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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut
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tust, kann mich überraschen.« Er lachte leise tief in der Kehle. Natürlich hatte er gewusst, dass sie den Ballsaal seines eigenen Hotels im Namen irgendeiner fiktiven Schwesternschaft gemietet hatte. Wer auf einen sechzigjährigen Aufstieg zum gewieftesten Geschäftsmann in Portland zurückblickte, dem entging nicht so leicht etwas. Als er seine Frau spielerisch an sich drückte, spürte er ihre Brüste unter dem schwarzen Seidenkleid. Noch vor ein paar Jahren hätten allein der Duft ihres Parfüms und das Wissen, dass sie unter ihrem Kleid völlig nackt war, ihn unsäglich erregt. Sie trug nichts außer dem Kleid und ihren Stilettos.
    Katherine zog einen niedlichen Schmollmund, während der Pianist ein Solo spielte. Ihr schwarzes Haar schimmerte im gedämpften Licht der Kronleuchter unter der gewölbten Decke und ihre tiefblauen Augen schauten ihn durch dichte, dunkle, schön geschwungene Wimpern hindurch vielsagend an.
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte er sein Vermögen geopfert für eine Nacht in ihrem Bett. Sie war sinnlich und klug und wusste genau, wie sie einem Mann Lust bereiten konnte. Er hatte sie nie danach gefragt, woher sie so bewandert in der Liebeskunst war, sondern war nur dankbar gewesen, dass sie ihn als Liebhaber angenommen hatte und ihm die Lust wiederschenkte, die er irgendwann in den mittleren Jahren verloren zu haben schien.
    Im Bett verwandelte sich Kat von einem Schmusekätzchen in eine Wildkatze, und für ein paar Jahre hatte ihre ungezügelte sexuelle Energie genügt, um ihn zu befriedigen. Er hatte sie geheiratet, war ihr treu geblieben und hatte in den ersten Jahren jeden zweiten Tag mit ihr geschlafen. Doch sein Begehren war wie immer kurzlebig, und inzwischen konnte er sich nicht mehr entsinnen, wann sie zuletzt Sex gehabt hatten. Bei dem Gedanken an seine Impotenz stieg ihm das Blut heiß in den Kopf. Selbst jetzt, da sie ihre Schenkel fest gegen seine presste und mit der Zungenspitze eine empfindliche Stelle hinter seinem Ohr liebkoste, empfand er nichts, keine Spur von Feuer in seinem Blut, keine willkommene Härte zwischen den Beinen. Nicht einmal das stürmischste Vorspiel konnte ihn noch zur Erektion bringen. Es war ein Wunder, dass es ihnen gelungen war, ein Kind zu zeugen.
    In plötzlichem Zorn stieß er sie grob von sich, um sie gleich darauf wieder in seine Arme zu reißen. Sie lachte dieses leise, kehlige Lachen, das beinahe schmutzig klang. Er mochte ihr Lachen. Er mochte alles an ihr. Plötzlich verspürte er den Wunsch, sie hier aufs Parkett zu werfen und sie zu nehmen, wie sie es liebte – mit animalischer Wildheit, während vierhundert Augen entsetzt zusahen, wie er bewies, dass er noch ein Mann war und in der Lage, seine Frau zu befriedigen.
    Sie hatte es mit allen Raffinessen versucht, die ihr zu Gebote standen. Mit hauchzarten Negligés. Mit Guckloch-BHs, die die Brustwarzen freiließen, und mit langen schwarzen Strapsen an ihren wohlgeformten Oberschenkeln. Sie hatte ihn mit der Zunge und mit unflätigen Worten gereizt, ihm spielerisch Klapse auf Hintern und Eier gegeben, doch nichts konnte ihn noch erregen, und die Vorstellung, dass er zu keiner Erektion mehr fähig war, vielleicht nie wieder im Leben Sex haben konnte, fraß an seinem Inneren, ja, versetzte ihn schier in Todesangst.
    Der Song war zu Ende. Er beugte sich vor, bog ihren Rücken weit durch, sodass sie sich an ihm festhalten musste. Ihre Augen senkten sich in seine, ihr schwarzes Haar streifte den mit pinkfarbenen Rosenblättern bestreuten Boden. Ihr Busen, der sich vor Anstrengung heftig hob und senkte, drohte aus dem tiefen Ausschnitt ihres Kleides zu quellen.
    Vor den Augen des Publikums drückte er einen Kuss tief auf ihr Dekolleté, als könne er sich vor Geilheit kaum beherrschen, dann riss er sie wieder hoch, und um ihn herum brach alles in Lachen und Applaus aus.
    »Du alter Hengst, du!«, rief ein Mann, woraufhin Kat errötete wie eine unschuldige Jungfrau.
    »Geh doch mit ihr nach oben. Worauf wartest du noch?«, rief ein anderer, ein durchtriebener Bursche mittleren Alters. »Wird es nicht allmählich Zeit, dass ihr zwei einen Sohn bekommt?«
    »Später.« Witt zwinkerte den Gästen zu, froh, dass sie sein Geheimnis nicht kannten. Kat würde niemals ein Sterbenswörtchen über seine Schande äußern. Ein Sohn – wenn diese Schar von Freunden, Verwandten und Geschäftspartnern nur wüsste …
    Er würde keine Kinder mehr bekommen. In seiner ersten Ehe mit Eunice hatte er drei
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