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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden?
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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tat er wie ein Unsinniger und jammerte und flehte, der Herr solle so etwas nicht tun, Ihr kommt ja wieder heim und dann müßt Ihr doch Euer Haus haben. Zuerst hörte der Mann nicht auf ihn und lachte nur ein wenig und sagte, da könne er vielleicht lange warten. Aber Giacomo war Eurer Rückkehr so sicher, daß er nicht nachgab mit Bitten und Vorstellungen. Zuletzt stellte er sich vor den Herrn hin und sagte: ›Ich will auch Tag und Nacht bei Euch arbeiten, was Ihr nur wollt, das bringt dann den Hauszins ein, bis sie wiederkommen.‹ Der Herr sah den Buben nicht unfreundlich an, ich glaube, er gefiel ihm und mit dem Kauf war es vielleicht auch nicht so sicher. Er kam dann zu mir heran und wollte wissen, wie es mit dem Buben sei und ob ich einverstanden wäre, daß er zu ihm komme. Das war ich ja gewiß. Wie denn der Vater einige Zeit nachher heimkam und den Giacomo mit nach Genf nehmen wollte, wo er Arbeit hatte, da fing der Bube so zu jammern an, er müsse ja beim Gärtner bleiben, sonst gebe dieser das Haus weg, daß der Vater zuletzt sagte, so nehme er den Detto mit, der sei noch der Festere für die Arbeit und Giacomo solle Gärtner werden. Der Herr hat ihn auch gern, er sagt, dem Buben sei keine Arbeit zuviel, und das ist ja zu begreifen, er dachte ja bei allem immerfort: Ich tue es für Dori, und was er für die täte, ist nicht auszudenken, aber er schuldet ihr auch viel.«
    »Und alle die Arbeit beim Gärtner mußte er umsonst tun?« fragte Dorothea.
    »Es ist ja um des Hauses willen«, meinte die Alte, »aber der Gärtner ist gut zu ihm. Der Bube muß wohl schon tüchtig arbeiten, von früh bis spät, aber er lerntauch etwas dabei. Freilich, wenn's noch lange gedauert hätte und ein rechter Käufer gekommen wäre, so hätte der Gärtner das Haus nun schon weggegeben, er war noch vor wenig Tagen mit einem Bekannten hier oben und zeigte ihm das Häuschen von oben bis unten. Ich durfte dem Giacomo nichts davon sagen, wie hätte der getan.«
    »Aber es ist doch nicht im Verkauf jetzt, nicht so, daß der Bekannte schon ein Recht daraus hätte«, warf Dorothea ängstlich dazwischen.
    »Nein, sie kamen nicht überein, um des Preises willen. Ihr könnt ganz sicher sein«, beruhigte Maja, »ich habe scharf genug aufgepaßt, um zu hören, was das Ende des Handels sei.«
    Jetzt kam das Felsenhäuschen in Sicht. Schon hatten die Kinder mit dem Wagen vom Wege abgelenkt und fuhren dem Vorsprung am Bergabhang zu. Giacomo verließ plötzlich den Wagen und rannte ins Haus hinein. Als Dorothea den Fuß über die Schwelle setzte, wurde sie so überwältigt von ihren Erinnerungen des Schmerzes und der Freude, daß sie ihr Tuch vor die Augen halten und eine Weile, an den Türpfosten gelehnt, stehen bleiben mußte.
    Jetzt kam Dori hereingelaufen. Sie nahm die Mutter bei der Hand. »Komm, Mutter, komm, wir sind daheim, wir gehen zusammen hinein!« Damit zog sie die Mutter den Gang entlang, durch die alte Wohnstube zur Terrasse hinaus. Aber hier stand sie still – der ganze Boden vor ihr war mit Blumen bestreut und von allen Pfosten hingen rote Rosen, weiße Waldveilchen und bunte Blätter und Beeren herunter, und da und dort guckten dunkelblaue Trauben aus dem Weinlaub heraus, das sich grün um die Terrasse rankte.
    »Komm herein! komm herein! Hier ist es schön! Da wollen wir bleiben!« schrie der kleine Willi aus einer Ecke hervor, wo ihn die Marietta sorgsam auf ihrem Schoß festhielt. Sie hatte ihn ganz behende aus demWagen gehoben und ihn getragen, er mußte es doch auch sehen, wie Giacomo den ganzen Boden mit Blumen bestreute.
    »Ja, Willi, hier ist's schön, hier wollen wir bleiben«, gab Dori zurück. »Da sind wir daheim, Willi, das ist meine Heimat.«
    »Und dies Haus, Dori«, sagte die Mutter zu ihr tretend, »das wird dein Eigentum und deine Heimat bleiben. Der Pate Niklaus schenkt es dir und Giacomo hast du's zu danken, daß du es frei gefunden hast.«
    Dori wußte nicht, was sie hörte. Drüben stand Giacomo mit leuchtendem Angesicht, aber er war so rot geworden, als hätte er ein Unrecht begangen. Dori ging zu ihm hinüber. »Ich weiß noch nicht, was du für mich getan hast«, sagte sie, seine Hand drückend, »aber das weiß ich, daß kein Mensch auf Erden mir eine größere Freude bereiten konnte, als die ist, die du mir bereitet hast, daß ich wieder in mein Heimathaus einziehen kann.«
    Giacomo konnte kein Wort sagen, aber Dori verstand den Ausdruck der freudefunkelnden Augen wohl und drückte Giacomo noch
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