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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch
Autoren: Mark Spörrle
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Julian sie in der Konferenz bat, zu fahren. Ein Extra-Dankeschön eines Reiseveranstalters, den sie kommunikativ aus der Scheiße geholt hatten: eine Woche Urlaub im Vier-Sterne-Hotel, Superior-Suite, all inclusive. Nun, nicht dort, wo sie die Haie zu Delfinen kommuniziert hatten, aber trotzdem: Ein solches Hotel war nicht unbedingt Jessicas Stil. Aber man konnte so was ja schlecht ablehnen, ohne den Kunden zu verärgern. Und Julian hatte gesagt, sie habe ja ewig keinen Urlaub gemacht. Ich brauche keinen Urlaub, hatte sie geantwortet, ich muss meine Projekte durchziehen.
    Julian hatte nur gelacht, sein zähnefletschendes, lang anhaltendes Lachen.
    Er war genauso wenig ein Freizeittyp wie sie, aber wenn er so lachte, sollte man ihm nicht zu sehr widersprechen. Wenigstens hatte sie sich vorher noch das Spielzeugprojekt gekrallt; für den Aufstieg ins Krisenteam brauchte sie jeden Pluspunkt, den sie kriegen konnte.
    OLIVER
    »Muss sich deine Mutter eigentlich immer einmischen?«, fragte Oliver, als sie mit den Kindern allein vor ihrem Zimmer standen. »Hast du gemerkt, wie sie mir an der Rezeption in den Rücken gefallen ist?«
    Anna sah ihn mit jener latenten Genervtheit an, die bei ihr seit Monaten schon fast Normalzustand war: »Oliver! Hör endlich auf, auf meinen Eltern herumzuhacken! Sie sind extra mitgekommen, um uns im Urlaub mal die Kinder abzunehmen. Damit wir endlich auch mal Zeit für uns haben. Und du erinnerst dich: Auch du fandest das gut.«
    Ja, es war ein großer Fehler gewesen, nicht gleich »Nein! Nur über meine Leiche!« zu schreien.
    Oliver schloss die Zimmertür auf. Warme Luft schlug ihnen entgegen. »Die Klimaanlage geht nicht«, sagte Anna, Alarm in der Stimme. »Und hier hat jemand geraucht! Das geht gar nicht!«
    Sie riss die Balkontür auf und rannte nach draußen. Oliver hielt die Kinder fest und sah sich im Zimmer um. Es war einfacher eingerichtet als auf den Bildern. Es gab keine Vorhänge, keinen Tisch und keine Stühle. Die hätten auch nicht mehr hier hereingepasst, denn mit den beiden Campingbetten am Fußende des Doppelbetts war das Zimmer schon voll. Oliver konnte jetzt schon wetten, dass sämtliche Matratzen durchgelegen waren.
    »Ich sehe kein Meer«, Anna kam vom Balkon wieder herein. »Kein bisschen! Im Prospekt steht, man hat von jedem Doppelzimmer aus Meerblic k … Was machst du?«
    »Ich rufe die Rezeption an«, sagte Oliver.
    »Musst du dich wieder mit denen anlegen? Können wir uns nach dem anstrengenden Flug nicht erst mal erholen?«
    Die Kinder begannen juchzend, auf den Campingbetten hin und her zu hüpfen.
    »Was mache ich?«, fragte Oliver. »DU hast doch gesagt, du könntest das Meer nicht sehen!«
    Anna verdrehte die Augen. Typisch. Sie regte sich gerne stundenlang über alles Mögliche auf. Aber statt zu versuchen, das zu ändern, verkroch sie sich dann doch lieber hinter Büchern, die von Wanderhuren oder Werwölfen handelten.
    Oliver rief die Rezeption an: Das Zimmer sei unbewohnbar.
    Es kam der arrogante Kerl von gerade eben und bügelte alles ab. Die Klimaanlage funktioniere einwandfrei, so lange man nicht die Balkontür öffne, wie sie es getan hätten. Das mit dem Rauch könne nicht sein, denn alle Zimmer seien Nichtraucherzimmer. »Und Vorhänge sind in den Standard-Doppelzimmern nicht vorgesehen. Sie wurden von den Gästen zu häufig heruntergerissen. Aber Sie werden froh sein: Wir haben einen herrlichen Sonnenaufgang. Andere bezahlen viel Geld dafür, so geweckt zu werden. Und wenn Sie früh dran sind, ist am Büfett auch noch genug von allem da.«
    Der Kerl war nicht arrogant; er war schweinefrech.
    »Und der Meerblick?«, fragte Oliver scharf.
    »Selbstverständlich«, der Rezeptionist lächelte. »Gehen Sie auf den Balkon. Etwas nach rechts. Nach rechts! Noch mehr. Halt! Und nun gucken Sie nach schräg links. Machen Sie sich etwas größer. Größer, GRÖSSER! So! Der Streifen da hinten zwischen den zwei Gebäude n – DAS ist das Meer! Zufrieden? Na sehen Sie!«
    »Das ist alles?«, fragte Oliver und kehrte vom Balkon zurück.
    »Mehr ist in dieser Zimmerkategorie nicht drin! Ich kann Ihnen empfehlen, beim nächsten Aufenthalt eine höherwertigere Kategorie zu buchen. Beispielsweise unsere Exklusiv-Zimmer. Sie haben eine Ausstattung für sehr hohe Ansprüche und liegen im vierten Stock.«
    »Wir haben Exklusiv-Kategorie gebucht«, erinnerte Oliver. »Wir sprachen vorhin darübe r …«
    Plötzlich rumste es hinter der Wand zum Nebenzimmer. Dann begann
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