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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch
Autoren: Mark Spörrle
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den Saal zu durchsuchen.
    Es dauerte, bis Oliver merkte, dass ihn jemand auf den Hintern klopfte. Er fuhr herum.
    »Papi«, fragte Carlotta, ihren Stoffigel im Arm, »warum haben die Männer aufgehört zu singen?«
    »Wo warst du?«, rief Oliver und riss seine Tochter hoch.
    »Ich hab Sssssmusi geholt. Von der Toilette. Ganz alleine«, sagte Carlotta stolz.
    Der Spielautomat schrillte, keckerte, läutete und begann prasselnd, Münzen auszuwerfen.
    Der Spieler stieß einen lauten Glücksschrei aus.
    JESSICA
    Nachdem Jessica um Punkt neun Uhr abends einen Heulkrampf bekommen hatte, fiel ihr auf, dass sie, abgesehen von zwei Eiweißriegeln, den ganzen Tag so gut wie nichts gegessen und keinen Sport gemacht hatte. Seit sechs Uhr früh arbeitete sie durch. Erst an der Spielzeugherstellerkonzeption. Dann erzählte sie Anrufern aus den Redaktionen zwanzigmal die Geschichte des betrügerischen Exeigentümers, der sein Unternehmen in den Ruin getrieben und sich mit einer Menge Geld und Unterlagen abgesetzt habe. Außerdem sei der Mann ein notorischer Heiratsschwindler und leide unter Kleptomanie im letzten Stadium. Am frühen Nachmittag stand die Wahrscheinlichkeit, dass man ihr glaubte, etwa 50 zu 50, gar nicht schlecht. Nebenbei las sie Johannas Mail wegen dieser Doktorarbeit. Wow! Als sie niemanden mehr erreichte, merkte sie, dass sie immer noch ihr Schlafzeug trug.
    Sie bestellte sich Fisch und Gemüse aufs Zimmer.
    Kolja hatte sich immer noch nicht gemeldet. Sie rief ihn an. Nur die Mailbox. Wie konnte das sein?
    MARIO
    Es war ein warmer Sommerabend mit zirpenden Zikaden. Fast wie in den beschissenen Ferien, die Mario als Kind mit seinem Vater hatte wandernd in den Alpen verbringen müssen. Immer nur wandernd, bis der Arsch endlich in diese Schlucht rutschte. Aber bingo: Obwohl es so warm war, war niemand mehr am Pool. Es war super easy gewesen, die Flasche Reinigungsmittel in seine Jeansjacke gewickelt herzubringen, es war kein Thema, sie aufzuschrauben und ihren Inhalt ins Wasser gluckern zu lassen. Ein unbenutzbarer Pool, das brachte noch mal zwanzig Prozent, genau die fehlenden zwanzig!
    Mario entsorgte die Flasche unter einem Busch und guckte wieder zum Pool. Das Wasser war still und glasklar. Kein Schaum zu sehen, nichts. Scheiße, sollte er noch mal in den Putzmittelrau m …?
    Eine Hand packte ihn an der Schulter. Er fuhr zusammen.
    Mit verzerrtem Gesicht drehte er sich langsam um.
    Ein Weib. Diese Rothaarige. Diese Animateurin. Wie hieß si e – Verena?
    »Hi, alles cool?«, lachte sie. »Da habe ich dich aber erschreckt, was? Sorry!«
    »Oh«, sagte er, »ja, geht schon wieder.«
    »Kommst du mit ans Meer?«
    »Warum?«, fragte er.
    »Schwimmen«, kicherte sie anzüglich. »Oder was dachtest du?«
    Hammer! Er hatte sich nicht getäuscht. Er hätte sich die ganze Kacke mit dem Ausflug sparen können, seine Entführung, Geiselnahme, Misshandlung, wenn er diese megascharfe Braut schon vorher getroffen hätte.
    »Komm!« Gegen diesen Blick konnte kein Mann etwas machen. Wollte Mario auch gar nicht. Wie in Trance trottete er hinter ihr her.
    Über dem Meer ging die Sonne unter. Der Strand war fast menschenleer. Dafür lag da ein großes Krokodil. Ein aufgeblasenes Kinderspielzeug, grün und groß. Musste jemand vergessen haben.
    Verena zog ihr T-Shirt und ihren Rock aus und ließ ihn dabei keine Sekunde aus den Augen. Einen Moment lang hoffte er, sie sei nackt darunter. Nein, aber Marios Mund wurde auch so trocken.
    »Was ist?«, sagte sie. »Los, zieh dich aus! Wir schwimmen um die Wette, okay?«
    Mario stotterte irgendeine Ausrede.
    Sie lachte. »Oh, der Herr will, dass ich ihn bitte!« Sie legte ihm die Arme um den Hals. »Bitte!«, hauchte sie ihm theatralisch ins Ohr.
    Hammer! Hammer! Diese Frau war ein Traum! Mario zog T-Shirt und Bermudas aus, er war froh, dass er noch seine Badehose drunter trug. Verena sprang ins Wasser und spritzte ihn nass. Er spritzte zurück. Sie nahm seine Hand und wollte ihn mit reinziehen. Er blieb stehen.
    »Was is?«, fragte sie. »Kannst du etwa nicht schwimmen?«
    Er lachte laut mit. »Ich muss Pepe noch ausführen«, sagte er.
    »Pepe?«
    Er zeigte auf das Krokodil.
    »Ach sooooo!«, sagte sie und grinste.
    Er schob das Kroko ins Wasser. Man konnte sich problemlos an dem Teil festhalten, und es tauchte kaum unter, bingo! Verena schwamm unter dem Krokodil durch, umkreiste ihn ein paarmal und zog dann turboschnell ab. Er strampelte samt Kroko hinterher, so schnell er
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