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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden?
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Fremden zusammengetroffen und hatte diese zu Dorotheas Wohnung geführt. Als sie da alles verschlossen fand, blieb die Salzpeppe bereitwillig stehen, um der Fremden allerlei Auskunft zu erteilen und ihr Gesellschaft zu leisten, bis die Bewohner des Hauses zurückkehren würden. Dori war die erste, die sich dem Hause näherte. Sie hatte aus Vorsicht den lahmen Willi aus dem Wagen gehoben und hielt ihn auf ihrem Arm, damit sie, wenn er wirklich weggeholt werden sollte, ihn in seinen Ausbrüchen des Unwillens gleich besänftigen könnte. Sie bat die Fremde, einzutreten und sich neben ihr auf der Terrasse niederzusetzen. Die Jungen waren gefolgt, nun war auch Dorothea eingetreten.
    »So sind Sie Fräulein Dori«, begann die Fremde nun zu der Angeredeten gewandt, »so hätte ich mich mit meinem Auftrag hauptsächlich an Sie zu wenden.«
    Jetzt sprang der eine der beiden Jungen auf Dori zu, strich sich das schwarze Lockenhaar aus der Stirn und schaute mit seinen großen, dunkelgrauen Augen voller Vertrauen zu Dort auf: »Wenn du Tante Dori bist, so läßt dich mein Papa vielmals grüßen, und ich soll bei Dir bleiben, wenn du mich behalten willst; aber du willst schon und du wirst mich lieb haben, das hat mein Papa gesagt. Und du wirst mich Italienisch lehren, daß ich ihmso schön vorlesen kann, wie du; denn wenn du Italienisch liest, so tönt es so schön, wie er es vorher nie gehört hat, und alles verstehst du gut, was du redest, und vom andern redest du nicht, das hat mein Papa zu Fräulein Smele gesagt. Ich will ein Jahr bei dir bleiben oder noch länger, bis ich dann auf die Schule komme, das hat alles mein Papa gesagt.«
    Ein warmes Rot der Freude war auf Doris Wangen gestiegen, während der Junge so zu ihr sprach. Sie zog ihn an sich und küßte ihn; dann schaute sie wieder in seine groß aufgeschlossenen Augen und streichelte das lockige Haar aus seiner Stirn. »Mutter, sieh den Jungen an, mußt du fragen, wem er gehört?« Dori winkte die Mutter herbei.
    »Otto ist der Sohn von Doktor Strahl«, setzte nun die Begleiterin ein, »er hatte Freude zu kommen; sein Vater hatte ihm so viel erzählt von Ihnen, daß Otto meinte, er kenne die Tante Dori schon ganz gut, daher seine Art sich gegen Sie auszudrücken, die Sie ihm zugute halten werden.«
    »Ja und nun kenne ich dich noch viel besser«, fiel der Junge schnell wieder ein, »und weil du so lieb bist, will ich dich auch lieb haben und noch viel länger bei dir bleiben als nur ein Jahr, und ich will den ganzen Tag mit dir zusammen sein.«
    Jetzt schlang Willi, der immer noch auf Doris Schoß saß, beide Arme um ihren Hals und hielt sie mit allen Kräften, die er aufbringen konnte, fest. »Tante Dori gehört mir«, rief er aufgeregt aus, »und ich habe sie lieber als du, schon lang, lang Hab' ich sie lieb, und du nicht. Und ich bleibe nicht nur ein Jahr bei ihr, immer, immer bleib' ich bei ihr und geh' nie mehr von ihr weg, und du kannst auf deine Schule gehen, es ist recht, wenn du gehst.«
    Aber Dori legte Willis schmale Hand in Ottos feste Rechte und sagte: »So, nun seid ihr Freunde und werdet immer noch bessere Freundschaft schließen, da ihr nun beide bei mir bleibt.«
    Beide zogen aber bald ihre Hände zurück und klammerten sich damit um Doris Arme, jeder auf seiner Seite, so, als wollte jeder sein Eigentumsrecht behaupten.
    Die begleitende Dame bestrebte sich, ihre Mitteilungen wieder aufzunehmen: »Die aufgetragenen Grüße sind Ihnen, wenn auch mangelhaft, ausgerichtet worden«, begann sie, »mir bleibt nur noch übrig, Ihnen die Bitte des Vaters vorzulegen, daß Sie sein Söhnchen für einige Zeit in Ihren Schutz und Pflege aufnehmen möchten. Die Dame des Hauses kann um ihrer angegriffenen Gesundheit willen sich nicht mit den Kindern beschäftigen. DoktorStrahl hat sich lange besonnen, wie er es mit dem Kleinen machen könnte, daß ihm die rechte Sorgfalt und auch derjenige geistige Einfluß zuteil würde, den der Vater für seine Söhne wünscht. Die beiden älteren hat er auf eine Schule geschickt, aber von dem jüngsten konnte er sich immer noch nicht trennen, er brachte es auch nicht über sich, ihn so ganz fremden Händen zu übergeben.
    Kürzlich hörte er von einer Bekannten des Hauses, daß sie ihren kleinen Sohn in Ihre Obhut gegeben, und daß Sie diesen noch auf längere Zeit behalten werden. Doktor Strahls Angesicht leuchtete völlig vor Freude, als er mir dieses mitteilte und hinzufügte: »Nun kenne ich die Hände, denen ich meinen Jungen
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