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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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schlechte Prüfungsergebnisse. Im Laufe der Zeit ist es dann die zunehmende Angst vor der Prüfungssituation, aber nicht ein generelles Unvermögen des Kindes.
    Einen weiteren Vorteil genießen Kinder mit Lernschwierigkeiten in „Einer Schule für alle“: Sie können nicht einfach ausgemustert werden, die Schule muss sich um individuelle
Lösungen bemühen. Dafür gibt es unter anderem dann die individuellen Lernphasen, während der andere Kinder nicht beeinträchtigt, sondern ebenfalls individuell unterstützt und gefordert werden.
    Â 
    Lernen unsere Kinder denn überhaupt etwas in solch einer Schule, in der Lernen wie ein Freizeitprogramm klingt?
    Wir müssen uns nur anschauen, mit welcher Freude kleine Kinder lernen — keiner fragt nach, ob das Kind lernt, wenn es vergnügt quietscht, weil der Turm aus Bauklötzen umfällt, oder wenn es sich freut, weil es neue Wörter sprechen kann. Bis zum Eintritt in die Schule ist Lernen stets mit Freude und mit Entwicklung verbunden. Nur unsere Erfahrungen mit dem Schulsystem haben uns dahingehend geprägt, dass wir unter Lernen hauptsächlich ein stures Büffeln und Pauken aus Büchern verstehen. Aber Lernen bedeutet, Erfahrungen zu machen und sich altersgemäß mit den Dingen auseinanderzusetzen. Bei den jüngeren Schülern sind das vor allem erlebnis- und körperbetonte Erfahrungen sowie das Üben von Fertigkeiten. Die älteren Schulkinder werden zunehmend Bücher und andere Medien nutzen und diese intensiv studieren. Lernen ist an sich das freudvollste Vergnügen. Wir müssen die Vorstellung loswerden, dass Lernen nur dann gut ist, wenn es wie bittere Medizin schmeckt. Das ist falsch. Alles, was mit Freude und Lust gemacht wird, hinterlässt eine weit tiefere Wirkung. Wo vorher zigmal erklärt und wiederholt werden musste, genügt bei vorhandenem Interesse oft ein einziger Eindruck. Eine Schule als angstfreier Lern- und Lebensort scheint unvereinbar mit Leistung und Eliteförderung. Das Gegenteil ist der Fall.
    Â 
    Wenn Schule nun diese grundlegenden Bildungsinhalte berücksichtigt, Kinder freier und individueller lernen lässt sowie Angebote für die Persönlichkeitsentwicklung macht — bleibt da noch genügend Zeit für fachliches Lernen? Die Kinder sind doch allein damit jetzt schon völlig überfordert.
    Wir sind sehr geprägt durch unsere eigenen schulischen Erfahrungen. Deshalb verstehen wir fachliches Lernen so, dass
Inhalte mit dem Verstand durch Kopfarbeit erfasst und Fachbegriffe auswendig beherrscht werden müssen. Das ist eine sehr eingeschränkte und zudem wenig erfolgreiche Vorstellung von fachlichem Lernen. Unsere Kinder sind damit überfordert, sich auf diese theoretische Art mit den Inhalten zu beschäftigen und Begriffe auswendig zu lernen, mit denen sie nichts verbinden können. Meist vergessen Kinder auf diese Weise die Inhalte recht bald wieder. Wer von uns könnte auf die Schnelle erklären, wie ein Elektromotor funktioniert und die korrekten Bezeichnungen dafür verwenden? Wer die Fotosynthese? In der Schule der Zukunft würden Kinder einen Elektromotor bauen und Forschungen zur Fotosynthese betreiben, also all das wahrhaft „be-greifen“, anstatt nur theoretisch darüber zu lernen. Das macht zum einen mehr Freude und — es bleibt im Gedächtnis. Selbsttätigkeit und praktische, anschauliche Erfahrungen sind der Schlüssel für nachhaltiges fachliches Lernen, das zudem die Persönlichkeit ausbildet. Wegfallen würden sicher viele unwichtige theoretische Details, mit denen sich Kinder allerdings bei größerem Interesse in ihren individuellen Lernphasen beschäftigen und ihr individuelles Begabungsprofil ausbilden könnten. Das fachliche Lernen ist an sich simpel, wenn sich Kinder mit den Dingen beschäftigen können — nur die theoretische Beschäftigung damit erweckt den Eindruck, es sei alles sehr kompliziert. Das Augenmerk beim Lernen würde endlich wieder auf dem fundierten Verständnis von Grundprinzipien und echter Lernerfahrung liegen.
    Â 
    Vereinheitlicht „Eine Schule für alle“ nicht die Kinder und presst alle in eine Schiene?
    Genau das Gegenteil ist der Fall. In unserem derzeitigen Schulsystem werden Kinder aufgrund der permanenten Prüfungen zu gleichen Inhalten und gleichem Vorgehen zum gleichen Zeitpunkt genötigt. Unsere Schule ist derzeit eine

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