Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch
Autoren: Mark Spörrle
Vom Netzwerk:
schicke er alles an BILD oder BUNTE, oder man zahle, und zwar kräftig. Und man durfte sich noch glücklich schätzen, wenn er einem überhaupt diese Wahl ließ.
    Moritz hielt sich also vom Bett fern und fragte, sicherheitshalber die Hände auf dem Rücken, was sie hier tue.
    Sie starrte ihn nur an.
    »Verstehen Sie Deutsch?«, fragte Moritz.
    Sie nickte langsam.
    »Passen Sie auf«, sagte Moritz. »Ich weiß, für wen Sie mich halten. Aber Sie irren sich: Ich bin es nicht. Ich sehe nur so aus. Mein Name ist Stefan Schmidt aus Darmstadt, und ich will hier meinen lang ersehnten Pauschalurlaub verbringen. Das ist alles. Sie können sich also ruhig wieder anziehen, verschwinden und bei Facebook schreiben, dass Sie widerrechtlich und verbotenerweise ins Zimmer eines Mannes eingedrungen sind, der einem gewissen Schauspieler sehr ähnlich sieht, aber mehr auch nicht. Und deswegen können Sie auch davon Abstand nehmen, Fotos zu machen oder Ähnliches. Ich bin es nicht, verstehen Sie, ICH BIN ES NICHT!!!«
    SUSAN
    Nein, das war kein Traum. Dieser Mann stand tatsächlich da und hielt einen seltsamen Monolog. Offenbar glaubte er, NICHT Moritz Palmer zu sein, womit er sich definitiv irrte. Aber darum ging es im Augenblick gar nicht. Es ging um das viel Naheliegendere.
    »Was«, herrschte sie ihn an, »was machen Sie Schwein in meinem Zimmer?«
    »IHR ZIMMER?«, fragte er und näherte sich mit geweiteten Augen.
    Es ist so weit, dachte sie, so würde sie also sterben, gekillt von einem durchgedrehten Star, der ihr in ihrem Hotelzimmer aufgelauert hatte. Eine Todesart, an die sie, zugegeben, noch nicht gedacht hatte.
    Aber so wollte sie es nicht. Sie wollte selber entscheiden, wann es so weit war.
    Susan federte vom Bett hoch, schlug ihm die Hand ins Gesicht, und als er mit einem erschrockenen Laut die Arme hochriss und nach hinten sprang, griff sie nach dem Kamm mit dem langen spitzen Dorn, der immer auf ihrem Nachttisch lag.
    Der Kamm war nicht da!!!
    Sondern Manschettenknöpfe. Und eine protzige Männeruhr. Auf ihrem Nachttisch!
    Auch sonst lag überall fremdes Zeug herum, weiße Hemden, ein Stapel Schnellhefter, ein iPad, Lautsprecherboxen. Ihre Sachen dagegen, ihren Koffer, der neben dem Bett gestanden hatte, ihre Jacke, all das musste dieser wahnsinnige Schauspiele r – beseitigt haben!
    Aufbrüllend ging sie in Kickbox-Angriffshaltung und umkreiste ihn, bei der kleinsten falschen Bewegung seinerseits bereit zum finalen Doppeltritt auf die Nuss.
    »Sind Sie irre?«, stammelte er und tastete mit den Fingern seine Wange ab. »Sie haben mich einfac h – geschlagen! Sie sind komplett verrückt! Wissen Sie, was das kostet, wenn Sie mir auch nur einen einzigen Zahn locker geschlagen haben und ich nicht pünktlich anfangen kann zu drehe n …«
    Er drehte sich zum Spiegel um, zog die Lippe herunter und betrachtete seine Zähne.
    Sie wollte sich in Richtung Bad schieben; dort hatte sie einige Sprays, von denen jedes einzelne eine gnadenlose Selbstverteidigungswaffe war.
    Aber: Nicht mal das Bad war mehr da, wo es mal gewesen war.
    Und überhaupt: Das Zimmer sah anders aus! Es wa r – größer! Hatte einen Nebenraum mit Flügeltüren. Und der Blick aus dem Fenster auf das Mee r …
    Es war nicht ihr Zimmer.
    Sie überlegte kur z – er war immer noch mit seinen Zähnen beschäftigt und sah im Moment nicht sehr gefährlich au s – und gab dann die Kickbox-Haltung auf.
    »Glück gehabt«, sagte er zu sich und wandte sich ihr zu. »Trotzdem könnte ich Sie wegen Nötigung oder Körperverletzung verklagen, auf jeden Fall wegen unbefugten Eindringens.«
    »Ich bin im falschen Zimmer gelandet«, sagte sie brüsk.
    Er sah sie an, offenbar erstaunt, etwas Vernünftiges von ihr zu hören, und nickte dann, sich die knallrote Wange reibend. »Sieht so aus.«
    »Ich gehe dann«, sagte sie. »Entschuldigung!« Sie sammelte ihre Badeschuhe auf.
    Er ließ sie nicht aus den Augen, als sie zur Tür ging.
    Sie lief zum Fahrstuhl. Auf der Anzeige sah sie, dass sie in den sechsten Stock gefahren war statt in den dritten.
    Wie er ihr nachgeguckt hatte! Die Männer waren alle gleichermaßen triebfixiert, auch die prominenten.
    MORITZ
    Er presste zwei kalte Flaschen aus der Minibar gegen die Wange, damit er keine Schwellung bekam. Dass ihn ein Fan einfach so geohrfeigt hatte, das hatte er noch nie erlebt. Geküsst ja, manche hatten offenbar einen Wettbewerb im Promi-Küssen am Laufen, aber geohrfeigt? Es hatte neulich eine Stalkerin gegeben, die war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher