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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch
Autoren: Mark Spörrle
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hätte, vielleicht hätten sie die Weight Watchers sogar zum Mitglied des Monats gemach t – »ihr Erfolgsgeheimnis: Sie wurde sitzengelassen. Applaus!« Schließlich beschloss sie, Schluss zu machen. Und zwar richtig. Irgendwo, wo weder Freundinnen noch Eltern sie finden würden. Sie ging ins nächstbeste Reisebüro. Und hatte wieder Pech. Die Frau dort gab sich richtig Mühe. War total hilfsbereit. Hätte sie sagen sollen: »Bitte nur einmal one way nach Afghanistan, Hotel lohnt nicht, ich will mich eh umbringen«? Also ließ sie sich irgendein Pauschalangebot geben. Sie würde es ja nicht lange aushalten müssen.
    OLIVER
    Kaum waren sie auf Reisehöhe, wurden Carlotta und Elias unruhig und wollten sich abschnallen. Denn genau vor ihnen sprangen zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, beide etwas älter, wie Gummibälle auf ihren Sitzen herum. Und stopften aus einem großen Rucksack Schokolade, Schaumwaffeln und Gummitiere in sich hinein, als ginge es um ihr Leben.
    Ihre Kinder waren gut erzogen, ganz anders als diese hemmungslosen Schragen, aber sie schluckten schwer. Anna versuchte hastig, sie mit einem Buch von Pippi Langstrumpf abzulenken. Oliver fing an, mit ihnen Wolken zu zählen, ziemlich laut, um sein eigenes Magenknurren zu übertönen.
    Aber schon fragte Carlotta mit Kleinkindquengelstimme, ob sie auch Süßigkeiten haben könne. Und noch während Anna antwortete, nein, sie wüssten doch, das sei nicht gesund und außerdem schlecht für die Zähne, ging das große Geheule los.
    Na super. Das passierte, wenn man beim Einkaufen eine Urlaubsreise buchte.
    Vor ein paar Wochen hatten sie im Großmarkt neben der Reisebüroecke das »Topangebot für Familien« gesehen: »Vier-Sterne-Hotel direkt am Strand, Pool, Halbpension mit Snackline am Nachmittag, Kinderbetreuung, eine Woche, all inclusive.« Oliver und Anna hatten noch nie im Großmarkt eine Reise gebucht. Sie hatten überhaupt noch nie eine Pauschalreise gemacht. Aber in diesem Saftladen gab es mal wieder kein frisches Gemüse, Carlotta wollte ein Kinderfahrrad mit Hilfsmotor mitnehmen, Elias hatte sich am Tiefkühlschrank die Finger geklemmt, und Anna und er waren so was von fällig, entnervt und durch, dass ihnen dieses Angebot vorkam wie das Ticket ins Paradies.
    Zumindest der Flug war eher das Fegefeuer. Nun heulte auch Elias um Süßigkeiten.
    Oliver wollte gerade in einem letzten verzweifelten Ablenkungsversuch Vollkornkäsebrötchen bestellen. Da drehte sich der Mann vor ihnen um und verzog das narbige Gesicht unter den kurzen Haaren zu einem hässlichen Grinsen. »Is okay, ihr könnt was abhaben. Eure Kiddys haben sicher auch massig Kohldampf. Heute früh hatte ja noch kein MacWürg auf!«
    »Wie bitt e … ach so, j a … vielen Dank«, stotterte Oliver.
    Hätten sie abgelehnt, hätten Elias und Carlotta mindestens eine Stunde gebrüllt, zur hellen Freude aller Mitfliegenden. Also griffen die Zwillinge strahlend nach Gummibärchen und Schokolade. Anna gab ihnen Papiertücher und ermahnte sie, ihre Hände nur daran, keinesfalls an den Sitzen abzuwischen.
    Fünf Minuten lang war alles gut. Dann drehte sich der Junge vor ihnen um, er trug eine grüne Plastikbrille, und begann mit Gummibärchen zu werfen.
    »Könntest du bitte aufhören?«, fragte Oliver.
    Der Junge schoss sich auf Oliver ein.
    »Könntest du bitte aufhören, mich zu bewerfen!«, sagte Oliver.
    Der Junge machte weiter.
    »Hör bitte auf!«
    Der Junge holte erneut aus.
    »Entschuldigun g …«, sagte Oliver zum Vater vor ihm.
    Der lachte. »Is okay, wir haben genug davon! Auch’n Bier?«
    Er winkte einer Flugbegleiterin.
    O Gott!, dachte Oliver. Er raunte der Flugbegleiterin zu, er hätte gerne ein Alkoholfreies.
    »Silke!«, rief die ihre Kollegin. »Hier will jemand ein ALKOHOLFREIES! Hast du zufälligerweise eins dabei?«
    Es wurde still im Flugzeug. Irgendwo setzte leises Kichern ein.
    »Quatsch! Ein richtiges bitte!«, sagte Oliver laut. »Haben Sie ein Pils?«
    Die Schwiegereltern neben ihnen schüttelten ostentativ den Kopf.
    Der Vater von vorn streckte ihm sein Bier entgegen.
    »Sven!«, sagte er. »Schönen Urlaub! Ihr seid auch im Club Playa y Paraiso?«
    »Ja«, krächzte Oliver, »ä h … Oliver.«
    Und er trank das Bier, es schmeckte scheußlich, so langsam es ging.
    PETE
    Er war heiser vom Schreien. Die Leute da unten hatten den Pool verlassen, ohne dass auch nur einer zu ihm hochgeguckt hätte. Petes Uhr lag unerreichbar im Nebenzimmer, aber seiner Schätzung nach
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