Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was ich dir noch sagen will

Was ich dir noch sagen will

Titel: Was ich dir noch sagen will
Autoren: Sofie Cramer
Vom Netzwerk:
atmeten schwer.
    Zunächst zaghaft, dann etwas leidenschaftlicher begann Erik, ihren Hals zu küssen. Seine Lippen wanderten an seine Lieblingsstelle hinter ihrem Ohr. Er atmete erneut ihren Duft ein, langsam und tief durch die Nase.
    Lisa schmiegte sich in seinen Arm, in dem sie sich bislang so unendlich sicher gefühlt hatte. Dann spürte sie, wie seine Hand langsam unter ihr T-Shirt wanderte. Und als seine Fingerspitzen die Höhe ihrer Brüste erreichten und unter den dünnen, seidigen Stoff ihrer Wäsche glitten, durchfuhr sie ein wohliger Schauer. Ihr ganzer Körper wurde von dem Verlangen nach Eriks Berührung durchströmt.
    Endlich, dachte Lisa, endlich verspürt auch Erik wieder Lust.
    Das letzte Mal hatten sie sich im Hotelzimmer auf Sansibar geliebt, untermalt vom Meeresrauschen unter einem wehenden Moskitonetz. Doch damals hatte sich ihr Leben noch so viel unbeschwerter angefühlt.

[zur Inhaltsübersicht]
2.
    Als Lisa am nächsten Morgen in die Küche kam, war von Erik keine Spur. Nur ein kleiner Zettel hing am Kühlschrank.
    Hi Motte,
    lasse Sport heute sausen.
    Wollen wir mal wieder ins Kino?
    Eiskonfekt für zwei?
    Knutsch dich ...
    Lächelnd nahm Lisa die Notiz und küsste mehrfach die Stelle mit dem «Knutsch dich», obwohl sie sich dabei ziemlich albern vorkam.
    Das warme Gefühl der vergangenen Nacht war noch immer spürbar. Vor allem aber war da diese große Erleichterung. Erleichterung darüber, dass Erik offenbar wieder der Alte war. Eine gefühlte Ewigkeit hatte er ihr nämlich schon keine Liebesbotschaften mehr geschrieben. Dabei war das in den letzten Jahren ihre Art geworden, einander «Ich liebe dich» zu sagen – dafür zumindest standen die drei Pünktchen in den SMS oder auf Zetteln wie diesem.
    Als sie zusammenzogen, entwickelte sich aus diesen kleinen Notizen ein intimes Ritual. Erik sah darin fast schon eine sportliche Herausforderung. Denn er versteckte die liebevollen Botschaften meist dort, wo Lisa es am wenigsten vermutete – etwa in ihren Schuhen, im Buchdeckel ihrer momentanen Einschlaflektüre oder sogar unterm Klodeckel. Die banaleren oder dringenderen Nachrichten hingegen wurden mit Magneten am großen, silberfarbenen Kühlschrank hinterlassen, den sie von Eriks Mutter Renate zur Hochzeit bekommen hatten. Das Geschenk beinhaltete auch eine «Erstausstattung mit Vorgekochtem». Denn Renate hatte den Kühlschrank mit allerlei Lebensmitteln und einigen Portionen zum Einfrieren gefüllt, gewürzt mit dem Kommentar «weil deine Lisa doch immer so viel arbeitet».
    Lisa legte den Zettel zur Seite, trat an die Küchenzeile und betätigte mit mechanischen Griffen die Kaffeemaschine.
    Der Vorschlag mit dem Kinobesuch würde zwar nicht in die Zettelsammlung mit den romantischsten Inhalten wandern, dennoch freute sie sich sehr darüber, dass Erik ihr zuliebe heute mal auf sein größtes Hobby verzichten würde. Und besonders froh war sie darüber, dass er endlich mal wieder ihren Kosenamen als Anrede gewählt hatte. Den Ausdruck «Motte» benutzte er, seit er Lisa einmal mitten in der Nacht von ihrer Nähmaschine weggezerrt und zu sich ins Bett geholt hatte. Beinahe eifersüchtig behauptete er, sie würde mit ihren Stoffen schon genauso eine symbiotische Beziehung eingehen wie eine kleine Motte. Seitdem haftete ihr der Spitzname an.
    Lächelnd nahm Lisa den Stift zur Hand, der mit einem Bändchen am Kühlschrankgriff befestigt war, und schrieb auf die Rückseite des Zettels:
    Ich freu mich, bis später!
    Küsschen ...
    Anschließend schob sie das kleine Blatt unter einen der zahlreichen Magneten und versuchte, sich auf ihr Frühstück zu konzentrieren. Doch ihre Gedanken schweiften immer wieder ab.
    Sie sehnte sich danach, Erik endlich wieder so nah zu sein wie vor und zu Beginn ihrer Ehe. Denn in den letzten Wochen machte ihr Eriks ohnehin schon extreme Introvertiertheit zu schaffen. Lisas größte Angst dabei war, dass er ihr nach dem Schrecken des Flugzeugabsturzes immer mehr entgleiten könnte.
    Nach den Entbehrungen und der mangelnden Nähe in der letzten Zeit hatte Lisa auch deshalb das Liebesspiel gestern Abend so extrem berührt. Sie hatte das intime Zusammensein mit Erik so sehr genossen, dass ihr ein paar Tränen über die Wangen gelaufen waren, kurz nachdem sie beide gleichzeitig zum Höhepunkt gekommen waren. Und als sie anschließend glücklich schweigend in seinen Armen lag, hatte sie sich das allererste Mal vorgestellt, wie es wohl sein würde, mit ihm ein Kind zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher