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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch
Autoren: Mark Spörrle
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der tiefblau das Meer leuchtete.
    Das Haus war ein Traum. Ein altes Landhaus, oder sagte man Finca? Dreistöckig, wein- und oleanderbewachsen, in einem großen verwilderten Garten.
    »Es tut mir leid, Señora«, sagte Fernandez, »ich fürchte, ich kann Sie mit diesem Auto nicht mehr zu ihrer Verabredung bringen. Wohin wollten Sie eigentlich?«
    »Zum vista de no retorno.« Vor ein paar Minuten hätte Susan das wahrscheinlich noch mit vollerer Stimme gesagt. Weniger piepsig. Sie vermied Moritz’ Blick.
    Was nicht schwer war. Er betrachtete abwesend die Palmen an der Hausecke.
    »Das Haus ist ein Traum«, sagte Susan.
    »Ach hören Sie auf. Alles nur romantisches Gesäusel. Sie müssen ja nicht drin wohnen«, sagte die ältere Dame. »Unser Dach ist undicht. Der Pool leckt. Die Heizung streikt. Und jetzt steckt in der Hauswand auch noch Ihr Auto. Was das kostet! Und wir haben nicht mal das Geld für die Gartenpflege, die mein Mann nicht mehr selbst machen kann!«
    Der ältere Mann zuckte die Schultern und seufzte.
    »Ich will endlich eine neue Wohnung mit Fahrstuhl«, sagte seine Frau.
    »Bis wir diese Ruine loswerden, dauert es doch ewig«, antwortete ihr Mann.
    »Vielleicht ja nicht«, sagte Moritz.
    MORITZ
    Während Fernandez mit den alten Leutchen sprach, gingen Susan und Moritz am Haus entlang und sahen durch die Fenster nach drinnen.
    Es gab hohe Decken, alte Möbel, Flügeltüren mit Fensterläden. Einen großen Essraum mit offener Küche, Kamin und langem Tisch.
    »Was ich sehen kann, ist sehr schön«, sagte Susan. Bei dem Unfall hatte sie ihre Sonnenbrille verloren, und ihre Augen waren ziemlich geschwollen; sie musste unter schlimmem Heuschnupfen leiden.
    »Das freut mich«, sagte Moritz. »Ich denke a n …«
    »Das Ferienhaus deiner Kindheit?«
    Sie lachten beide. Erst jetzt fiel Moritz auf, dass sie sich seit dem Unfall ganz selbstverständlich duzten.
    »Ich freue mich, dass du doch noch zur Hausbesichtigung mitgekommen bist«, sagte Moritz. »Wenn auch zur Besichtigung eines anderen Hauses. Trotz deines Termins.«
    »Der hat vielleicht noch etwas Zeit«, sagte Susan.
    So wie sie ihn ansah, beschlich Moritz ein leiser Verdacht: Konnte es sein, dass ihre Augen nicht verheuschnupfte, sondern verheulte Augen waren? Und konnte es sein, dass er an diesen verheulten Augen irgendwie schuld war? Auch, wenn er sich kein bisschen vorstellen konnte, wie.
    Er würde sie fragen. Nachdem er sie geküsst hatte.
    Da klingelte sein Handy.
    Jeden anderen hätte er weggedrückt, nur Jasmin nicht.
    »Jasmin, Süße!«, rief er. »Ich habe die ganze Zeit an dich gedacht! Wie geht es dir? Ist alles gut?«
    Es war eine schlechte Verbindung, er hörte Jasmin lachen und weinen, sie sei noch in London, sie habe gerade mit ihrer Band gefrühstückt. Und mit William Orbit! Und er wolle sie produzieren, er wolle ihr Album neu einspielen und rausbringen. »Wahnsinn!«, schluchzte sie.
    Erst als er ihr zu Ende gratuliert hatte, fiel ihm auf, dass Susan weg war.
    OLIVER
    Ab Mittag machten sie es sich alle am Strand gemütlich. Beim erstbesten Liegen- und Schirm-Vermieter. Genau, bei dem, wo sie damals Ärger mit den Alten bekommen hatten. »Ich wette, hier liegt der miese Scheiß-Kinderhasser, der die ganze Zeit gegen unsere Wand geklopft hat«, sagte Sven lautstark, als sie zu ihren Liegen gingen. »Das Schwein soll sich nur melden, wenn es sich traut!«
    Niemand traute sich. Und je ausgelassener die vier Kids zwischen den Liegen Fangen spielten, umso mehr von den Sauertöpfen verschwanden wortlos.
    SUSAN
    Außer Atem kam Susan beim vista de no retorno an. Auf dem kleinen Steinmäuerchen balancierte ein Mann in senffarbener Jogginghose und blauem Kurzarmhemd. Als er sie sah, sprang er zurück und verschwand mit einem ärgerlichen »Hach!« im Gebüsch. Wind blies Susan ins Gesicht, tief unten rauschte und schäumte das Meer.
    Es war ganz einfach. Sie würde über das lächerliche Steinmäuerchen steigen. Dann würde sie nach vorne springen, und den Aufprall tief unten auf den Fels würde sie vielleicht schon gar nicht mehr merken.
    Susan wunderte sich, dass sie nicht weinte. Sie spürte eine solche Wut: »Wie konnte ich mir nur Hoffnungen machen! Wie erbärmlich naiv ich bin! Warum sollte er mich meine n – und nicht die Vorige oder die Nächste oder eine, die er sowieso schon ha t –« ihre Stimme schnappte über. »Die süße Jasmin!« Sie holte noch mal tief Luft, »dieser Scheißkerl!!!«
    Sie hörte ein Geräusch hinter
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