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Watermind

Watermind

Titel: Watermind
Autoren: M.M. Buckner
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Ciguatera-Fischvergiftung zugezogen, als sie scharfen, frittierten Red Snapper im Shrimp Hut an der Lafayette Street gegessen hatte.
    »Die Vorschriften, Carolyn! Was kommt als Nächstes? Lepra?« Elaine hatte für CJs erfindungsreiche Ausreden die Geduld verloren.
    Unter der Dusche kippte CJ antibakterielle Flüssigseife über die Plastikborsten ihrer Haarbürste und dachte an Lepra. Hansen-Krankheit war der freundlichere Name dafür. In Louisiana passierte es immer noch, dass sich Menschen mit dieser alten Krankheit ansteckten. Es gab sogar eine Kolonie, ein ›Leprosarium‹, in Carville. CJ schrubbte sich vom Scheitel bis zu den Zehennägeln mit der Plastikhaarbürste ab, bis eine Schicht aus Hautzellen und Haaren den Abfluss verstopfte. Sie kannte die offiziellen Bestimmungen für die Reinigungsprozedur nach Kontakt mit toxischen Stoffen nicht, aber sie nahm an, dass es schmerzhaft war. Die Szene am Teich ließ sie nicht los – der eisige Geschmack und die obszönen Finger. Sie atmete Duschwasser ein und erstickte beinahe daran. Unter dem prasselnden Wasserstrahl hielt sie die Augen offen und zwang sich stillzuhalten. Sie ließ das Wasser in die Ohren, die Nasenlöcher und die Kehle fließen. Sie schluckte, beugte sich dann über den Abfluss und erbrach sich.
    Die Haarbürste ließ die aufgeraute Haut kribbeln, und nachdem sie sich abgeduscht hatte, nahm sie ein schnelles Pflegebad in einem Feuchtigkeitsgel. Als sie in die seifige Wärme der Badewanne tauchte, hallte immer noch Max' Melodie in ihrem Kopf nach. Mit seinem sanften, klangvollen Bariton hatte er ihr den Text auf Kreolisch vorgesungen. Aber als sie ihn um eine Übersetzung gebeten hatte, klangen die Worte nicht so heiter, wie sie erwartet hatte.
    Frau, du bist mein Wetter,
Die Zeiten meines Lebens.
Lass mich im Frühling wachsen,
Lieb mich im Sommer, begrab mich im Herbst.
Wirst du mich nach dem Winter wieder wachsen lassen?
Du bläst den Regen durch meine Seele.
    Der Wannenrand verursachte ihr einen Krampf im Nacken, also stieg sie aus dem Badewasser und trocknete sich ab. Der Becher mit der Flüssigkeit stand immer noch auf dem Bord, und sie hatte die ganze Zeit gewusst, dass es nur ein Labor in der Nähe gab, das über die Spezialausrüstung verfügte, die sie brauchte.
    »Quimicron«, sagte sie laut. Dann zog sie die Nase kraus und sah ihre Garderobe durch.
    Vielleicht hätte sie Max nicht nach dem Songtext fragen sollen. Sie hatte versucht, einen Zugang zu finden, eine Gemeinsamkeit mit ihm zu entdecken. »Was bedeutet das«, hatte sie gefragt, »den Regen durch die Seele blasen?«
    Sein schlichtes Gemüt ließ ihn nur lächeln und mit den Schultern zucken. »Musik ist nicht dazu da, übersetzt zu werden.«
    Sie riss eine Bluse vom Bügel.

3
    Mittwoch, 9. März, 15.17 Uhr
    Als sich CJ durch einen Strom von Lastwagen auf dem Highway 61 schlängelte, ließ sie das Seitenfenster herunter und warf einen Ziploc-Gefrierbeutel mit borstigen grünen Marihuanaknospen hinaus – den letzten ihres Vorrats. Von nun an brauchte sie einen klaren Kopf. Sie trat auf das Gaspedal und dachte an ihr Ziel. Das Quimicron-Labor lag im obersten Stockwerk von Haus 2. Sie war einmal daran vorbeigegangen, als sie die Gehaltsschecks für das Team abgeholt hatte. Sie hatte nur kurz durch die Glastür gespäht, um einen Blick auf die Ausstattung zu erhaschen. Der Raum war leer und dunkel gewesen.
    Der Verkehr auf dem Highway wurde dichter, und es drang so viel heißer Staub durch das offene Fenster, dass sie es schloss und auf den Knopf der Klimaanlage drückte. Noch vor zwei Tagen hatte sie Eis von ihrer Windschutzscheibe gekratzt. Das wechselhafte Klima von Louisiana brachte sie zur Verzweiflung.
    Eine rote Ampel vor ihr ließ sie auf die Bremse treten, und der Lastwagen hinter ihr kam leicht ins Schleudern. Sie reckte den Hals, um zu sehen, was sich vor einem großen silbernen Peterbilt-Truck tat. Arbeiten an einer Rohrleitung. Ungefähr die nächsten fünfzig Meter konnte sie die Autos an orange-weißen Pylonen, die die rechte Spur blockierten, vorbeischleichen sehen. Sie scherte auf den gekiesten Mittelstreifen aus, und als sie an dem Peterbilt vorbeizog, machte der Fahrer eine obszöne Geste. Sie drückte aufs Gaspedal und ließ den Kiesbelag aufspritzen. Jeder sollte über den Mittelstreifen fahren, dachte sie. Es war die intelligenteste Art, einen Stau aufzulösen.
    Als weitere Fahrer hupten, spürte sie Ärger in sich aufsteigen. Warum bestand diese Bürgerwehr
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