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Was will man mehr (German Edition)

Was will man mehr (German Edition)

Titel: Was will man mehr (German Edition)
Autoren: Hans Rath
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Parker, wird jedoch vom kurzen Jaulen einer Polizeisirene unterbrochen.
    Sekunden später rollt ein Einsatzfahrzeug an uns vorbei und fährt dann zügig den Hügel hinab. Eilig werden Iris und ich auf die Rückbank eines anderen Dienstfahrzeugs verfrachtet, während ein dritter Wagen bereits die Verfolgung aufnimmt. Dann fahren wir los.
    Iris und ich schweigen eine Weile. Anhand des Funkverkehrs hört man, dass die Polizei in Hektik ist. Peinlicherweise hat offenbar einer der Kollegen den Zündschlüssel stecken lassen. Und eben dies muss jemanden animiert haben, den Wagen einfach mitzunehmen.
    «Kann ich dir rasch ein paar Fragen stellen, bevor sie mich einbuchten?» Ich schaue nach vorn, weil ich erwarte, dass einer der beiden Polizisten uns verbietet, miteinander zu reden. Doch die Beamten sind zu sehr mit sich und der Verfolgung des Polizeiautodiebes beschäftigt.
    Iris nickt. «Vielleicht ist es einfacher, wenn ich dir kurz erzähle, was passiert ist. Dann erledigen sich die meisten deiner Fragen wahrscheinlich.»
    «Fangen wir bei unserem letzten gemeinsamen Abend an», schlage ich vor.
    «Gut. An diesem Abend wusste ich bereits, dass Timothy ein krummes Ding gedreht hatte. Ich wusste nur nicht, wie es ihm genau gelungen war, das Geld auf die Seite zu schaffen.»
    «Du … wusstest von Timothys Machenschaften?» Ich bin baff.
    Iris nickt. «Und als ich dann von dir die Details erfahren habe, da war mir schnell klar, dass es nur mir gelingen würde, das Geld zurückzuholen.»
    «Toll», erwidere ich. «Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass du nicht mal in Erwägung gezogen hast, mich um Hilfe zu bitten.»
    «Das war ja gerade der Witz», sagt Iris. «Es musste so aussehen, als ob ich dich richtig übel reingelegt hätte, denn nur auf diese Weise war sichergestellt, dass Timothy mir vertrauen würde.»
    Ich überlege. Okay. Da ist was dran. «Und wie ging es dann weiter?»
    «In Uruguay habe ich ihm Drogen untergeschoben und ihn dann bei der Polizei verpfiffen.»
    «Wow. Und mit so einem Luder bin ich verheiratet?»
    «Offensichtlich», erwidert Iris lächelnd.
    «Und hast du es wirklich geschafft, das Geld wieder aufzutreiben?»
    Wieder lächelt Iris. «Ich war fast jeden Tag im Knast und habe Timothy erzählt, dass unser Geld nicht ausreicht, um einen guten Anwalt einzuschalten. Es hat ein paar Wochen gedauert, aber dann hat Timothy mir erzählt, wo er die Million geparkt hat. Also habe ich die Summe nach London transferiert und den nächsten Flieger gebucht, um rechtzeitig zur Hochzeit von Melissa wieder hier zu sein.»
    «Woher wusstest du überhaupt davon?», will ich wissen.
    «Elisabeth und Melissa waren eingeweiht», gesteht Iris kleinlaut.
    Ich könnte mich nun darüber aufregen, dass ich in dieser Familie ständig belogen, betrogen und hinters Licht geführt werde, aber daran muss ich mich wahrscheinlich gewöhnen. Also zucke ich mit den Schultern. «Was wird aus Timothy?»
    «Keine Ahnung. Er hat mein Vertrauen missbraucht, meine Liebe mit Füßen getreten, und schließlich hat er sogar versucht, meine Familie zu bestehlen. Meinetwegen kann er in Uruguay in irgendeinem Kellerloch verschimmeln.»
    Wir schweigen erneut.
    «Da ist er ja», sagt plötzlich unser Fahrer, steuert den Wagen auf den Seitenstreifen und hält dort an. Unsere beiden Begleiter steigen aus.
    Der gestohlene Polizeiwagen steht auf einer Wiese. Die Fahrertür ist weit geöffnet. Gerade hechtet der Dieb ins Freie und türmt in Richtung eines kleinen Wäldchens. Gleich drei Uniformierte setzen ihm nach. Sie haben Mühe, ihm auf den Fersen zu bleiben, denn der Autodieb ist flink wie ein Wiesel. Es ist der kleine Alphons, der seinen Spaß zu haben scheint.
    «Das war übrigens ein sehr schöner Abend mit dir», sage ich in die Stille. «Ich wollte dir das noch sagen, aber du warst dann ja leider verschwunden.»
    «Ich fand es auch sehr schön», sagt Iris.
    Wieder schweigen wir.
    «Da du deinen Mann nun in den Knast gebracht hast, könnten wir uns vielleicht in Zukunft öfter mal sehen», taste ich mich vor.
    «Und an was denkst du da genau?», will Iris wissen.
    «Das können wir dann ja noch sehen. Da wir jetzt verheiratet sind, könnten wir theoretisch auch all das tun, was verheiratete Leute so tun. Vielleicht fahren wir mal zusammen in Urlaub, vielleicht suchen wir uns auch eine gemeinsame Wohnung …»
    Iris schweigt. Ich ahne, das ist kein gutes Zeichen.
    «Paul, ich glaube, wir sollten nichts überstürzen …», beginnt
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