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Was will man mehr (German Edition)

Was will man mehr (German Edition)

Titel: Was will man mehr (German Edition)
Autoren: Hans Rath
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holen.»
    «… muss ich mir von so einem Sexfilmsternchen nicht sagen lassen!», höre ich Elisabeth im Hintergrund.
    Günther hebt fast unmerklich eine Augenbraue. «Wird kein leichter Job, würde ich mal vermuten.»
    «Erotik!», zetert Ludmila in hoher Tonlage. «Es war ein Erotikfilm!» Die Aufregung verstärkt ihren ohnehin nicht schwachen Akzent. Sie rollt das R nun, als würde sie einen Papagei parodieren wollen.
    Konstantin steht zwischen den Streithennen. Sein Gesicht hat exakt die Farbe der blütenweißen Ministrantengewänder, die hinter ihm hängen.
    «Das stimmt», erwidert er und scheint einem Kreislaufkollaps nahe. «Ich habe den Film gesehen. Er hat einen Publikumspreis in …»
    «Glaubst du wirklich, dass sie dich genommen hat, weil du so unheimlich viel Charisma besitzt?», unterbricht Elisabeth.
    Ich sehe eine tiefe Bestürzung in Konstantins Gesicht. Gerade tut er mir sogar ein bisschen leid. Na ja, fast.
    «Elisabeth, bitte! Das müssen wir doch nicht jetzt …», versucht Karl seine aufgebrachte Frau zu beschwichtigen, doch die ist momentan nicht zu bremsen.
    «Hast du ihr gesagt, dass wir pleite sind?», blafft sie Konstantin an. «Weiß sie, dass sie in Zukunft wieder Erotikfilme drehen muss, damit ihr euch über Wasser halten könnt?» Das Wort «Erotikfilme» betont Elisabeth, als würde irgendein unappetitlicher Glibber daran kleben.
    Ludmila schürzt ihre knallroten Lippen und fixiert Konstantin. Offensichtlich hat er ihr tatsächlich noch nichts dergleichen erzählt.
    «Ich wollte … ich … ich dachte, wir … könnten», stottert Konstantin und bemüht sich dann, ein freundliches Gesicht zu machen. Inzwischen wäre es ihm wohl ganz recht, wenn er einfach in Ohnmacht fallen und damit zumindest ein bisschen Zeit gewinnen könnte.
    «Stimmt das etwa?», fragt Ludmila spitz.
    «Was ist denn hier los?», erkundigt sich Schamski. Ich habe sein Kommen gar nicht bemerkt. Er trägt einen sehr gut sitzenden dunklen Anzug, der ihn wesentlich besser kleidet als die Sportklamotten, die er im Studio trägt.
    «Sag mir sofort, ob Großmutter recht hat», setzt Ludmila drohend nach.
    «Wo ist Melissa?», frage ich Schamski.
    «Kommt gleich.»
    «Ich verbitte es mir, von deiner Gespielin Großmutter genannt zu werden!», faucht Elisabeth.
    «Sie ist nicht meine Gespielin!», hört man Konstantin durch die geschlossenen Zähne zischen. Er klingt, als wäre er kurz davor zu explodieren.
    «Was ist denn hier los?», fragt Melissa. Ihr Kommen habe ich ebenfalls nicht bemerkt. Sie hat Bronko im Schlepptau, der das Brautpaar chauffiert hat. Zur Begrüßung nickt er kurz und wendet sich dann interessiert dem Streit von Elisabeth und Ludmila zu.
    Gerade will ich Melissas Frage beantworten, da fällt mir auf, dass die Braut ausnehmend schön gekleidet ist. Sie trägt kein ausladendes Gewand, sondern ein bodenlanges, sanft fließendes cremefarbenes Kleid, das man auch gut zu einem Sommerfest in gehobener Gesellschaft tragen könnte. Diesen Eindruck unterstreichen ein paar sorgsam ausgewählte frische Blumen, die Melissa sich ins Haar geflochten hat.
    «Du siehst umwerfend aus», sage ich, derweil man Ludmila und Elisabeth im Hintergrund keifen hört.
    «Danke», erwidert Melissa und lächelt glücklich. «Ich habe auf eine große Schleppe und ein unbequemes Kleid verzichtet, weil man ja nicht ausschließen kann, dass wir heute noch vor der Polizei flüchten müssen.» Sie küsst Schamski auf die Wange und fügt lächelnd hinzu: «Du musst wissen, dass mein künftiger Ehemann ein steckbrieflich gesuchter Verbrecher ist.»
    Schamski nickt grinsend. «Weltweit, hast du vergessen.»
    «Ja, verdammt! Ich liebe Ludmila! Und ich weiß nicht, warum du das nicht endlich einsehen willst!», hört man nun Konstantin brüllen.
    Fast im gleichen Moment beginnt Glockengeläut, weshalb man Elisabeths Replik nicht verstehen kann. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, stößt sie eine Reihe wüster Beschimpfungen aus.
    Das Glockengeläut wird nun begleitet von einem sehr hohen und hellen Jaulen. Jona ist wach geworden. Kein Wunder bei dem Krach, der hier herrscht. Unpassenderweise klingelt nun auch noch mein Handy.
    Günther, der neben mir steht, erkennt mein Problem.
    «Ich mach schon», sagt er und steuert zielsicher auf jenen Umkleideraum zu, in dem ich Jona abgelegt habe.
    Ich nicke dankbar und nehme das Gespräch an. Es ist Audrey.
    «Kann ich mal Melissa sprechen?»
    «Was?», rufe ich. «Ich kann dich ganz
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