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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden?
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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hin- und herbewegten.
    »Dori«, sagte eilig die Mutter, »weißt du, wo das Bild ist vom Meeresstrand aus des Vaters Heimat? Wo ist es wohl hingekommen?«
    »Das habe ich gar nie gesehen«, entgegnete Dori. »Ist es schön? Wie sieht es aus?«
    »Ach, es ist ja wahr, du warst noch nicht einmal am Leben, als er mir's gab. Wo muß ich es nun suchen? Geh du schnell zur alten Maja hinüber und bitte sie, daß sie mir zum Doktor nach Pallanza hinuntergehe. Sie soll doch bald herüberkommen, daß ich noch mit ihr reden kann!«
    Dori lief hinaus. Die alte Maja wohnte noch etwas höher am Bergabhang im uralten Häuschen, das recht schwarz ausgesehen hätte, wäre es nicht um und um von Weinreben und anderem grünen Laubwerk ganz überdeckt gewesen. So sah es hübsch und lustig aus, und die hölzerne Galerie, um die sich die grünen und die braunen Blätterranken wanden, war besonders zierlich anzusehen und Doris ganze Freude. Wie oft schon hatte sie dort bei der alten Maja gesessen und ihren wunderbaren Geschichten zugehört, während die dichten Blätterranken sie vor der Sonne schützten und immerfort ein geheimnisvolles Flüstern hören ließen, das wie zu den Geschichten gehörte. Die alte Maja war Doris ganz besondere Freundin. Sie hatte auch das Kind wie eine Großmutter besorgt als es zur Welt kam, und wie eine Mutter die junge, fremde Frau gepflegt, die unten im Felsenhause lag und keinen Menschen kannte als nur sie, die alte Nachbarin.
    Auch bei Maja ging es zu ebener Erde ins Häuschen hinein; die Tür stand weit offen. Don rannte hinein. Schon im Vorraum stand die alte Maja und hackte ihreHolzstöckchen kurz, die auf dem kleinen Herd nebenan den täglichen Mais zu kochen verwendet werden sollten. Dori richtete schnell ihren Auftrag aus.
    »Das ist nichts Gutes!« sagte die Alte, den Kopf schüttelnd. »Das tun sie nicht leicht. Gleich komm' ich mit dir.«
    Don schaute gerne dem Getreibe der Alten zu, wie sie ihr graues Tuch um den Kopf band und eine saubere Schürze aus dem Schrank herausholte und dann noch die breiten Schuhe anzog. Jetzt holte sie den großen Korb vom Gestell herunter; er sah ziemlich zerfetzt aus. Die Alte schaute ihn bedauerlich an: »Man sollte einmal einen neuen haben«, sagte sie seufzend.
    »Das hast du schon vor einem Jahre gesagt, Maja, als du die Trauben in dem Korb holtest unten beim alten Turm«, bemerkte Dori.
    »Das hab' ich gewiß getan«, bestätigte die Alte, »vor einem Jahr und vor zweien schon hab' ich's gesagt. Aber siehst du, erst kommt's ans Notwendigste bei mir und dann ans andere, und an den Korb ist es bis jetzt noch nicht gekommen.«
    Dorothea ging in voller Unruhe von einem Raum in den anderen, als die beiden bei ihr eintraten.
    Sie erklärte nun der teilnehmenden Maja, wie der Zustand ihres Mannes sei und was sie den Arzt fragen sollte, wenn er heute den Kranken nicht mehr besuchen könnte. Dann teilte sie jammernd der alten Bekannten mit, daß der Kranke so sehr nach einem Bilde verlange, das seine Heimat darstelle und das sie nicht mehr finden könne, und fragte, ob Maja nicht irgendeinen Laden in Pallanza wisse, wo man ein solches Bild vielleicht finden könnte. Die Alte meinte, das werde wohl möglich sein, sie wollte nachfragen, nur wüßte sie nicht recht, was es sein müßte. »Lauf mit, Dori, daß die Maja keine Zeit verliert, und frag recht nach, du weißt ja schon, Bilder vom Nordseestrand mußt du begehren. Ach, vielleicht ist doch etwas zu finden.«
    Dori zog gern aus mit der alten Maja. Die Sonne stand schon im Westen über dem Motterone. Der Felspfad nach Suna hinunter lag weithin wie vergoldet von ihren Strahlen; der alte Turm am Wege war nicht grau wie sonst, er stand in einem rosigen Licht und Scharen von zwitschernden Vögeln schwirrten oben darüber hin. Hier stand Dori einen Augenblick still. »Dort vorn am Turm haft du mit der Maria gearbeitet, und ich habe euch zugeschaut, und die großen, blauen Trauben hingen überall herunter, so viele, viele. Arbeitest du nicht mehr dort, Maja?« fragte das Kind.
    »Ja du gutes Kind, wenn du wüßtest, wie gern ich es täte«, entgegnete die Alte mit einem tiefen Seufzers »Ja, das war noch andere Zeit, da die Maria so frisch und gesund war und wir dort miteinander im Weinberg so schöne Arbeit hatten. Nun liegt sie so krank, und die kleinen Kinder müssen gepflegt sein, und ihr Mann, der Steinhauer, ist auch halbkrank vor Kummer und Sorge. Manchmal mein' ich, es geht nicht mehr weiter, ich weiß mir nicht
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