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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden?
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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zurück.
    Die Aufforderung beunruhigte Dorothea aufs neue, allerlei Befürchtungen wollten in ihr aufsteigen. Aber Dori schlug sie alle kräftig nieder und bestand darauf, daß die Mutter den freundlichen Paten noch besuchen sollte. Dori behauptete auch, das Verpacken müsse doch von ihr fertig gemacht werden, und während sie im Nachmittag die letzte Hand anlege, könne die Mutter den Gang noch unternehmen. So geschah es.
    Sobald Dorothea beim Vetter eingetreten war, sagte dieser kurz: »Ich habe dir noch etwas zu sagen, sonst hätt' ich dich nicht heraufgerufen.«
    Dorothea wollte sich ein wenig entschuldigen, daß sie nicht ungerufen gekommen sei.
    Aber er fuhr gleich fort: »Sag nur nichts, ich weiß schon, du wirst dich gefürchtet haben; sie werden dir wohl ihre Meinung gesagt haben, und du hast gedacht, ich habe auch noch ein Hagelwetter für dich parat gemacht. Setz dich zu mir nieder und höre, was ich dir zu sagen habe. Ich habe heut' deinem Kind ein Versprechen gegeben, es wollte nun einmal haben, daß ich euch dort unten besuche, das versprach ich. Aber so in ein Miethäuschen, von dem man nicht einmal weiß, wem es gehört, und ob man nicht über Nacht einmal hinausgeschmissen wird, geht unsereiner nicht, Wohnung zu nehmen. Ich bin daran gewöhnt, einen festen Sitz unter mir zu haben, das wirst du wohl wissen. Wenn ich nun zu euch kommen soll, so sorg dafür, daß ich den finde! Du weißt, wer mein Erbe ist. Er hätte auch ohne das genug, aber er soll seine Sache von mir haben, ich bin der Pate. Wenn er aber nicht ein vierfacher Lehmbodenstöpsel wäre, so wäre dein Kind auch meine Erbin geworden. Etwas muß sie von mir haben, das ist nur recht und billig. Das Haus dort unten, das ihr lieb ist, mußt du ihr kaufen; bezahlen kannst du es jeden Tag, das Erbe kann es erleiden, daß das Stück davon wegkomme. Ist die Sache richtig, so schreib, vorher komm ich sicher nicht.«
    »Vetter Niklaus, ich weiß gar nicht, was sagen vor Überraschung und vor Glück. Was ist das für eine Freude für Dori! Ihr Haus, ihr liebes Häuschen! Und auch für mich, Vetter! Was habe ich dort für Jahre des Glücks mit meinem seligen Mann verlebt!« Dorothea konnte vor Rührung und Freude nichts mehr sagen, die hellen Tränen liefen ihr die Wangen herunter.
    »So, nun weißt du's, Base, mach's in Ordnung und habt gute Tage zusammen in eurem Haus. Dein Kind hast du recht erzogen, das will ich dir auch noch sagen.« Damit stand der Vetter Niklaus auf und geleitete die tiefgerührte Dorothea bis zur Tür, wo sie mit wenigen Worten, aber vielen warmen Händedrücken von ihm Abschied nahm.
    Dorothea flog fast, von ihrer übergroßen Freude getrieben, die Straße gegen Schuls hinab. Was hatte sie ihrem Kinde für eine Nachricht zu bringen! Aber plötzlich stieg eine Sorge in ihr auf: Von Cavandone war so lange schon keine Nachricht mehr gekommen, man wußte gar nicht, wie dort alles stand. Wenn das Haus bewohnt, vielleicht von jemand angekauft wäre, der es selbst bewohnte? Wenn es gar nicht zu kaufen wäre? Welch ein Schlag müßte das für Dori sein, nachdem sie ein solches Glück in Aussicht hatte! Nein, lieber wollte Dorothea noch gar nichts von dem Hause sagen; war es nicht mehr zu haben, so war das Leid, nicht mehr da hineinziehen zu können, schon groß genug für Dori, dann sollte sie nicht auch noch wissen, daß es ihr Eigentum hätte werden sollen. Nur daß der Pate voller Güte gegen sie gewesen sei und auch von seinem Besuch in Cavandone gesprochen habe, erzählte sie bei ihrer Heimkehr.
    Hocherfreut sagte Dori: »Der gute Pate wischt allen Ärger aus, der einem von den Worten der andern Verwandten her im Herzen hätte sitzen bleiben können, und das ist so erfreulich. So kann man immer wieder gern hierher zurück denken, wir haben doch auch viel Schönes hier erlebt.«
    »Ja gewiß«, stimmte die Mutter schnell bei, »und die Verwandten haben es doch alle gut mit uns gemeint. Wenn du nun einmal kein Glück in dem sahst, was sie für ein solches halten, so hätten sie dir es ja doch gern gegönnt.«
    »Ja, das wollen wir ihnen nicht vergessen«, stimmte nun auch Dori bei.
    Spät am Abend trat noch einer ins Haus ein, der Abschied nehmen wollte, es war der Gärtner Melchior. Er wußte schon, wie schnell alles sich gemacht hatte. Seine guten Augen leuchteten vor Freude, als er Dori seinen Segen auf die Reise und ins weitere Leben hinaus gab.
    »Sie weiß den rechten Weg, Gott erhalte sie darauf und uns mit ihr«, sagte er,
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