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Way Out

Way Out

Titel: Way Out
Autoren: Lee Child
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musste Addisons Magazin noch voll sein. Das war es auch. Dreißig Schuss. Im Sternenschein glänzten die dicken Neunmillimeterpatronen aus Messing schwach. Reacher setzte Addisons Magazin an Perez’ MP5 an. Nun saß ein volles Magazin an einer als funktionierend bekannten Waffe. Eine vernünftige Maßnahme für einen Mann, der die Absicht hatte, die kommenden fünf Minuten zu überleben.
    Reacher legte Addisons Waffe und Perez’ Magazin auf das ausgesonderte G-36. Machte Rollbewegungen mit den Schultern und rieb sich den Nacken. Atmete ein, atmete aus.
    Showtime.
    Er saß mit dem Rücken an das einen Spalt weit geöffnete Tor gelehnt auf der Erde. Baute die Dinge zusammen, die er aus dem Haus mitgebracht hatte. Ein langes Stück Anmachholz aus dem Korb am Kamin. Drei Gummibänder aus einem Glas auf dem Schreibtisch. Einen Handspiegel aus Schildpatt von Susan Jacksons Toilettentisch.
    Der gerade Stock war ein über vierzig Zentimeter langer Eschenast – fast so stark wie ein Kinderhandgelenk -, der ohne weiteres in den Kamin gepasst hätte. Die Gummibänder waren kurz, aber kräftig. Von der Art, die Briefträger benutzten, um Briefe zu bündeln. Der runde Handspiegel mit Griff, vermutlich ein wertvolles altes Stück, erinnerte Reacher ein bisschen an einen Tischtennisschläger.
    Er befestigte den Handspiegel aus Schildpatt mit Gummibändern an dem Eschenast. Dann legte er sich flach auf den Bauch und schob den Ast behutsam vor sich her, auf den fünfzehn Zentimeter breiten Spalt zu, wo das Scheunentor offen stand. Mit seiner linken Hand. Er drehte den Stock, kippte ihn leicht und veränderte seinen Winkel, bis er ein genaues Spiegelbild der Szene in der Scheune sah.
    Reacher, mit einem Spiegel an einem Stock.

76
     
    Der Spiegel zeigte, dass die Scheune solide und rechteckig war, weil Stehbalken in ihrem Inneren den Dachfirst trugen und die verzapften Dachbalken verstärkten. Diese fünfzehn mal fünfzehn Zentimeter starken Stützbalken standen auf Betonfundamenten. Insgesamt gab es zwölf davon. An fünf Balken waren Leute gefesselt. Im Spiegel konnte Reacher von links nach rechts Taylor, Jackson, Pauling, Kate und dann Jade sehen. Ihre Arme waren nach hinten gezogen, die Handgelenke hinter den Balken zusammengebunden. Auch ihre Fußknöchel waren gefesselt und ihre Münder mit Gewebeband zugeklebt. Bei allen außer Jackson. Bei ihm fehlte das Klebeband, aber dafür war sein Mund blutig. Und er hatte tiefe Schnitte über den Augenbrauen. Er stand nicht mehr, sondern war halb bewusstlos am Fuß seines Balkens zusammengesackt.
    Es war Taylor, der eine Schusswunde hatte. Sein Hemd war am rechten Oberarm zerfetzt und blutig. Pauling schien sich einigermaßen gut zu halten. Ihr Blick über dem silbernen Klebeband war vielleicht etwas wild, ihr Haar ziemlich zerzaust, aber im Prinzip funktionierte sie weiter. Kate sah leichenblass aus und hielt die Augen geschlossen. Jade war an ihrem Balken hinabgerutscht und kauerte mit hängendem Kopf und geschlossenen Augen reglos da. Vielleicht war sie ohnmächtig geworden.
    Der Toyota stand rückwärts, mit dem Heck fast die linke Wand berührend, in der Scheune. Seine aufgeblendeten Scheinwerfer leuchteten die Längsachse der Scheune aus, sodass die Stützbalken zwölf harte Schlagschatten warfen.
    Gregory, dessen MP5 über seinem Rücken hing, mühte sich mit irgendeiner großen Platte ab. Vielleicht mit einer alten Tür oder einer Tischplatte. Er wuchtete sie über den Scheunenboden, linke untere Ecke, rechte untere Ecke, linke untere Ecke, und hielt sie dabei mit beiden Händen gepackt.
    Lane stand völlig bewegungslos mitten in der Scheune, umklammerte mit der rechten Hand den Pistolengriff seiner MP5 und hatte die linke Hand am vorderen Griff. Sein Zeigefinger lag am Abzug, und seine Fingerknöchel traten wie abgestorben weiß hervor. Er stand dem Scheunentor zugekehrt seitlich neben dem Toyota, dessen Xenonscheinwerfer seine Gesichtszüge in bizarrem Relief hervortreten ließen. Seine Augenhöhlen glichen schwarzen Löchern. An der Grenze zur Verrücktheit, hatten die Leute gesagt. Längst darüber hinaus, sagte Reacher sich.
    Gregory kam mit der großen Platte in der Mitte der Scheune an, und Reacher hörte ihn fragen: »Wo wollen Sie sie haben?«
    Lane antwortete: »Wir brauchen Sägeböcke.« Reacher bewegte den Spiegel ein wenig und folgte Lanes Spiegelbild zu dem zusammengesunkenen Jackson hinüber. Lane trat ihn in die Rippen, dann fragte er ihn: »Haben Sie hier
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