Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)

Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)

Titel: Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
Autoren: Garry Kilworth
Vom Netzwerk:
Erstes Kapitel
    Distelhall war ein flaches, weitläufiges Gebäude, umgeben von dichtem Baumbestand. In dem düsteren Herrschaftshaus mit seinem wilden Durcheinander von Kaminen und unförmigen Fenstern wohnte der alte Lord Hohkinn, ein Hermelin. Tiere, die den ausgetretenen Pfad zur nahe gelegenen Abtei nahmen, pflegten den Blick über die uralte Behausung schweifen zu lassen, und dabei kam es nicht selten vor, dass sie der gebeugten Gestalt von Lord Hohkinn hinter einem der Fenster ansichtig wurden, der aufmerksam in ein Dokument oder ein Buch vertieft war. Der Lehnsherr von Distelhall war weithin bekannt für seine Gelehrtheit.
    Sylber, ein junges Geschöpf des Waldes und Anführer einer Gruppe von gesetzlosen Wieseln, näherte sich jetzt diesem großen Herrschaftshaus, das in der Grafschaft Sonstewo lag. Als er vor der großen, wuchtigen Tür angekommen war, die ursprünglich dafür gemacht worden war, um von Menschen geöffnet und geschlossen zu werden, entdeckte er eine kleinere Tür im unteren Teil der größeren. Diese Tür war für Wiesel und Hermeline hineingeschnitten worden, da sie den großen Eisengriff hoch über ihren Köpfen nicht erreichen konnten. Ohnehin hätten sie nicht die nötige Kraft besessen, um die riesige, schwere, mit Nägeln beschlagene Eichentür zu öffnen.
    Sylber klopfte kühn und wartete auf eine Antwort.
    »Herein!«, rief eine brüchige Stimme. »Nur hereinspaziert!«
    Sylber öffnete die Tür und trat in einen großen Saal. Feuerschein fiel aus einem Kamin und spiegelte sich funkelnd auf Stahlwaffen, mit denen die steinernen Wände geschmückt waren. Da gab es Schwerter, Speere, Schilde und gekreuzte Degen. Keine dieser gewaltigen Waffen war für Sylber oder seinesgleichen von irgendeinem Nutzen. Wiesel benutzten Wurfpfeile und Steinschleudern, wenn es nötig war, sich gegen einen Angriff der Hermeline zu verteidigen.
    Die Wiesel und Hermeline von Welkin hatten sich sämtlicher Besitztümer der Menschen bemächtigt, lange bevor Sylber geboren worden war, und betrachteten diese als ihr Eigentum. Die Menschen ihrerseits waren verschwunden, niemand wusste, wohin, und die Tiere verwalteten sich selbst. Es herrschte Streit in Welkin, denn einige der Hermeline hatte die Machtgier gepackt. Allgemein wurden die meisten Wiesel als Leibeigene betrachtet, den Launen der feudalen Hermeline ausgeliefert, die sie als Mäusehirten und Arbeiter einsetzten.
    Lord Hohkinn war eines der gütigeren Hermeline, das die Ungerechtigkeit des Systems erkannte.
    Auf einem langen Tisch, dessen dicke Beine auf eine Höhe von zwanzig Zentimetern abgesägt worden waren, lagen stapelweise Bücher. Die Größe der Bücher entsprach menschlichen Maßen; viele waren aufgeschlagen. Lord Hohkinn beugte sich über einen dieser riesigen Bände und spähte mit kurzsichtigen Augen auf die Worte auf der aufgeschlagenen Seite. Schließlich hob er den Blick. »Ah, Sylber, junger Freund«, sagte er, »ich freue mich, dass du kommen konntest.«
    Das Wiesel nickte achtungsvoll. »Lord Hohkinn. Ihr habt mir etwas mitzuteilen?«
    »Ja, ja«, murmelte das zerstreute alte Hermelin und runzelte dabei die Stirn. »Was war es noch gleich?«
    In diesem Augenblick betraten vier Wieseldiener, die gemeinsam ein Buch schleppten, den Raum. Sie alle trugen das Wappen von Lord Hohkinn auf silbernen Krägen um die Hälse. Der Diener an der rechten Buchecke vorn erhob das Wort. »Ihr wolltet ihm über Prinz Punktum berichten.«
    »Ach ja, danke, Tauberich, danke. Es geht um das Hermelin Punktum, junger Freund Sylber«, sagte Lord Hohkinn ernst. »Der Herrscher von ganz Welkin beabsichtigt… was beabsichtigt er zu tun, Tauberich?«
    Tauberich ließ seine Ecke des Buches sinken und verdrehte die Augen gen Himmel. »Er schickt Sheriff Trugkopp aus, um Sylber und seine Gruppe festzunehmen.«
    »Ja, ja – das ist es. Du musst den Halbmondwald verlassen, Sylber«, rief Lord Hohkinn. »Trugkopp ist schon unterwegs. An dir soll ein Exempel statuiert werden, junges Wiesel, weil du dem Prinzen nicht gehorcht hast. Du weißt doch, dass von dir erwartet wird, für den königlichen Haushalt zu jagen, so wie es die meisten Wiesel tun? Du weißt doch, dass du dem Prinzen Fleisch für seinen Speiseplan liefern sollst?«
    Natürlich wusste Sylber das. Von allen Wieseln des Waldes wurde erwartet, dass sie für den Prinzen jagten.
    Sylber und seine Gruppe von Waldwieseln weigerten sich zu jagen, Mäuse zu hüten oder Getreide für den Prinzen anzubauen. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher