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Watermind

Watermind

Titel: Watermind
Autoren: M.M. Buckner
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Anzeige von Quimicron sah, reizte sie das Wort ›Sondermüll‹. Sie riss die Anzeige aus der Zeitung und floh weiter nach Süden. Und ein Jahr später würgte sie an ihrem Erbrochenen neben einem Teich im Devil's Swamp.
    »Ruf niemanden an!« Sie schlug Max das Mobiltelefon aus der Hand.
    »Wir müssen dich ins Krankenhaus bringen, Mädchen!«
    Er hielt sie mit beiden Armen fest, doch sie riss sich los. »Wir haben Pot geraucht, erinnerst du dich? Wenn jemand in meine blutunterlaufenen Augen schaut, müssen wir einen Urintest machen, und dann feuern sie uns.«
    Mit kräftigen Händen packte Max ihre Schultern. »Es geht um dein Leben, Ceegie. Du bist vergiftet.«
    »Ich habe nichts geschluckt«, log sie.
    Wieder stieg Übelkeit in ihr auf, doch sie kämpfte sie nieder. Ihre Hände zitterten, und sie hatte einen ekelhaften Geschmack im Mund. War das vielleicht ihre Erlösung? Aber sie hatte auch Max in Gefahr gebracht. Bei Quimicron herrschte null Toleranz gegenüber Drogen, und Max würde nie wieder ein solches Gehalt bekommen. Sie schlug sich mit der Faust auf das Knie.
    »Okay«, sagte sie kurz darauf, »ich fahre selbst ins Krankenhaus. Du gehst zurück und tust so, als wäre nichts gewesen. Sag Rory, ich hätte eine Magen-Darm-Grippe.«
    Max riss sie an seine Brust. »Ich lasse dich nicht allein.«
    Sie stritten eine Weile und küssten sich, bis sie schließlich auf weitere Lügen zurückgriff. Sie erzählte ihm, dass sie in einem anderen Bundesstaat wegen Drogendelikten gesucht wurde. Daraufhin war er einverstanden, zurückzugehen und sie zu decken. Doch sobald er außer Sichtweite war, erbrach sie einen Schwall Wasser.
    Zitternd und ängstlich fand sie ihren Rover und holperte über den Feldweg in Richtung Highway 61. Doch statt nach Süden zum Krankenhaus zu fahren, überlegte sie es sich im letzten Moment anders und bog nach Norden in Richtung Motel ab. Sie hatte etwas gegen Krankenhäuser, die durchdringenden Gerüche dort und das Gefühl, gefangen zu sein. Sie erinnerte sich an die Nacht mit Harry. Nein, sie würde in kein Krankenhaus gehen.
    Hinter Hardee's Drive-thru, einen halben Kilometer nördlich vom Devil's Swamp, bog sie in die Zufahrt des Ascension Motel ein, das vom Quimicron-Team, das dort wohnte, liebevoll ›Kakerlaken-Motel‹ genannt wurde. Das Gebäude duckte sich wie ein blauer Betonbunker mit seinen kantigen Balkonen, einem tristen Kaktusgarten und einem Schild, das tage-, wochen- und monatsweise Zimmer anbot. Quimicron hatte für seinen Sondermülltrupp einen Rabatt ausgehandelt. Die hohen Löhne hatten Migranten aus der gesamten Region angelockt, und Quimicron wollte, dass sie in der Nähe ihres Einsatzgebietes wohnten. CJs Zimmer ging nach hinten raus, mit Blick auf den Parkplatz, drei Müllcontainer und einen wilden grünen Hain aus Sumpfeichen.
    In ihrem Zimmer war es stickig. Sie öffnete das Fenster, zog aber die Vorhänge zu und riss sich die tropfnasse Kleidung vom Leib. Während sie sich aus der Unterwäsche wand und die Ereignisse des Morgens Revue passieren ließ, rann ihr Teichwasser über den Nacken und ließ sie frösteln.
    Das Motelzimmer beherbergte die wenigen Sachen ihres Vagabundenlebens, ein paar anständige Klamotten, die über den Stuhllehnen hingen, diverse Bücher, den Laptop und das Handyladegerät. Im Bad fand sie einen sauberen Plastikbecher und wrang ein paar Tropfen aus ihren Haaren. Im hellen fluoreszierenden Licht schwenkte und beschnüffelte sie die Brühe, als würde sie Wein probieren. Doch sie hatte weder Farbe noch Geruch. Auch keine sichtbaren Schwebeteilchen.
    Flüssigkeit schwappte in ihren Hüftstiefeln und Schutzanzugtaschen. Also fing sie alles auf, bis der Becher ungefähr 100 Zentiliter enthielt, genug für eine Laboruntersuchung. Vorsichtig stülpte sie einen Plastikaschenbecher darüber und durchsuchte die Gelben Seiten, die sie in der Nachttischschublade neben der Bibel fand. In Baton Rouge gab es nur wenige Labors, und keins davon war öffentlich. In New Orleans waren nach dem letzten Hurrikan ein paar wiedereröffnet worden, aber bis dorthin waren es über hundert Kilometer, zu weit, um es rechtzeitig vor Feierabend zu schaffen – und sie konnte keinen ganzen Tag warten. CJ fuhr mit dem Daumen über die Seite und zog ein finsteres Gesicht.
    Ihr Pflichtbewusstsein drängte sie, Elaine Guidry anzurufen, die Personalchefin von Quimicron, und ihr mitzuteilen, dass sie krank war. Sie erzählte Elaine, sie hätte sich eine
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