieg aufs Rad, um ein letztes Mal die Girlande zu suchen. Ich hatte zwar die Geschenke für meine Familie beisammen, aber – die Hoffnung stirbt zuletzt – vielleicht winkte mir ja jetzt, wo ich das Geschenk nicht mehr brauchte, das Glück.
    Es war wirklich affenkalt auf dem Rad; es schneite mal wieder, und die Räder rutschten nur so durch die Gegend. Aber ich hielt durch. Kurz vor sieben Uhr war mir kalt bis in den letzten Knochen, ich kam fast um vor Hunger, aber mir war klar: Der Dieb hatte die Girlande entweder entsorgt oder sein Wohnzimmer mit ihr dekoriert.
    Jedenfalls hing sie über keiner Tür unserer Kleinstadt.
    Der Schnee hing an meinen Wimpern, die längst nicht so lang waren wie die von Rese. Trotzdem war meine Sicht ziemlich eingeschränkt. Sonst hätte ich nämlich die schwarz vermummte Gestalt gesehen, die mir mit ausgebreiteten Armen den Weg zu unserem Erlenhof versperrte. So aber …



22. Dezember

W enn Schnee auf einer vereisten Straße liegt und du bremst,rutschen die Räder einfach weiter. Das weiß jeder. Ich wusste das auch. Trotzdem bremste ich, als ich die Gestalt durch meine wegen des Schneefalls zusammengekniffenen Augen erblickte, obwohl ich ahnte, dass der Zusammenstoß nicht zu verhindern war. Es sei denn, ich lenkte das Radl ins Gebüsch. Das war kein guter Gedanke gewesen. Die Räder wollten nicht so wie ich, sie rutschten einfach weg, das Radl kippte, ich lag im Schnee.
    »Ally!« Die Gestalt, die Schuld an dem ganzen Schlamassel hatte, beugte sich über mich. »Hast du dir wehgetan?«
    Ich hatte schon etliche Stürze aus größerer Höhe überstanden, wenn ich von meinem Fury runtergefallen war. Ne, wehgetan hatte ich mir nicht. Aber wütend war ich! »Du Blödmann …«
    Weiter kam ich nicht. Denn Jan nutzte die Gelegenheit und bewies mir ohne störende Zuschauer und absolut endgültig, dass er mich, Ally, dreizehn Jahre alt, mit krausem Wischmopp auf dem Kopf, fast null Busen und steckendünnen Beinen, meiner wunderschönen Schwester Rese vorzog. Was heißt da vorzog! Er war verliebt in mich! Meinetwegen hatte er den letzten Schultag geschwänzt! Um mir – mir, nicht Rese! – Weihnachtsfreude zu besorgen!
    Obwohl diese an Heiligabend nicht größer sein würde als am Abend gestern. Mein erster Kuss! Quatsch – meine ersten Küsse!!!
    Jede, die das Glück hatte, von einem verliebten Wikinger mit silberblonden Haaren und starken Schultern geküsst worden zu sein, ahnt, dass ich gefühlte hundert Jahre später wie auf Wolken nach Hause schwebte, während meine Augen und Ohren noch im siebten Himmel weilten und daher vom Gezeter »Wo warst du? Warum kommst du so spät? Ist dir etwas passiert?« nichts, überhaupt
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