Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Söhne und eine eigenwillige Tochter gezeugt. Mit Katherine hatte er nur London, seine vierjährige Tochter, sein Lieblingskind. Er machte keinen Hehl daraus, dass dieses Kind ihm mehr bedeutete als die übrigen vier zusammen. Die anderen Kinder – von denen die Ältesten bereits erwachsen waren – hatten ihm so viel Schmerz bereitet, und ihre Mutter … Herrgott, was hatte er jemals an Eunice Prescott finden können, einer hageren Frau mit spitzer Zunge, die Sex mit ihm nur als eine leidige Pflicht ansah? Er war zu dem Schluss gekommen, sie sei frigide, bis … Zum Teufel, er wollte nicht daran denken, wie Eunice ihn hinter seinem Rücken betrogen und zum Narren gemacht hatte.
    Wütend über die Richtung, die seine Gedanken einschlugen, geleitete Witt seine Frau zur Mitte des Saals, wo im Schein der Kronleuchter eine Eisskulptur in Form eines galoppierenden Pferds zu schmelzen begann. Nicht weit davon plätscherte schäumend ein mehrstöckiger Champagnerbrunnen.
    Die Band stimmte »In the Mood« an und eine Handvoll mutiger Paare verteilte sich auf der Tanzfläche. Witt nahm ein Glas Champagner von einem Silbertablett und leerte es in einem Zug.
    »Daddy!« Als er aufblickte, sah er London vor sich. Die schwarzen Locken tanzten um ihr Gesicht. Die pummeligen Ärmchen ihm entgegengestreckt, lief sie in einem marineblauen Kleid mit weißem Spitzenkragen und weißen Manschetten auf ihn zu und warf sich in seine ausgestreckten Arme.
    Er drückte sie fest an sich, verknitterte den Samt ihres Kleides, während ihre Beine in weißen Strumpfhosen sich um seine Taille klammerten. »Wie gefällt dir die Party, Prinzessin?«
    Ihre blauen Augen waren groß und rund, ihre Wangen vor Aufregung gerötet. »Es ist laut.«
    Er lachte. »Ja, das ist es.«
    »Und alles ist voller Rauch!«
    »Lass das nicht deine Mutter hören. Sie hat diese Feier als besondere Überraschung geplant, und wir wollen doch nicht, dass sie enttäuscht ist«, sagte Witt und zwinkerte seiner Tochter verschwörerisch zu.
    Sie zwinkerte zurück, drückte ihr keckes kleines Näschen an seinen Hals, und er roch den Duft von Babyshampoo. Sie zupfte an seiner Fliege und er lachte wieder. Nichts machte ihn so glücklich wie dieses ungestüme, vorwitzige kleine Ding.
    »He, dafür bin ich zuständig«, protestierte Kat lächelnd und löste Londons Finger sanft von Witts Hals. Sie gab ihrer Tochter einen Kuss auf den Scheitel und mahnte: »Lass Daddys Fliege in Ruhe.«
    »Wie wäre es mit einem Tänzchen?«, fragte Witt das kleine Mädchen. Zwischen Kats Augenbrauen erschienen diese vertrauten kleinen Fältchen stummer Missbilligung, doch Witt störte sich nicht daran. Er leerte ein weiteres Glas Champagner und wirbelte die lachende London über die Tanzfläche. Das Kind, seine Prinzessin, jauchzte vor Vergnügen.

    »Widerlich, nicht?«, bemerkte Trisha, die neben der Band stand. Sie lehnte sich an den glänzenden Konzertflügel und nippte mürrisch an einer Sektflöte. Da sie kürzlich einundzwanzig geworden war, durfte sie Alkohol trinken.
    Zachary zuckte leicht mit der Schulter. Er war an das Theater des alten Herrn gewöhnt; was Witt trieb, störte ihn längst nicht mehr. Zachary hatte sich nie gut mit seinem Vater verstanden, erst recht nicht, nachdem Witt sich von seiner ersten Frau scheiden ließ und später eine heiratete, die nur sieben Jahre älter war als sein ältester Sohn Jason, Zacharys Bruder. Zach wäre zu dieser Feier am liebsten gar nicht erschienen. Er hatte sich lediglich dem Zwang gebeugt und konnte es kaum erwarten, dem verräucherten, lauten Ballsaal voller langweiliger alter Leute – Speichellecker, einer wie der andere – zu entkommen.
    »Dad kann die Finger nicht von Kat lassen«, sagte Trisha mit leicht schleppender Stimme. »Es ist widerwärtig.« Sie trank noch einen Schluck. »Dieser geile alte Bock.«
    »Vorsicht, Trish«, warnte Jason, der sich zu seinen Geschwistern gesellte. »Dad hat den Saal sicher verwanzen lassen.«
    »Sehr komisch«, versetzte Trisha und warf ihr langes kastanienbraunes Haar zurück. Doch sie lachte nicht. Ihre blauen Augen waren ausdruckslos und gelangweilt, und ihr Blick glitt unablässig über die Menschenmenge, als suche sie nach etwas oder jemandem.
    Jason kniff die Augen zusammen. »Weißt du, die Hälfte der Leute hier würden den alten Herrn gern stürzen sehen.«
    »Sie sind seine Freunde«, wandte Trisha ein.
    »Und seine Feinde.« Jason lehnte sich mit der Hüfte gegen den Flügel. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher