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Watermind

Watermind

Titel: Watermind
Autoren: M.M. Buckner
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Schwamm.
    Max warf durch die Schutzbrille einen Blick auf ein anderes Feld, wo ihre Kollegen eine Lache aus gefährlichem Toluol beseitigten. »Zydeco? Das kommt von der musique créole . Ein bisschen französisch, spanisch und afrikanisch. Gib etwas Hip-Hop und Reggae dazu. Eine Prise Blues. Zydeco ist ein Mix wie Gumbo-Eintopf.«
    Als sie tiefer in den Sumpf vordrangen, quatschte und saugte der Boden unter ihren Füßen, und die Innenseiten ihrer Schutzanzüge waren schweißnass. Beide trugen hüfthohe Stiefel, Schutzbrillen und Handschuhe, und beide – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen – fanden die Unterhaltung schwierig.
    CJ stellte ihren iPod lauter. »Ich höre Akkordeons, richtig? Was noch?«
    »Eh là , Akkordeon. Gitarre, Bass und Schlagzeug. Ich spiele frottoir , das gewellte Waschbrett. Macht den hübschen Sound.«
    CJ mochte seinen Akzent, der ein bisschen französisch klang, aber nicht ganz. Über den dunklen Locken trug er wie ein Pirat ein rotes Kopftuch. Er nannte es paryaka .
    »Oh, schau mal!« Sie bückte sich, um eine Mokassinschlange zu berühren.
    »Halt!« Max packte ihren Arm.
    »Angst vor einer kleinen Schlange? Du hast mir doch beigebracht, wie man sie anfasst.«
    »Nicht diese. Geh langsam zurück.«
    Sie kickte die tödliche Schlange mit dem Stiefel weg und tanzte dann lachend zwischen den Rohrkolben davon. Max runzelte die Stirn und folgte ihr.
    Berge von Müll waren vom Fluss herbeigetragen worden, und CJ bemerkte einen rostigen weißen Kasten, der an einem Zypressenstumpf lag. »Mein Gott, ein alter Apple-Computer!« Sie trat gegen den ausgeschlachteten Computer und den Baumstumpf und fischte dann einen zerdrückten Joint aus ihrer Tasche. »Hier können wir uns hinsetzen.«
    Max warf erneut einen Blick zu dem in einiger Entfernung arbeitenden Team. Sie wusste, was er sagen würde.
    »Nicht weit genug, lamie . Sie können uns sehen.«
    »Du bist paranoid. Denen ist völlig egal, was wir tun.« Sie zündete den Joint an und zog daran.
    »Lass uns lieber heute Abend rauchen«, sagte Max zum zweiten Mal an diesem Vormittag.
    Als sie die Schutzbrille anhob, um den Schweiß abzuwischen, sah er die feuchten Rillen auf ihren weißen Wangen und biss sich auf die Lippen. Sie sah so zerbrechlich aus. In ihren Augen mischten sich sämtliche Farben, die Augen haben konnten: grau, grün, blau, braun, schwarz. Und sie veränderten sich wie vorbeiziehende Wolken – genauso wie die Stimmungen dieser Frau.
    CJ drückte den Joint aus. Sie war mürrisch und rastlos – prämenstruell. Um diese Zeit des Monats hätte sie auf ihrem eigenen Schatten herumtrampeln können. »Deine Musik ist gut. Du solltest etwas daraus machen.«
    Max senkte den Kopf. »Ist nur eine private Aufnahme. Fürs Studio brauchen wir largan  – Geld.« Er wusste, dass sie nichts von Musik verstand, aber die Freundlichkeit in ihrer Stimme tat ihm gut. Für Max war CJs Anwesenheit in diesem stinkenden Sumpf wie eine Schneeflocke im Frühling – etwas, das nicht von Dauer war. Sie hatten sich vor zwei Monaten bei diesem Job kennengelernt. Seit sechs Wochen waren sie Liebende.
    Als er für sie einen Weg durch die nassen, brusthohen Brombeersträucher bahnte, fragte sie ihn über seine Texte, die Melodie, den synkopierten Beat aus. Er versuchte, korrekt zu sprechen und alles zu erklären, aber der Tag war heiß, und sie war abgelenkt. Mit den Handschuhen fächelte sie sich Luft zu. »Ich hasse diesen Anzug.«
    Max schüttelte den Kopf. »Ceegie, der ist Vorschrift. Wir müssen ihn tragen.«
    »Mm.« Sie stopfte Handschuhe und Schutzbrille in die Taschen und zog den Reißverschluss des Schutzanzugs bis zur Taille herunter.
    Max biss sich auf die Lippen. »Kind, du bekommst Spritzer in die Augen. Macht Augenkrebs.«
    »Nenn mich nicht Kind.« Sie war zweiundzwanzig, und Max war nur drei Jahre älter als sie. Sie wand sich aus der oberen Hälfte des Schutzanzugs und verknotete die Ärmel, damit sie nicht herabbaumelten. Feuchte Flecken waren über ihr Baumwollunterhemd verteilt, und sie bemerkte, wie er ihre Brustwarzen betrachtete, die sich aufrichteten. Durch die Schutzbrille sahen seine braunen Augen golden aus.
    Sie schleppten sich weiter durch weichen schwarzen Morast. Messerscharfe Palmettopalmen sägten an ihren Schutzanzügen, und nach kurzer Zeit waren sie von Dickicht umgeben. Max hatte keine Lust, sich auf hundert Hektar vergiftetem Treibsand zu verlaufen. Er überprüfte seinen Handgelenkkompass von Ranger Joe.
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