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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun
Autoren: Sanbine Czerny
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man das autodidaktische, außerschulische Lernen und moderne Medien sinnvoll einbindet und Kinder und Jugendliche auf die digitale Welt angemessen vorbereitet. Ebenfalls entscheiden die Schulen, ob sie jahrgangsübergreifend unterrichten wollen, Eingangsphasen anbieten, ob Lehrer weiterhin nur ein oder zwei Jahre ihre Klassen begleiten oder doch über mehrere Jahre hinweg — mit den entsprechenden Vorteilen. Ein weiterer entscheidender Aspekt werden die Fördermöglichkeiten für einzelne Schüler sein. Gute Schulen
haben viele Unterstützungssysteme für ihre Schüler, gerade in den Anfangsjahren und gegebenenfalls sogar schon in den Jahren vor dem Schuleintritt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sinnvolle Schulkonzepte aufzustellen, die sich teilweise sogar grundlegend unterscheiden — aber die Gesamtidee ist entscheidend und diese ist eben durchaus abhängig von den Bedingungen und Erfordernissen vor Ort. Erst wenn Schulen so organisiert sind, werden Evaluationen an Schulen, Vergleichsarbeiten, kollegiale Hospitation, Teamwork unter Kollegen und Ähnliches überhaupt sinnvoll und ermöglichen der einzelnen Schule, sich tatsächlich weiterzuentwickeln. Alternative Schularten wie Montessori, Sudbury oder Waldorf stehen dann ebenso wie Privatschulen gleichberechtigt neben den Regelschulen und sorgen dafür, dass die Bildungslandschaft vielfältig und reichhaltig gestaltet ist und Eltern bereits bei der Einschulung aufgrund der Schulprofile die für ihr Kind beste Schule wählen können.
    Lehrer an neuen Schulen
    Wesentliche Personen im Prozess einer solchen Umstellung sind die Lehrer. Auch sie benötigen die Zeit und den Raum, um sich verändern zu können. Das Potenzial für gute Schulen ist da — es gibt ganz viele tolle, aufgeschlossene und engagierte Lehrer. Jetzt müssen nur noch die Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass diese Pädagogen auch entsprechend arbeiten und wirken können. In den mir bekannten Grundschulen bemüht man sich schon sehr, schülerorientiert und individueller zu arbeiten, so wenig das auch teilweise aufgrund der derzeitigen Rahmenbedingungen möglich ist. Entscheidend ist, dass auch die Lehrer der älteren Schüler lernen, zunehmend individualisiert und offener mit ihren Kindern zu arbeiten — bislang hat dies neben den Proben insbesondere auch der Fünfundvierzig-Minuten-Takt des Stundenplans an den weiterführenden Schulen verhindert. Das ist zum großen Teil eine Frage der Erfahrung, deshalb brauchen Lehrer Zeit, um sich selbst innerhalb neuer Rahmenbedingungen zu entwickeln.
    Ein großer Vorteil der dann entstehenden Schulprofile ist
auch, dass künftig Lehrer und Schulen passend zueinanderfinden. Lehrer sind ebenso Individuen wie Schüler und benötigen ein stimmiges Umfeld, um freudvoll und gut arbeiten und wirken zu können. Ein entscheidender Aspekt im Lernprozess ist die Authentizität des Lehrers, das bedeutet, dass auch beim Lehrer die Individualität als Bereicherung gesehen und ihm zugestanden wird, statt nach einer Vereinheitlichung zu streben. Erziehung ist eine Kunst, und ein Kunstwerk ist einmalig. Lehrer brauchen den Freiraum und das Vertrauen, um bestmöglich mit den ihnen anvertrauten Kindern arbeiten zu können, aber auch wieder die Verantwortung dafür, sodass sie sich nicht hinter dem Erfüllen von Kriterien verstecken können.
    Der Lehrberuf muss wieder ein Ehrberuf werden — und das wird er, wenn der Lehrer wieder pädagogisch, sinnhaft und individuell seinen Unterricht gestalten kann. In der Lehrerausbildung muss vor allem das Gestalten und Arrangieren von Lernen in heterogenen Gruppen vermittelt werden. Neben einer fundierten fachlichen Ausbildung müsste zudem ein Schwerpunkt auf der Ausbildung der Lehrerpersönlichkeit liegen: Angehende Lehrer brauchen zahlreiche Angebote für persönlichkeitsbildende Erlebnisse. Denn wie soll ein Lehrer Theater mit den Kindern spielen, wenn er das selbst nie erlebt hat? Wie soll er Projekte begleiten, wenn er selbst nie an einem mitgearbeitet hat? Wie Experimente durchführen, wenn ihn immer noch die Furcht aus seiner eigenen Schulzeit prägt? Unsere Kinder brauchen kraftvolle Bezugspersonen mit einem reichen Erfahrungsschatz, fundiertem Sachwissen, Lebensfreude und Interesse — und keine Bürokraten.
    Meiner Meinung nach sollten wir auch darüber nachdenken, Bildung zukünftig nicht
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