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Watermind

Watermind

Titel: Watermind
Autoren: M.M. Buckner
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sehr.
    Die Verdächtige kippte etwas von der klaren Flüssigkeit in ihre gewölbte Hand und gab ein Kichern von sich. Gene bediente den Kamerazoom, und sie konnten den kleinen glasigen Klumpen sehen, der wie eine Quecksilberkugel in ihrer Handfläche herumrollte. »Erstaunliche Oberflächen-Spannung«, sagte sie. Als sie mit dem Fingernagel hineindrückte, blieb er daran hängen.
    Sie spielte eine Weile damit, schüttelte ihn, rollte ihn hin und her und ließ ihn an der Fingerspitze wie eine Puddingkugel wackeln. Mit der freien Hand tippte sie ein paar Notizen in ihren Laptop. Doch als sie den kleinen Ball am Becherrand abstreifen wollte, verteilte er sich über ihren ganzen Finger. Daraufhin schüttelte sie quiekend ihre Hand. »Au, au, au!« Sie rannte zum Waschbecken und hielt ihre Finger unter den Wasserstrahl. Dann trocknete sie die Hand mit einem Papiertuch ab und untersuchte die Haut.
    Gene konnte nichts Ungewöhnliches an ihrer Hand erkennen. Der Finger war nicht einmal rot. Dann driftete sie mit ihren Gedanken völlig weg, wie Gene später seiner Mutter erzählen würde. Sie starrte ganze zehn Minuten in das Waschbecken.
    Als sie schließlich ihre Sachen zusammenräumte, drehte sich Gene auf seinem Stuhl zu den Männern hinter sich um. »Sollen wir sie festnehmen, Mr. Meir?«
    Dan Meir rollte eine nicht angezündete Zigarre im Mund hin und her. Er war ein kleiner, kräftiger, grauhaariger Mann von zweiundsechzig mit freundlichen grünen Augen, die er nach Jahrzehnten in der Sonne stets leicht zusammenkniff. Er trug einen militärischen Kurzhaarschnitt, den er jeden Morgen sorgfältig trimmte und einsprühte, so dass er wie Aluminiumfolie glänzte. Jeder mochte Dan Meir, sogar Gene, dem man es nicht so leicht recht machen konnte.
    Meir sprach mit dem Mann aus Miami. »Glauben Sie, dass sie gefährlich ist?«
    Der dunkelhäutige Fremde blickte von seinem Palm auf. Er musste dringend zum Friseur, dachte Gene. Seine Haare hingen ihm bis zum Kragen.
    »Ich weiß, wer sie ist«, sagte der Fremde. Er hatte einen Akzent. »Lassen Sie sie gehen, aber behalten Sie sie im Auge. Wir müssen zu einem Meeting, Meir.«
    Nachdem sie gegangen waren, biss Gene gierig von der Schokolade ab. »Zieht euch zurück. Lasst sie gehen«, befahl er seinen Männern über Funk. Ein linker Yankee. Na klar, lasst sie gehen. »Moselle, häng dich an sie dran und folge ihr, aber ohne dass sie etwas merkt. Berichte mir alle fünf Minuten.«
    »Verstanden«, sagte Ron Moselle.

6
    Mittwoch, 9. März, 16.49 Uhr
    CJ registrierte den roten Toyota-Kleintransporter nur flüchtig, der ihr vom Quimicron-Parkplatz folgte. Eine Idee nahm ihre Aufmerksamkeit in Anspruch, als sie über den Runddamm fuhr und Johnny Poydras zum Abschied winkte. Sie musste ein Stück von dem Eis haben. Nachdem sie sich in den Verkehr auf dem Highway 61 gestürzt hatte, fuhr sie die kurze Strecke bis zur Zufahrtsstraße zum Devil's Swamp und bog auf den holprigen Feldweg ab, während sie überlegte, welche chemischen Reaktionen diese erstaunliche Substanz wohl hervorgebracht hatten.
    Im Kopf ging sie seine Eigenschaften durch: starke Oberflächenspannung; schneller Übergang vom festen zum flüssigen Aggregatzustand; ein Magnetfeld, das auf Klänge und wahrscheinlich auf Lichtsignale reagierte; und es konnte Wasser reinigen.
    Fragen schossen ihr durch den Kopf. Konnte die chemische Reaktion des Gefrierens sämtliche Unreinheiten des Teichs fixieren und reines Schmelzwasser zurücklassen, das ihre Kleider und Haare getränkt hatte? Und wie war die starke Oberflächenspannung zu erklären? Oder das prickelnde Gefühl in ihrem Finger, als die Temperatur der Substanz plötzlich unter null Grad fiel. Da ihr Finger immer noch prickelte, war sie sich nicht sicher, ob sie alles abgewaschen hatte.
    Sie begutachtete ihre Fingerspitze. Die Haut sah weich und gesund aus – obwohl sie den Fingernagel abgekaut hatte. Das Rätsel um das Eis faszinierte sie. Sämtliche Geräte hatten angezeigt, dass die Substanz chemisch reines H 2 O war. Gab es da noch etwas, das die Instrumente nicht sehen konnten?
    »Reines Wasser«, piepste sie, während sie sich in den Fahrersitz zurückfallen ließ. Wenn sie herausfinden würde, wie der Gefrier- und Reinigungsprozess ablief – die potenziellen Anwendungsmöglichkeiten machten sie ganz schwindlig.
    Wie Harry oft gesagt hatte, geschahen die größten Entdeckungen durch Zufall.
    Nach hundert Metern fuhr sie von der schlammigen Straße herunter in
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