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Watermind

Watermind

Titel: Watermind
Autoren: M.M. Buckner
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Die Nadel schlug heftig von Osten nach Norden aus. Das hatte sie noch nie getan.
    »Was ist los?« Das Marihuana machte CJ albern. Sie packte sein Handgelenk, um sich die tanzende Kompassnadel anzusehen. »Das muss eine magnetische Interferenz sein. Kraftlinien oder so etwas.«
    Als sie ein Wäldchen aus Tupelobäumen erreichten, horchte Max auf das Rauschen des Flusses, um sich zu orientieren. Dann schlug er mit seiner Schaufel auf ein Gewirr von Stechwinden. Er drosch so kräftig auf das dornige Gewächs ein, dass er beinahe auf die andere Seite purzelte, als er durchbrach.
    »Ho!« Er gewann sein Gleichgewicht wieder und starrte auf das, was vor ihm lag.
    CJ schloss zu ihm auf und ließ ihren Eimer fallen. »Was ist das?«
    Sie standen nebeneinander auf einer matschigen Böschung und blickten zu einem langen, kommaförmigen Teich hinunter, der von fauligem Gras gesäumt und mit einer Schicht aus … Eis bedeckt war. Sie sahen sich erstaunt an und wandten sich dann wieder dem gefrorenen Teich zu. Schmelzwasser schwamm dünn auf der Oberfläche, und darüber schimmerte feiner Nebel.
    CJ kniete sich hin und berührte das Eis mit der Fingerspitze. »Wie konnte sich bei diesem Wetter Eis bilden?«
    »Zieh deine Handschuhe an, lamie.« Max hob mit der Schaufel einen großen Stein auf und warf ihn auf den gefrorenen Teich. Während er mehrere Meter weit darüberschlitterte, lauschte Max dem Klang. »Hört sich nicht wie Eis an.«
    Bevor er sie zurückhalten konnte, kroch CJ auf den Teich.
    »Komm zurück, Mädchen!« Max versuchte ihre Hand zu packen, verfehlte sie aber. Er fluchte leise, während sie kichernd weiterkroch.
    »Siehst du? Es trägt mein Gewicht. Ich wette, dieser Teich ist vollständig durchgefroren.«
    Max stand am Ufer und wünschte sich, sie käme zurück. Er wusste, dass sie es nicht tun würde. Er konnte nicht in Worte fassen, was er in dem Moment empfand – nur dass sie von irgendetwas getrieben wurde.
    Prüfend schlug er mit der Schaufel auf das Eis, und es klang wie eine Blechtrommel. Ein Fis, stellte er fest. Als er es noch einmal tat, sank die Schaufel ein paar Zentimeter ins Eis und steckte dann fest. »Huh«, sagte er.
    Die Schaufel ließ sich nicht mehr herausziehen. Er packte den Griff mit beiden Händen, stemmte die Füße gegen den Boden und zog. Doch dann rutschte er auf dem schlammigen Ufer aus und fiel hin.
    CJ brach in Gelächter aus. »Gute Arbeit, König Arthur.«
    Max' Gesicht lief dunkel an, und sie war sich nicht sicher, ob er die Anspielung auf das Schwert im Stein verstanden hatte. Er hatte die Highschool nicht abgeschlossen. Das war nur eins von vielen kleinen Dingen, die sie trennten. Sie unterdrückte ein Lächeln und kroch zu ihm.
    Die Schaufel stand wie eine Fahnenstange im Eis, und ihre Berührung versetzte sie in Schwingung. Als sie seitlich wegrutschte und mit einem Klappern umfiel, sprang CJ auf.
    » Mauvais «, flüsterte Max.
    CJ berührte das glatte Eis. »Sie hat keine Spur hinterlassen. Über der Stelle hat sich das Eis einfach wieder geschlossen.« Sie stand auf und wickelte sich eine Strähne rotbraunen Haars um den Finger. Harry hätte gewusst, was das war, dachte sie, während sie an der Strähne zog, bis es weh tat. Harry, ihr Vater, der gefeierte Gewinner des Cope-Preises für Chemie. Als er vor einem Jahr gestorben war, hatte sie das MIT verlassen, ohne ihre Doktorarbeit abzuschließen.
    Während sie auf die Mitte des Teichs zuging, erinnerte sie sich daran, etwas darüber gelesen zu haben, wie sich Eis bei Zimmertemperatur bilden konnte. »Eine katalytische Reaktion muss die Wärme absorbieren«, sagte sie.
    »Komm zurück, lamie.« Max ging am Ufer entlang und trampelte Unkraut nieder.
    »Könnte das Toluol mit anderen Giften reagieren?« Sie stampfte auf das Eis, um die Festigkeit zu prüfen, und wäre beinahe ausgerutscht. »Mann, ist das glatt! He, Max, wir könnten skaten!«
    »Nein, Mädchen.«
    Sie setzte den Kopfhörer auf, nahm Anlauf und schlitterte in den Gummistiefeln über den Teich. Schatten bewegten sich über die Oberfläche und ließen die Struktur von Glas zu weißem Sand changieren. Ihr Marihuanarausch tauchte alles in schillerndes Licht. Sie rutschte hin und her und tanzte zu Max' Zydeco. »Das ist phantastisch!«, rief sie und glitt immer weiter weg.
    Doch als sie Max' bedrückten Blick sah, kehrte sie ans Ufer zurück und verbarg ihre Enttäuschung. Als Max sie das erste Mal in West Baton Rouge zum Tanzen mitgenommen hatte, hatte sie
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