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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden?
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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mehr zu helfen.«
    »Sag du es nur meinem Vater, er hilft dir schon«, sagte Dori zuversichtlich.
    »Ach, und dein guter Vater ist nun auch krank«, jammerte die alte Maja, »wer wird uns allen helfen! Ach, wer wird uns helfen?« stöhnte die Alte noch einmal.
    Nun waren die beiden unten in Suna angelangt und auf der trockenen, glatten Landstraße ging es schnell gegen Pallanza zu. Einmal mußte aber Maja noch stille stehn. Unten am See klopften die Steinhauer auf den Felsplatten herum, daß es weithin hallte. »Dort ist der Platz, wo sonst der Beppo mitmacht«, sagte die Alte, auf eine Stelle hindeutend, wo eine Menge von Steinhauern die harten Steinmassen bearbeiteten. »Er ist so brav und arbeitsam, aber das Leid erdrückt ihn fast. Jetzt ist er oben und pflegt seine kranke Frau, die Maria und die armen kleinen Kinder. Ach, alle die armen kleinen Kinder überall herum! Wer soll allen helfen!«
    »Sind viele überall herum?« fragte Don aufmerksam.
    »Die ganze Welt voll«, sagte sie aufseufzend. Das machte einen tiefen Eindruck auf Dori. Bei der offenen Halle in Pallanza angelangt, wo die Frauen mit den Fruchtkörben saßen, sagte Maja: »Sieh, hier gehst du die Straße hinauf, links ist der Laden mit den Bildern. Ich muß noch ein wenig weiter. Kommst du zurück, so wart mir hier bei den Frauen.«
    Dori lief die Gasse hinauf. Aber noch war Maja nicht weit über den Kirchenplatz hinausgekommen, so hörte sie hinter sich rufen: »Wart, Maja, wart mir ein wenig!« Es war Dori. Keuchend berichtete das Kind, der Herr im Laden habe gesagt, das sei nichts, was es wolle, und kein Mensch habe so etwas in ganz Pallanza, und dann habe er ihm durchaus Karten verkaufen wollen mit Rosen und Veilchen darauf. Dann sei es gleich fortgelaufen. »Was kann ich nun tun, Maja? Die Mutter hat gesagt, der Vater hätte so gern das Bild!«
    Die Alte wußte immer einen guten Rat. »Ich weiß etwas«, sagte sie, »lauf zum großen Hotel hinaus, du weißt, dort am See. Da hängen alle Wände voll von solchen Sachen, es wird wohl etwas da sein, das der Mutter recht ist. Dort kannst du mir warten, ich will dich an der Tür abholen.«
    Dori lief eilig davon. In den weiten Korridor im großen Hotel eingetreten, schaute das Kind suchend um sich; da waren überall der Türen so viele, daß es gar nicht wußte, nach welcher Seite es sich wenden sollte. Nun kam ein Kellner dahergeschritten und fragte nach des Kindes Begehr. Es tat seine Frage an ihn, ob nicht ein Bild im Hause hänge, wo man den Nordseestrand sehen könne. Der Kellner lief laut lachend einer Tür zu und verschwand. Jetzt trat aus derselben Tür ein kleiner, dürrer Mann, der sah aber gar nicht aus, als ob er lachen wollte. »Was ist das für dummes Zeug!« fuhr er Dori mit lauter Stimme an. »Wer schickt dich in ein Haus wie dieses hier ist, um lächerliche Fragen zu stellen? Was soll das heißen?« Das Kind war so überrascht und erschrocken über die zornige Anrede, daß es am liebsten gleich davongelaufen wäre. Vor Furcht blieb es aber unbeweglich stehn und sagte kein Wort. In diesem Augenblick kam ein Herr die Treppe herunter und wollte aus der Haustür treten. Der zornige Mann machte ganz untertänig Platz und schob Dori von der Tür weg. Aber das Kind hatte den Herrn mit den weißen Haaren schon erkannt. Es stürzte wie auf einen Retter auf ihn zu und hielt seine Hand fest. Erst jetzt erkannte der alte Herr das Kind. »Na, das ist ja unsere kleine Freundin von Cavandone! Grüß Gott!« sagte er, Dori freundlich auf die Schulter klopfend. »Du wolltest wohl meine Tochter besuchen?«
    »O nein, aber ja, ich will sie gern besuchen«, änderte das Kind schnell seine Rede, nur schon um den Blicken des zornigen Mannes zu entfliehn, die zwar in diesem Augenblick mehr mit Neugierde, als mit Zorn auf ihm ruhten.
    »Komm mit mir!« sagte der alte Herr freundlich und führte Dori die Treppe hinauf. Dann öffnete er eine Tür und hieß Dori in das große Zimmer eintreten. Auf einem schneeweißen Bett am Fenster lag das kranke Fräulein und sah fast so weiß aus, wie die Kissen, an die sie sich lehnte. Sie streckte sogleich Dori ihre Hand entgegen. »So kommst du, mir einen Besuch zu machen, Dori?Wie hast du mich denn gefunden?« fragte sie, dem Kinde den Lehnstuhl an ihrem Bett als Sitz anweisend.
    Dori erzählte nun, wie ihr Vater krank geworden und welchen großen Wunsch er hatte, auch welchen Rat die alte Maja ihr gegeben, um zu dem Bilde zu gelangen.
    Herr von Aschen lachte herzlich.
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