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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut
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Band machte gerade eine Pause. Er beobachtete seinen Vater, der, immer noch mit London auf dem Arm, Konversation machte, von einer Gruppe juwelengeschmückter Gäste zur nächsten ging, ohne die Kleine abzusetzen.
    »Wen schert das?«, fragte Zach.
    »Ah, so spricht der ewige Rebell.« Jason lächelte unter seinem Oberlippenbart dieses Lächeln, das Zach so zur Weißglut trieb. Jason spielte sich auf, als sei er allwissend. Mit seinen dreiundzwanzig Jahren studierte er bereits Jura und ließ keine Gelegenheit aus, den sechs Jahre jüngeren Zach seine Überlegenheit spüren zu lassen.
    Zach zupfte an dem engen Kragen seines Smokinghemds. Er konnte Jason genauso wenig ertragen wie seine Schwester Trisha. Beide gaben viel zu viel auf den alten Herrn und sein Geld.
    Er überließ es Jason und Trisha, sich Sorgen um Witts große Zuneigung zu London zu machen und bahnte sich einen Weg zum Rand des Gedränges.
    Im Vorbeigehen stibizte er von einem verlassenen Tisch ein Glas Champagner, dann schlenderte er hinüber zu den hohen Bogenfenstern, von denen aus man die Stadt überblicken konnte. Mit einem Anflug von Befriedigung schaute er hinaus in die heiße Julinacht und trank seinen Champagner. Der Verkehr strömte träge durch die Straßen. Heckleuchten blinkten und verschwammen, Autos und Lastwagen rollten durch die Stadt und über den breiten Willamette River hinweg, einen trägen schwarzen Wasserlauf, der den Westen der Stadt vom Osten trennte. Von den Straßen stieg Dunst auf.
    Jenseits der Lichter der Stadt ragte in der Ferne eine Bergkette auf, die Cascades. Gewitterwolken, die sich schon den ganzen Tag über aufgetürmt hatten, verdeckten die Sterne und knisternde Blitze erhöhten noch die Spannung der schwülen Nacht. Zach trank seinen Champagner aus und ließ das Glas verstohlen im Kübel eines Baumes verschwinden, wo er es halb in der Erde vergrub.
    Er fühlte sich fehl am Platze, wie immer im Kreis seiner Familie. Diese förmliche Feierlichkeit, die Kat organisiert hatte, führte ihm deutlicher denn je vor Augen, dass er anders war als seine Geschwister. Er sah den übrigen Mitgliedern des Danvers-Clans nicht einmal ähnlich. Alle außer ihm hatten helle Haut, blaue Augen und blondes bis brünettes Haar.
    Zach ähnelte mehr als sonst irgendjemand in der Familie der kleinen London. Das brachte ihm bei Jason, Trisha und Nelson, seinem jüngeren Bruder, durchaus keine Pulspunkte ein; die drei ließen keine Gelegenheit aus, ihrem Hass auf die Halbschwester Ausdruck zu geben.
    Er schnaubte verächtlich und dachte an London. Die Kleine war ihm im Grunde gleichgültig. Sicher, sie ging ihm auf die Nerven – Vierjährige waren nun einmal lästig, aber London war nicht so schlimm, wie die anderen sie darstellten. Zach fand es sogar ganz amüsant, dass sie jetzt schon gewisse Züge erkennen ließ, die Kat im Lauf der Jahre perfektioniert hatte. Und schließlich konnte London nichts dafür, dass der alte Herr tat, als sei sie ein Juwel oder sonst eine Kostbarkeit von unschätzbarem Wert.
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen, drängte London sich durch die Menge zu ihm und klammerte sich an sein Bein. Zach wollte sie fortschicken, doch da hatte sie bereits das Sektglas in der Kübelerde entdeckt.
    »Fass das nicht an!«, flüsterte er streng. Sie hob rasch den Blick, ein durchtriebenes Funkeln in den Augen. Herrgott, wenn er doch einfach auf den Balkon hinausgehen und eine rauchen könnte – noch so ein Laster, das sein Vater und seine Stiefmutter missbilligten. Dabei war Kat niemals ohne ihr goldenes Zigarettenetui anzutreffen und Witt gönnte sich mit Vorliebe seine Zigarren, illegale Importware aus Havanna.
    London ließ das Glas wieder in den Kübel fallen. »Versteck mich vor Mommy!« Mit einem frechen Kichern duckte sie sich hinter seine Beine.
    »He, lass mich in Ruhe mit deinen albernen Spielchen.«
    »Pssst. Sie kommt!«, flüsterte London.
    Wunderbar. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
    »London?« Katherines Stimme übertönte die sanfte Melodie einer Ballade.
    Hinter ihm versuchte London ein Kichern zu unterdrücken.
    »London, wo steckst du? Komm jetzt, es ist Zeit zum Schlafengehen. Ah, da bist du ja!« Kat, ihr einstudiertes Lächeln auf den Lippen, wich einer Gruppe von Männern aus, wobei sie im Vorübergehen mit den Fingern winkte, und spürte dann mit der Präzision eines Bluthundes ihre kleine Tochter auf.
    »Nein!«, kreischte London, als ihre Mutter sich näherte.
    »Komm, Schätzchen, es ist schon
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