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Way Out

Way Out

Titel: Way Out
Autoren: Lee Child
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Füßen trocken und staubig, hart und steinig an. Darauf würden keine Reifenspuren erkennbar sein. Zwecklos, deswegen ein Aufblitzen der Maglite zu riskieren.
    In welcher Scheune also?
    Er begann mit der nächsten, weil er hoffte, einmal Glück zu haben. Aber er hatte keines. Die nächste Scheune gehörte zu den beiden alleinstehenden. Sie war ein mit verwitterten Brettern verkleideter breiter Holzbau. Viele Jahrzehnte unablässiger Winde hatten den ganzen Kasten windschief werden lassen. Er war merklich nach Westen geneigt und schien fast einsturzgefährdet zu sein. Reacher legte sein Ohr an einen Spalt zwischen zwei Brettern und horchte aufmerksam. Hörte nichts. Er sah hinein, konnte aber nichts erkennen. Nur Dunkelheit. Aus dem Spalt drang der Geruch von kalter Moderluft, feuchter Erde und verrottetem Sackleinen.
    Reacher schlich die fünfzig Meter zur nächsten Scheune weiter und hoffte, er werde dort Glück haben. Aber er hatte keines. Die zweite Scheune war ebenso dunkel und still wie die erste. Modrig und kalt, ohne die geringste Bewegung in ihrem Inneren. Ein scharfer Stickstoffgeruch. Alter Dünger. Er schlich langsam, lautlos zu den drei um einen Hof gruppierten Scheunen weiter. Sie standen ungefähr hundert Meter entfernt. Reacher legte ein gutes Viertel dieser Strecke zurück.
    Dann machte er abrupt halt.
    Weil er aus dem Augenwinkel heraus links hinter sich einen Lichtschein wahrgenommen hatte. Licht und Bewegung im Haus. Hinter dem Küchenfenster. Der Lichtstrahl einer Stablampe, der durch den Raum huschte. Schatten, die sich rasch verändernd über die Wände glitten und wieder mit dem Dunkel verschmolzen.
     
    Lane wandte sich an Gregory und sagte: »Suchen Sie mir ein Stück von dem Bindedraht für Heuballen.«
    »Bevor wir uns die Kleine vornehmen?«, fragte Gregory.
    »Warum nicht? Für sie kann das eine Art Vorprogramm sein. Sie selbst kommt dran, sobald Perez mir den Kartoffelschäler bringt. Ich habe ihrer Mutter schon vor Jahren gesagt, was ich tun würde, wenn sie mich jemals betrügt. Und ich versuche immer, mein Wort zu halten.«
    »Das sollte jeder Mann tun«, meinte Gregory.
    »Wir brauchen einen Operationstisch«, erklärte Lane. »Sehen Sie zu, dass Sie etwas Flaches finden. Und schalten Sie die Autoscheinwerfer ein. Ich muss sehen können, was ich tue.«
    »Sie sind krank«, sagte Jackson. »Sie brauchen Hilfe.«
    »Hilfe?«, fragte Lane. »Nein, eigentlich nicht. Soviel ich weiß, hat diesen Eingriff immer nur eine Person vorgenommen. Meistens alte Weiber in finsteren Gassen, glaube ich.« Reacher trabte rasch und lautlos zum Hintereingang des Hauses. Blieb seitlich daneben an die Mauer gepresst stehen. Wartete. Er konnte die rauen Natursteine an seinem Rücken spüren und eine Stimme durch die Tür hören. Sehr leise, nur eine Hälfte eines Gesprächs. Leichter hispanischer Akzent. Perez, der telefonierte. Reacher setzte das Gewehr ab. Drehte es um, packte seinen Lauf vor dem Tragegriff und schwang es einmal zur Probe.
    Dann wartete er. Allein in der Dunkelheit.
     
    Gregory fand eine alte Tür aus überlappt angeordneten Brettern, die auf der Rückseite Z-förmig versteift war. Er zog sie aus einem Stapel Altholz und stellte sie auf.
    »Die ist ideal!«, rief Lane.
     
    Perez trat in die Nacht hinaus, drehte sich etwas zur Seite, um die Tür hinter sich zu schließen, und Reacher führte seinen Schlag: mit gestreckten Armen, die Hüften verdreht, mit kraftvollem Abstoß des hinteren Fußes, die Handgelenke steif gehalten. Nicht gut. Zu spät. Der Ball war garantiert nicht gut, linkes Feld, obere Tribüne, von der Fassade abprallend, vielleicht auf die Straße hinaus. Aber Perez’ Kopf war kein Baseball. Und das G-36 war kein Baseballschläger. Es war ein dreieinhalb Kilo schweres, einen Meter langes Stück Stahl. Der Metallblock mit der Kimme traf Perez an der Schläfe und trieb einen Knochensplitter seitlich durch sein linkes Auge und den Nasensattel und halb in seine rechte Augenhöhle. Dort blieb er stecken, als die Oberkante der Schulterstütze sein Ohr an seinem Schädel zerquetschte. Also kein perfekter Schlag. Eine Millisekunde früher und fünf Zentimeter weiter hinten hätte ein derartiger Schlag dem Kerl die Schädeldecke abgerissen, als köpfte man ein weiches Ei. Aber weil er zu spät kam, pflügte er nur einen tiefen, hässlichen Graben zwischen seinen Wangen und seiner Stirn.
    Hässlich, aber effektiv. Perez war längst tot, bevor er den Boden berührte. Er war zu
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