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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun
Autoren: Sanbine Czerny
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immer Verlierer geben und
die Frage ist nur, wen es trifft. Die Plätze an den weiterführenden Schulen sind begrenzt. Es macht die Sache aber nicht gerechter oder sinnvoller, wenn dann vielleicht mehr Arbeiterkinder höhere Bildung erhalten, dafür Kinder von Akademikern davon ausgeschlossen werden.
    Die einzige Lösung besteht darin, dass jedes Kind eine gute Ausbildung bekommt, damit dann alle mit besten Chancen in ihr Erwachsenenleben entlassen werden. In unserer zunehmend globaler werdenden Welt gibt es viele Möglichkeiten, sodass jedes Kind mit einer sehr guten, fundierten Ausbildung einen ihm gemäßen Platz findet. Der Konkurrenzgedanke, der derzeit unser Schulsystem zerfrisst, hat in der Zukunft keinen Platz mehr. Im Gegenteil, nur mehr Bildung für alle führt zu mehr Kreativität, Wohlstand und Chancen für alle.
    Â 
    Was ist mit all den anderen Maßnahmen, die diskutiert werden, um unser Schulsystem zu reformieren?
    Um es ganz deutlich zu sagen: Keine dieser Maßnahmen ist geeignet, unser Schulsystem zukunftstauglich zu machen. Der entscheidende Aspekt ist, dass bei all diesen Maßnahmen der falsche Lern- und Leistungsbegriff aufrechterhalten wird, sodass weiterhin nachhaltiges, individuelles und entgrenztes Lernen verhindert wird. Sämtliche zukunftsträchtige Ansätze wie etwa ein jahrgangsübergreifendes Lernen oder auch eine Schuleingangsphase, bei der die Kinder nach einem bis drei Schuljahren in die dritte Klasse vorrücken, können nicht gelingen, wenn gleichförmige Proben geschrieben und der dafür notwendige Gleichschritt-Unterricht gehalten werden müssen.
    Eine verlängerte Grundschulzeit ändert nichts an der Aufteilung der Kinder während ihrer Entwicklungsphase. Auch der Übertrittsdruck bleibt erhalten, denn die Aufteilung erfolgt unweigerlich. Daher stellt sich wieder nur die Frage, wer von höherer Bildung ausgeschlossen wird, aber nicht, ob jemand ausgeschlossen wird. Die Einführung der Stadtteilschule, die ebenfalls den höchsten Bildungsabschluss ermöglicht, könnte hier Entlastung bringen, ändert aber nichts daran, dass weiterhin Prüfungen eine große Bedeutung haben und das individuelle,
entgrenzte Lernen behindern. Und zu guter Letzt ist fraglich, ob sich die Auswirkungen der drohenden Selektion nicht wie bisher bis in den Kindergarten ausweiten und Kinder nun sechs statt vier Jahre unter dem Druck leiden müssen. Eine verlängerte Grundschulzeit ist also nur als Zwischenstadium auf dem Weg zu „Eine Schule für alle“ sinnvoll. Den Übertritt an sich anders zu regeln und beispielsweise eine eventuell sogar wiederholbare Prüfung der aufnehmenden Schule einzuführen, könnte zumindest den Grundschulen ermöglichen, individueller zu arbeiten. Das würde aber auch nichts daran ändern, dass Kinder während ihrer Entwicklungsphase aufgeteilt werden. Weiterhin würde ein Großteil der Kinder von höherer Bildung ausgeschlossen werden. Der Prüfungsdruck bliebe so groß wie bisher und viele Kinder würden allein deshalb scheitern. Die Ausrichtung läge weiterhin auf meist kognitiven, messbaren Inhalten und nicht auf der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder an sich. Dem Elternwillen Vorrang vor einer schulischen Empfehlung einzuräumen würde zwar den Übertrittsdruck vermindern, gleichzeitig aber die soziale Ungerechtigkeit verschärfen. Gerade Eltern aus sozial benachteiligten Schichten trauen ihrem Kind den Besuch einer höheren Schule oft nicht zu und sind überzeugt, die notwendige Hilfestellung nicht geben zu können.
    Â 
    Ich kann einfach nicht glauben, wie ein Kind, das bislang in einem einfachen, armen Elternhaus aufgewachsen ist, mit dem Kind eines Professors zusammen unterrichtet werden kann, das schon viele Anregungen und Erfahrungen hatte, ohne dass eines davon Nachteile hat. Wie soll das gelingen?
    Die Antwort auf diese Frage enthält mehrere Aspekte. Kindern aus benachteiligten Familien fehlen oft grundlegende Eigenschaften: Struktur und Kategorien, Genauigkeit und Anstrengungsbereitschaft, Erlebnisse und Erfahrungen und ein gut entwickeltes Sprachvermögen. Das beste Vorhaben wäre daher, in naher Zukunft gar keine benachteiligten und bildungsfernen Familien mehr zu haben. Denn Eltern können in den ersten Lebensjahren ihrem Kind am allerbesten diese
grundlegende Basis mitgeben, denn dann geschieht es in der natürlichen
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