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Was will man mehr (German Edition)

Was will man mehr (German Edition)

Titel: Was will man mehr (German Edition)
Autoren: Hans Rath
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sie.
    «Du machst Witze», unterbreche ich in einem Anflug von Verzweiflung. «Ich habe sehr lange auf diesen Moment gewartet. Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich mich jetzt vornehm zurückhalte. Außerdem muss ich gleich für eine Weile in den Knast. Und wer weiß, wo du steckst, wenn ich wieder rauskomme. Vielleicht bist du dann ja wieder für ein paar Wochen auf der anderen Seite der Erdkugel. Kannst du nicht verstehen, dass ich diesmal die Gelegenheit beim Schopf packen will?»
    «Doch», erwidert sie. «Das kann ich gut verstehen. Und ich glaube auch, dass wir es miteinander versuchen sollten. Ich habe nur gerade eine große Enttäuschung hinter mir. Und ich fände es richtig, wenn wir nichts überstürzen.»
    Ich überlege.
    Der sanfte Wind weht Glockengeläut aus Morlyhan zu uns herüber. Das freut mich. Es ist das vereinbarte Zeichen. Melissa und Schamski sind nun ebenfalls verheiratet.

Epilog
    [zur Inhaltsübersicht]
    Das war so nicht abgesprochen
    Meine neue Wohnung ist klein, aber hell und freundlich. Jona bekommt ein eigenes Zimmer. Es gibt ein weiteres Zimmer und eine geräumige Küche. Fred soll einen Platz im Eingangsflur bekommen, hat sich aber bereits demonstrativ in eine Ecke unseres künftigen Wohnzimmers gelegt. Wird sich noch zeigen, ob er damit durchkommt.
    Vom Balkon aus kann man das ehemalige Verlagsgebäude sehen. Es beherbergt jetzt mehrere Internetfirmen und ein kleines, junges Unternehmen für Personalentwicklung. Mein Unternehmen. Ich betreibe das Geschäft seit rund zwei Monaten und bin mit der Entwicklung sehr zufrieden. Jona und ich kommen über die Runden, und wenn alles gut läuft, dann kann er sich eine Kita und ich mir ab und zu eine Flasche Wein leisten.
    Während wir auf meine Möbel warten, lobt die Maklerin die Lage und den Schnitt der Wohnung, obwohl ich den Mietvertrag längst unterschrieben und die Courtage überwiesen habe. Vielleicht eine Berufskrankheit.
    «… ist ja ideal für Alleinerziehende», höre ich sie sagen, und jetzt spitze ich doch die Ohren. «Ich selbst bin ja auch alleinerziehend. Ich weiß also, wovon ich rede.» Sie versucht ein strahlendes Lächeln. Klappt ganz gut.
    «Ja», sage ich und schiele zur Tür, weil ich im Treppenhaus Geräusche gehört habe. Tatsächlich scheinen meine Möbel endlich zu kommen.
    «Jedenfalls haben Sie ja meine Nummer, falls irgendetwas ist», sagt die Maklerin und reicht mir die Hand.
    «Danke», erwidere ich, ergreife ihre Hand und schaue in ihre blassblauen Augen. Ich würde ihr gerne noch viel Glück wünschen für die Suche nach MrPerfect, belasse es jedoch bei einem kurzen Händedruck.
    Dann betreten stämmige Umzugshelfer die Wohnung. Fred beobachtet die Männer aus den Augenwinkeln. Er ahnt vermutlich, dass sie seine Siesta stören werden.
    «Einfach alles in das hintere Zimmer», sage ich und betrete meinen Balkon, um die Männer nicht bei der Arbeit zu behindern. Ich wechsle Jonas Trageposition ein wenig. In letzter Zeit ist er ziemlich schwer geworden. Vielleicht kommt es mir aber auch nur so vor.
    Der Balkon der Nachbarwohnung ist nur wenige Zentimeter entfernt. Die Brüstungen berühren sich fast, was daran liegt, dass die Wohnungen auf dieser Seite des Hauses sehr klein sind. Da bleibt nicht viel Fläche für Balkone.
    Ein Kleinkind tapst auf den benachbarten Balkon. Es ist Mary-Ann.
    «Algalagaldal», sagt sie vorwurfsvoll, was auch immer das heißen mag.
    Iris erscheint. «Und? Wie ist deine neue Wohnung?»
    «Hübsch», antworte ich. «So wie deine. Nur spiegelverkehrt.»
    «Interessant», erwidert sie, als hätte sie meine Wohnung noch nie gesehen. «Und lädst du mich heute Abend ein? Quasi zum Einzug?»
    «Warum nicht? Ich klingel dann bei dir, wenn ich hier …»
    «Entschuldigung», unterbricht ein kleiner Mann mit breitem Kreuz und großer Wampe. «Der Handwerker ist da.»
    «Entschuldige mich einen Moment», sage ich zu Iris und verschwinde in meiner Wohnung, um dem Mann zu zeigen, was er machen soll.
    Kaum eine Minute später bin ich wieder auf dem Balkon. «So. Wo waren wir gerade stehengeblieben?»
    «Du wolltest mich zu einem romantischen Abendessen einladen», sagt Iris.
    «Romantisch? Ich dachte, es ginge nur um gute Nachbarschaft.»
    «Wer weiß, was draus wird.» Lächelnd beugt Iris sich über die Brüstung, um mich zu küssen, da hört man drinnen einen dumpfen Schlag. Das Haus scheint zu erzittern.
    «Was war das?», fragt Iris erstaunt.
    Wieder dieses dumpfe Geräusch, gefolgt von
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