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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch
Autoren: Mark Spörrle
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»Wir haben unser Gepäck genau gewogen. Mehrfach. Mit Ladegerät wären es zwanzig Gramm über dem erlaubten Gewicht gewesen. Und was sollen wir mit einem Handy ohne Ladegerät?«
    JESSICA
    Als sie sofort nach dem Abheben ihr Notebook hochfuhr, huschte eine Flugbegleiterin herbei und brachte das Sprüchlein von den bösen elektronischen Geräten. Aber dann schrillte irgendwo ein Handy, eine Frau begann laut zu telefoniere n – »Woooo? Im Fliejah? Mensch, ick ooch! Ick seh dir! « – und die Begleiterin verschwand mit zuckendem Mund.
    Gut so, Jessica hatte keine Zeit zu verlieren. Die Präsentation musste fertig werden, damit sie zu dieser Spielzeughersteller-Übernahme kam. Die übliche Kiste: Ein belgischer Investor kaufte eine Traditionsfirma, des Namens wegen. Er würde abspalten, auslagern, kündigen, wo ging, und den Rest in ein Billiglohnland verlagern. Ihr Job war, alles in der Öffentlichkeit rundum positiv klingen zu lassen. Statt Übernahme: Aufbruch zu neuen Märkten. Statt Investor: Synergien. Jessica würde erzählen, dass die belgischen Spielzeugautos Räder hatten, die wie in alten Zeiten nach echtem Gummi rochen. Sie würde den Teufel tun zu erzählen, dass die Räder so stanken, weil sie in Fernost aus minderwertigem Material hergestellt wurden.
    Eine Mission für ein echtes Bond-Girl, hatte Julian gesagt und gelacht. Na ja. Wenn’s so schwer wäre, hätte der Big Boss sein Krisenteam drangesetzt, wie bei diesem Großbahnhofprojekt, das nur die Baumafia wollte. Im Krisenteam bei in verba veritas arbeiteten die Besten der Besten. Und bald würde sie dazugehören. Kaum vier Jahre, nachdem sie als Praktikantin im coolsten Laden der Branche angefangen hatte. Das hieß: noch mehr Kohle. Cayenne oder Q6 als Dienstwagen. Demütige Anrufe von Headhuntern. Extrem lässig.
    Sie konzentrierte sich. Versuchte, die Typen zu ignorieren, die im Gang rumstanden und Alkohol tranken, als seien sie auf dem Weihnachtsmarkt. Auch den Typen da, schräg gegenüber von ihr, der sich mit seinem Lockenkopf und der Kassenkombisonnenbrille extrem toll vorkam und sie die ganze Zeit angrinste wie ein Kürbis an Halloween. Dabei fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte, die Bambusse im Dachgarten zu gießen. Wenn sie heimkam, würde sie neue brauchen, das dritte Mal in diesem Jahr.
    MARIO
    Wenn man die Bräute hier anguckte, hatte er echt Schwein gehabt, dass das mit Ägypten nichts geworden war. Die paar Toten hätten ihm nichts ausgemacht, solange sie nicht im Pool schwammen, schließlich stimmte der Preis. Aber der Veranstalter kniff dann doch, weil es nicht lohne, das Hotel für einen einzigen Urlauber zu öffnen. Was konnte er denn dafür! Mario hatte dann gleich eine Woche Insel-Urlaub gebucht. Da konnte es keine doofen Überraschungen geben, stabile Regierung, Deutsch fast Amtssprache, dreißig Grad im Schatten. Bermudas, T-Shirt und Schlappen reichten völlig, und auf dem Weg zum Flughafen konnte man sich mit Bier wärmen.
    44 9 Euronen all inclusive hatte er bezahlt, und die würde er wieder reinholen. Mindestens. Sonne, Sand und Meer kamen als Goodie obendrauf. Und die Weiber als Extra-Goodie. Er ging mal davon aus, dass die meisten Bräute hier in seinem Hotel wohnten, und einigen war schon anzusehen, wie easy man bei ihnen landen konnte.
    Also, er musste sich ranhalten.
    Mario orderte Kaffee, Bier, belegte Käsestange, alles inklusive. Das war das Frühstück. Und dann orderte er das Gleiche noch mal. Das war das Extra-Frühstück. Das er vom Reisepreis abziehen konnte. Beim Bäcker an der Ecke kosteten Kaffee, Bier und Käsestange 6,4 5 Euro. 449 minus 6,45: Blieben noch 442,5 5 Euronen Miese, die er extra verfuttern und versaufen musste.
    Und jetzt: Showtime, ihr Perlhühner, hier kommt Super Mario!
    Zwei Reihen weiter saß eine Braunhaarige, an den nackten Armen Silberringe, tief ausgeschnittenes T-Shirt, schwarze Lederweste. Sie saß allein, Mario änderte das sofort. »Hey, ich bin Mario. Mann, endlich Urlaub! Bin ich froh. Da denken andere, einer mit meinem Job kann auch mal den Faulen machen. Vergiss es. Was ich zu koordinieren hab e …«
    Sie drehte den Kopf und sah an ihm vorbei.
    Neben ihm stand eine kurzhaarige Frau in Lederjacke, zwei Bier in den Händen. Sehr dicht neben ihm.
    »Sorry«, sagte er und rappelte sich hoch. »Sorry, ä h … Ich hab gedacht, das ist Bea. Mit der ich früher zusammen auf der Schule war. Aber du bist nicht Bea, oder?«
    »ICH bin Bea«, sagte die Lederjackenfrau.
    »Mann!«,
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