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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch
Autoren: Mark Spörrle
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sagt Mario, »WIR waren zusammen auf der Schule? Ludwig-Kösl-Zitzewitz-Gesamtschule Köln-Pforz-Süd?«
    »Genau«, sagte die Lederjackenfrau. »Genau so war’s!«
    Scheiße.
    »Ja, jetzt erkenne ich dich«, sagte die Lederjackenfrau und beugte sich zu ihm herunter, »bist du nicht der Wicht, der immer hinter die Tafel gepinkelt hat?«
    So eine Scheißfrechheit. Mario war erstens nicht klein, er war ganz normal groß, 1,71, wenn die Locken gut standen, sogar 1,77 oder 1,78. Und die Locken standen gut!
    Mario ließ die Lederjacke stehen, es gab hier noch jede Menge Weiber, die keine Kampflesben waren.
    Und dann, bingo! Dunkler Pferdeschwanz, schlanker weißer Nacken. Sie drehte kurz den Kopf. Süße, blaue, leicht geschwollene Hinguckeraugen. Kaum gestylt, aber das hatte sie auch nicht nötig. Sie bewegte die Lippen. Betete sie?
    Hey, vielleicht betete sie um einen Mann? Sie war Mitte dreißig, er hatte einen Blick dafür; alleinreisende Mädels in dem Alter hatten furchtbar Schiss, dass sie keinen mehr abkriegten. Kriegten sie auch nicht. Aber das musste man ihnen ja nicht sagen.
    Mario organisierte schnell zwei neue Biere; Zwischenstand 436,9 5 Euro, ließ sich neben die Braut auf den Sitz plumpsen und hielt ihr eins davon unter die Nase.
    »Hey!«, rief er. »Prösterchen! Ich bin Mario!«
    Sie vergaß vor Überraschung, mitzutrinken. Also trank er allein. Auf ex, da konnte er länger über seine nächsten Sätze nachdenken: »Hey, keinen Bock zu quatschen? Versteh ich. Voll. Bei mir ist es oft genauso: Das ganze Managen, die Verantwortung, das frisst. Und du, Honey, was machst du im normalen Leben?«
    Honey, seit er diesen Ausdruck in einem Film gehört hatte, in dem die Männer weiße Anzüge trugen und mit Motorbooten herumfuhren, hielt er ihn für cool.
    Sie sagte immer noch nichts. Bingo, sein Auftritt musste sie einfach umgehauen haben. Jetzt nur keine peinliche Pause entstehen lassen, einfach weiterreden, dann gehörte sie ihm.
    »Okay«, sagte er. »Was liegt heute Abend an? Schwimmen, essen, Leibesübungen zu zweit?«
    In ihren Augen tauchte etwas wie Fassungslosigkeit auf. Scheiße, der Spruch kam zu früh. Jetzt schnell die Stimmung wieder auflockern.
    »Ä Tännschen«, rief er mit quäkender Lautsprecherstimme, »dies ist ein Notfall, bitte die Schwimmwesten bereithalten und nach dem Benutzen der Notrutsche mit Schwimmbewegungen beginnen. Vergessen Sie nicht, vorher die Ablagen zu putzen und die Zeitungen Ihres Nachbarn zu entsorge n …«
    Sie lachte kein bisschen. Verstand sie kein Deutsch?
    »This is an emergency«, rief er schnell. »Please prepare for landing! Attention, in case of any complications with the aircraf t …«
    »Hallo!«, sagte eine zuckersüße Stimme dicht an seinem Ohr. Es war eine Flugbegleiterin. »Das ist mein Text. Okay?« Ihr Parfüm roch gut, und ihre Augen machten Lust auf mehr.
    »Sorry«, sagte Mario.
    Die Braut neben ihm hob die Hand.
    »Sie spricht kein Deutsch«, sagte Mario zur Flugbegleiterin, »aber ich kann kurz dolmetschen: Yes, please?«
    »Ich möchte einen anderen Platz.«
    »She will another place«, sagte Mario.
    »Weit weg von dem Kerl!«
    »Hey!«, sagte Mario. »Okay, ich kapier’s schon. Okay! Aber wir wohnen ja sicher im selben Hotel. Club Playa y Paraiso, oder?«
    Sie zuckte zusammen. Bingo!
    »Wenn du willst, lade ich dich in den nächsten Tagen zu einem Drink ein. Okay, Honey?« Mario stemmte sich hoch und schenkte auch der Flugbegleiterin ein vielversprechendes Grinsen. Dann fielen ihm die Karten ein. Seine Joker aus der Gesäßtasche, Tipp von seinem Kumpel Fredi, 10 0 Stück 4,99 im Internet. Sahen aus wie Visitenkarten, drauf stand aber was viel Besseres: »Wenn Sie heute Nacht mit mir schlafen wollen, dann lächeln Sie jetzt. Wenn Sie lieber morgen Nacht mit mir schlafen wollen, dann gucken Sie jetzt richtig böse.« Mario drückte eine Karte der Dunkelhaarigen und eine der Flugbegleiterin in die Hand.
    Lustig, wie sie erst lasen und dann gar nicht wussten, wie sie gucken sollten!
    Zeit für Schritt zwei. Er zog aus der anderen Gesäßtasche zwei Karten mit nichts als seiner Handynummer (10 0 Stück 2,9 9 Euro). Die Dunkelhaarige fing gleich an, auch etwas in ihrer Handtasche zu suchen. Ihre Visitenkarte! Dann machte es »pffft!«.
    Er rang nach Luft. Es roch süß. Pfefferspra y – nein: Parfüm! Die Kuh hatte ihn mit Parfüm eingenebelt! Fluchend sprang er auf, seine Augen tränten, er tastete sich zur Toilette.
    Das Waschbecken war
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