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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch
Autoren: Mark Spörrle
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weg«, sagte Moritz.
    »So kann man es auch sagen!« Sie lachte, aber es war ein zynisches Lachen. Verstehe einer die Frauen!
    »Schade«, sagte Moritz. »Habe ich denn vielleicht die Chance, heute mit Ihnen zu Abend zu essen?«
    »Ich fürchte, das geht nicht.«
    »Vielleicht ein anderes Mal?«
    »Ich will aussteigen!« Ihre Stimme klang, als herrsche nun akuter Ohrfeigenalarm.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Moritz, »wir sind ja schon oben auf der Bergstraße. Fernandez kann Sie doch einfach zu Ihrer Verabredung fahren. Dann müssen Sie nicht zu Fuß am Straßenrand zurückgehe n …«
    »Kommt nicht infrage! Halten Sie an, Herr Fernandez!«, rief Susan laut nach vorne. »Lassen Sie mich sofort aussteigen! SOFORT!«
    »Natürlich, Señora«, sagte Fernandez, »oh, o h … zu dumm, es geht nicht.«
    Der Mann war grandios: Er tappte mit den Füßen im Fußraum herum, als trete er die Pedale und wolle anhalten. »Das Auto will nicht! Diese unglaublichen deutschen Wagen, also, wenn sie mal fahre n … Bitte verzeihen Sie! Wo ist die Handbremse?«
    Dieser Makler! Er spielte gut. Es sah aus, als sei er wirklich verzweifelt!
    SUSAN
    Das war eine ganz unverschämte Show, die die beiden hier abzogen, nur weil dieser abgedrehte Star ganz offensichtlich Nachschubprobleme bei den Frauen hatte. Aber der kleine dicke Makler, nie hätte Susan gedacht, dass der mit ihm unter einer Decke steckte, der übertrieb gewaltig. Erstens fing er auf einmal an zu kreischen wie ein durchgeknallter Schimpanse. Zweitens fuhr er viel zu dicht auf diesen Lastwagen auf, der vor ihnen den Berg hochkroch, Susan fiel vor Schreck das Champagnerglas aus der Hand.
    Und drittens riss er auf einmal das Steuer herum, der BMW schoss ganz knapp am Lastwagen vorbei, verließ die Straße, holperte in großen Sprüngen und mit heulendem Motor einen grasbedeckten Abhang hinunter, schrammte über einen Kiesweg, verfehlte nur knapp einen Pool und krachte mit letztem Schwung in eine bröckelnde Hauswand.
    OLIVER
    Vielleicht lag es daran, dass sie nach dem Ausschlafen und Kindereinsammeln mit Sven und Michelle mit Prosecco angestoßen hatten. Aber so locker hatte hier noch kein Tag begonnen. Nach dem Frühstück waren sie alle zusammen an den Strand gezogen, hatten zwei Raucher vergrault und Beachvolleyball gespielt, bis sie nicht mehr konnten. Dann zogen sie zum Pool. Dort war Schaumparty. Elvis, nur sein Kopf ragte aus dem Schaum, brüllte »Hereinspaziert, hereinspaziert. Zwei zahlen nur die Hälfte! Einer zahlt nur das Doppelte!« Hinter ihm wogte, waberte und kreischte es. Offenbar gab es zwei Mannschaften, die die Aufgabe hatten, sich gegenseitig einen oder mehrere Wasserbälle wegzunehmen.
    Sven stieß einen Brüller aus und hechtete in voller Kleidung und mit ausgebreiteten Armen in den Schaum. Michelle schickte ihre Kinder zum Kinderpool und sprang hinterher. »Kommt!«, rief sie Anna und Oliver zu, als sie nach einer halben Minute mit nassen Haaren wieder auftauchte und ihr Oberteil zurechtzupfte. »Kommt! Ist das geil!«
    Carlotta und Elias standen da und sahen sehnsüchtig den Kindern der anderen hinterher.
    »Das können wir nicht machen«, sagte Anna. »Wir können doch Elias und Carlotta nicht einfach am Kinderpool allein lassen!«
    »Warum denn nicht!«, sagte Oliver.
    SUSAN
    Es war wohl doch keine Show, die Fernandez und Moritz da abgezogen hatten.
    Beide wirkten ziemlich von der Rolle. Und erst die zwei älteren Leute, durch deren Garten sie gerast waren und in deren Hauswand die zerknautschte Schnauze des BMW steckte.
    »Ist Ihnen etwas passiert?«, rief der ältere Herr und nahm sie am Arm.
    »Nein«, sagte Susan. »Wieso?« Dann merkte sie, wie ihre Beine zitterten.
    Fünfzehn Minuten später saß sie in einem Stuhl vor dem Haus, eingewickelt in eine Wolldecke. Neben ihr saß Moritz und rührte in einem Kamillentee.
    Fernandez krabbelte aus den Resten seines Autos und hielt puterrot eine zerknautschte Fußmatte hoch.
    »Die war unter das Pedal gerutscht. Señora, bitte noch einen Moment.«
    Fernandez ging um die Hausecke, warf die Matte auf den Boden, beschimpfte sie, bespuckte sie, trampelte auf ihr herum und bedachte sie mit obszönen Gesten. Dann zog er sein weißes Sakko zurecht und kam lächelnd wieder zu ihnen.
    »Señora, wie geht es Ihnen?«
    »Es geht schon wieder«, sagte Susan.
    Zu ihrer Verwunderung war sie doch froh, dass sie in dieser Hausmauer gelandet waren und nicht ein paar Meter weiter die Steinmauer durchbrochen hatten, hinter
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