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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden?
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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einmal die Hand.
    Die alte Maja hatte unter tausend Segenswünschen zum neuen Leben in der alten Heimat mit Marietta das Haus verlassen.
    Der froh erregte Willi war jetzt in tiefen Schlaf gefallen. Dorothea wanderte von Raum zu Raum; sie mußte jeden Winkel eigens begrüßen und auf jeder Stelle die ihr eigene Erinnerung hervorrufen. Dori stand auf ihrer Terrasse und schaute in den dunkelnden Abend hinaus. Über dem Motterone funkelte der Abendstern. Ein leises Leuchten zog sich am Himmel gegen die Simplonberge hin. Nur ein Jahr war vergangen, seit sie es so gesehen hatte, ihr war, als lägen deren viele zwischen jenem Tag und dem heutigen. Wieviel war seitdem in ihr Leben eingetreten, das sie als Reichtum und Gewinn mit in die alte Heimat brachte. Wie hatte sie gezagt, diesen heimatlichen Boden zu verlassen und dem unbekanntenLand und Wesen entgegenzugehen, und es war für sie der Weg zu einem Lehrer, der ihr einen geistigen Reichtum aufschloß, welcher ihr ganzes Dasein hob und erweiterte. Es war der Weg zu dem unvergeßlichen Freunde, der ihr die Liebe eines Vaters schenkte, da das Leid an ihrem Herzen nagte, daß sie zu niemand gehören sollte. Und noch zu einem Wohltäter war es der Weg für sie gewesen, zum alten Melchior, dem sie das Beste verdankte. Er hatte ihr die Augen aufgetan, daß sie den Weg vor sich sehen konnte, der sie zu der frohen Gewißheit, ein Kind ihres Vaters im Himmel zu sein, gebracht hatte. Das war ein Gewinn, für den sie kein anderes Gut der Welt mehr tauschen würde. Wie hatte dieser Vater sie so liebevoll geführt, da sie doch nicht, wie sie sollte, sich zu ihm gehalten und als sein Kind an seiner Hand geblieben war. Ihre Seele war voller Freude, aber auch voller Demut. Sie faltete die Hände zum warmen Dankgebet, ein seliges Vertrauen zu dem Vater im Himmel, dem sie für immer angehörte, erfüllte ihr ganzes Herz.

Zwanzigstes Kapitel
    Die Tage des Winters waren schnell vorübergegangen und lieblich waren die meisten gewesen. Jetzt war der März da. Von der sonnigen Terrasse schaute Dori auf den Garten hinunter, wo die goldenen Primeln und die blauen Augen des Immergrün wie Edelsteine in der Sonne funkelten. Giacomo stand an der Rosenhecke und schnitt voller Eifer die grünenden Zweige zurecht. Nicht umsonst hatte er ein Jahr lang mit unausgesetztem Fleiß und nie ermattender Aufmerksamkeit in der großen Gärtnerei gearbeitet, jetzt kannte er seine Arbeit. Zwei Triebfedern hatten ihn das Jahr hindurch in Tätigkeit erhalten: der Gedanke, alles für Dori zu tun, und die Hoffnung, einmal die Pflege ihres Gartens ganz alleinübernehmen zu können. Diese Hoffnung war schon in Erfüllung gegangen, und welch ein Glück jetzt Giacomos Herz erfüllte, das konnte man in seinen strahlenden Augen lesen. Seine Anstellung beim Gärtnermeister hatte er beibehalten, denn der Gärtner hatte ihm bewiesen, daß noch vieles für ihn zu erlernen sei; er wollte auch den tüchtigen Burschen gern bei sich behalten. Nun sollte er aber nicht mehr umsonst arbeiten, und die Zeit, die er zur Bearbeitung von Doris Garten brauchte, sollte er auch frei haben.
    Eben kam Marietta mit dem Wagen angefahren, in dem mit vergnügtem Lächeln und rosig angehauchten Wangen der kleine Willi saß und nun mit solch raschen Bewegungen Dori zu sich herwinkte, daß man sehen konnte, in die schlaffen Glieder war ein neues Leben eingedrungen.
    »Ja, ich komme«, rief Dori hinunter. »Holt noch die Großmutter drüben, wir wollen einen Gang zusammen machen.«
    Dorothea, der ein Ausdruck sonnigen Glückes auf dem Gesichte lag, saß wieder mit ihrer Arbeit auf der Terrasse und wieder, wie vor Jahren, fielen die Sonnenstrahlen durch das junge Weinlaub auf den Steinboden und spielten darauf mit den Schatten der Blätter. Sie wußte nicht, warum Dori auch sie zum Aufbrechen anrief, warum sollte sie denn ihren schönen Sitz verlassen, es konnte ja nirgends schöner sein. Ihr war, als müßte sie sich jede Stunde aufs neue freuen, die sie wieder in den alten Räumen unter dem sonnigen Himmel zubringen konnte. Aber sie mußte Doris Drängen nachgeben, sie sollte teil an dem Gange nehmen, den Dori für den Abend ausgesonnen hatte.
    Als alle sich versammelt hatten, zog die Gesellschaft aus, der Wagen mit Willi voran, diesmal von Giacomo gezogen, was nötig war, denn der von Dori angeordnete Weg den Berg hinunter war eine ziemlich gewagte Wagenfahrt. Beim alten Turm angekommen, öffnete Dori das Pförtchen am Wege, nahm die alte Maja beider
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