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Watermind

Watermind

Titel: Watermind
Autoren: M.M. Buckner
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gallertartigen orangefarbenen Schlamm. Max nahm einen Schluck Eiswasser und spürte, wie es kalt seine Kehle hinabrann. Er dachte darüber nach, wie alles in der Welt dazu neigte, sich auszubreiten. Chemikalien im Schlamm. Klänge in der Luft. Gerüche. Wörter. Vielleicht würde irgendwann alles, was im Entstehen war, sich mit allem anderen vermengen, und es gäbe keinen Unterschied mehr zwischen den Dingen.
    In diesem Moment zum Beispiel wirbelte der Wind verschiedene Klänge durcheinander. Er lauschte den raschelnden Zweigen, dem Grillenzirpen, den Signaltönen aus Rorys Funkgerät. Zusammen ließen sie den ganzen Sumpf bedrohlich klingen. Max senkte den Kopf. Er durfte sich nicht so viele Gedanken um Ceegie machen.
    »Passt gut auf. Einer der Bosse aus Miami ist hier«, verkündete Rory dem Team.
    Die lethargischen Arbeiter blickten zu ihm auf. Sie lagen im schattigen Gras und schlürften Eiswasser aus Plastikbechern. »Gut aufpassen, haha. Das tun wir.«
    Rory spuckte Kautabaksaft vor seine Füße ins Gras. »Die Uhr läuft, mes amis . An die Arbeit! Und zieht euch ordentlich an, für den Fall, dass wir eine Inspektion bekommen.«
    Mit einem letzten Blick auf die Tupelobäume streifte Max die Handschuhe über.

5
    Mittwoch, 9. März, 16.25 Uhr
    »Wasser.« Die Frau sprach das Wort laut in die Stille des Quimicron-Labors.
    Gene Becnel spitzte die Ohren. Er hatte längst das Sicherheitspersonal alarmiert und einen respektvollen Anruf im Büro der Firmenleitung getätigt. Zwei Wachleute standen vor der Labortür und warteten auf Genes Befehl, den Eindringling zu verhaften, aber Gene konnte ihn nicht erteilen. Er wischte sich den Schweiß von seinen Wangen und kratzte verstohlen an dem Ausschlag von Gifteiche auf seinem Unterarm. Mr. Dan Meir, der Werksleiter, hatte sich auf die Rückenlehne von Genes Stuhl gestützt und beobachtete über seine Schulter den Bildschirm. Mr. Meir hatte gesagt, dass er warten sollte, erst mal sehen, was sie vorhatte. Schlimmer noch, Mr. Meir hatte einen anderen Mann mitgebracht, einen Fremden aus dem Büro in Miami. Gene mochte es nicht, wenn Leute in seinen Überwachungsraum kamen und seine Luft atmeten. Zumindest war Mr. Meir ein echter Ex-US-Marine. Der Mann aus Miami dagegen sah fremdländisch aus.
    Auf dem Überwachungsmonitor wiederholte der weibliche Eindringling einen Test. Gene gefiel es nicht, dass die Frau laut sprach, als wäre jemand bei ihr, jemand, den seine Kameras nicht sehen konnten.
    »Schräg«, sagte CJ.
    Sie hatte sämtliche Tests zweimal gemacht, doch sie bestätigten ihr nur, was ihre Augen und ihre Nase ihr sagten. Die Probe, die sie aus den vergifteten Ausdünstungen des Devil's Swamp gewonnen hatte, war reines Wasser, rein genug, um es trinken zu können.
    Sie stützte das Kinn in die Hand und starrte auf die Anzeige des Spektrophotometers. Die Analyse des H 2 O hatte nichts außer Spuren von Hautpartikeln ergeben, die wahrscheinlich ihre eigenen waren, und von Schlamm, wahrscheinlich aus ihrem Stiefel, plus den Fitzel eines Teststreifens zur Wasserprüfung aus ihrer Schutzanzugtasche. »Okay, Harry, was kommt als Nächstes?«
    Fragen wirbelten ihr durch den Kopf. Welche chemische Reaktion konnte bei heißem Wetter Eis bilden? Und giftiges Schmutzwasser in sauberes verwandeln? Und ein Magnetfeld erzeugen, das im Zydeco-Rhythmus pulsierte? Warum war sie im Eis versunken und Max nicht? Und was war mit der Wärmeenergie passiert, als sich das Eis gebildet hatte?
    Gene Becnels Oberschenkel zuckte. Er wäre gerne aufgestanden und hätte sich gestreckt. Er hätte gerne noch einen KitKat-Riegel verputzt. Er wollte, dass die hohen Tiere aus seiner Kabine verschwanden und ihn seine Arbeit machen ließen.
    Gene wusste bereits, wer sie war – ein Mädchen vom College, wahrscheinlich eine Linksextremistin, eine aus dem Norden – ein Wort, das sich in Genes Lexikon auf wilde Horden reimte. Sein hochmodernes Sicherheitssystem von Texas Instruments, eine seiner großen Liebhabereien, hatte bereits den ID-Chip auf ihrem Ausweis gelesen. Er enthielt ihre Personalnummer, mit der man auf ihre Personalakte im Hauptrechner zugreifen konnte. Carolyn Joan Reilly, weiblich, 22, Zeitarbeiterin bei Rory Godchaux' Reinigungstrupp. Die perfekte Tarnung für eine Terroristin.
    »Das ist seltsam.«
    Ihre aufgeregte Stimme ließ Genes Alarmsystem schrillen. Selbst Mr. Meir beugte sich weiter vor, um sie zu beobachten. Mr. Meir hatte ein gutes Gespür für Menschen. Gene schätzte das
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