Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch
Autoren: Mark Spörrle
Vom Netzwerk:
Harz fuhren. In jener Nacht hatten sie keine Minute geschlafen, Carlotta vergoss sechs Liter Tränen, die Leute im Apartment nebenan zeigten sie später wegen Ruhestörung und seelischer Grausamkeit an. Und im Morgengrauen hatte sich Oliver im Schlafanzug ins Auto geworfen und war mit durchgetretenem Gaspedal nach Hause gerast, um den verfluchten Schmusi zu holen.
    Und jetzt war es noch viel schlimmer!
    Anna setzte Elias auf ihren Stuhl und wies ihn an, sich keinesfalls zu bewegen. Dann schritten sie den ganzen Gang zur Tür ab. Robbten auf den Knien die Stuhlreihe entlang. Legten sich vor jeder Stuhlreihe auf den Bauch und versuchten im trüben Licht zu erkennen, ob Schmusi irgendwo zwischen fremden Füßen lag. Nein.
    Oliver ging ins Restaurant zurück.
    Kein Schmusi, auch die Dumpfbacken von Kellnern wollten nichts gesehen haben. Oliver lief zurück zum Saal.
    Auf der Bühne standen jetzt vier Animateure, bleckten lange Zähne und heulten schaurig. Zwei Kellner stolperten mit Biertabletts durchs Halbdunkel. Der Geldautomatenspieler spielte immer noch. Anna hielt die leise schluchzende Carlotta in einem Arm, Elias im anderen. Ihre Haare waren wirr, sie sah aus wie eine hysterische Mutter in einem dieser amerikanischen Actionfilme.
    »Und?«, zischte sie. »Und? Kannst du diesen Scheißigel nicht endlich finden?«
    »Kein Ssseissigel«, schluchzte Carlotta auf. »Sssssmusi!«
    Der Geldspielautomat schrillte und keckerte.
    »Schschschsch!«, zischte jemand neben ihnen.
    »Selber schschscht!«, zischte Anna zurück. »Haben Sie einen Stoffigel gesehen? Nein? Dann halten Sie die Klapp e – oh, you’re Englisch? Okay: Shut up! Put your sock in it!«
    Sie setzten die Kinder wieder hin und gingen noch mal die ganze Reihe durch, und die Reihe davor und danach. Natürlich umsonst.
    Wenigstens schluchzte und schniefte Carlotta nicht mehr.
    Carlotta war nämlich nicht mehr da.
    »Sie kommt gleich wieder«, flüsterte Elias. »Sie will Schmusi holen!«
    Oliver drehte sich um und rannte den Gang entlang zum Ausgang.
    »Carlotta«, rief er, so laut er konnte, »Carlotta!«
    »Carlotta!«, rief Anna. »Carlotta!«
    »Ruhe, jetzt reicht’s!«, motzte jemand.
    Oliver hatte die Tür erreicht. Keine Spur von Carlotta.
    »Oliver«, rief Anna lauter, als die Animateure sangen, »hast du sie?«
    »Nein!«, rief Oliver.
    »Das ist eine Unverschämthei t …« Ein Mann war aufgesprungen und wollte Oliver am Arm packen.
    Anna stieß ein Kreischen aus. Ein Kreischen, das die Animateure auf der Bühne mitten im Hüpfer erstarren ließ. »Unser Kind«, kreischte Anna, »unser Kind ist weg!«
    MARIO
    Sonnenklar, was diese abgedrehten Eltern da abzogen, war Nötigung. Entgangener Kulturgenuss. Einschränkung des schriftlich verbrieften Inclusive-Programms, zu dem eindeutig die Abendshow gehörte. Glücklicherweise gab es reihenweise Zeugen, die Mario das schriftlich bestätigten. Hammer! Mit all den festgestellten Mängeln musste sich seine Bilanz fast schon der Sechzig-Prozent-Marke nähern, sechzig Prozent vom Reisepreis!
    Und für heute Nacht hatte Mario noch eine Überraschung vorbereitet. Im Flur, neben dem Fahrstuhl, stand seit Tagen ein großer, nicht geleerter Papierkorb herum. Rauchmelder gab es überall; ein einziges Streichholz würde für einen Feueralarm reichen, sicherheitshalber würde er noch ein paar Hochprozenter aus der Minibar dazukippen. Feuer und Feueralarm in der Nacht ergaben laut Liste weitere zwanzig Prozent Abzug vom Reisepreis. Und damit wäre er schon bei unglaublichen achtzig Prozent, achtzig PROZENT! Die Miesen vom Telefonieren mal abgerechnet fehlten nur noch zwanzig Prozent bis zur Komplettrückzahlung. Dann war der Urlaub umsonst. Gratis! Für lau! Und er wusste auch schon, wie er die noch reinholte.
    OLIVER
    Leute riefen durcheinander. »Licht!«, schrie jemand. »Licht!«
    Niemand machte Licht.
    »Bleibt ruhig Freunde, es geht gleich weiter«, rief Elvis von vorne. »Bitte einen kleinen Moment Geduld, alles ist in Ordnung, bleibt gaaaanz ruhig sitzen! Bitte kein e …«
    »Nichts ist in Ordnung! Carlotta!«, kreischte Anna. »Carlotta! Wo bist du? CARLOTTA!«
    » … Freunde!«, beschwor Elvis vorne auf der Bühne, »alles supercool, bitte keine PANIK, bitte nur KEINE PANIK!«
    Leute kreischten auf. Oliver formte mit den Händen einen Trichter. »Bitte gucken Sie nach einem kleinen blonden vierjährigen Mädchen! Nach einem kleinen blonden vierjährigen Mädchen!«
    Die Vampire verließen die Bühne, um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher