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Was ich dir noch sagen will

Was ich dir noch sagen will

Titel: Was ich dir noch sagen will
Autoren: Sofie Cramer
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Lisa, «seit meinem Urlaub nicht ein einziges Mal. Aber ich kann heute nicht. Ich bin mit Erik fürs Kino verabredet.»
    «Ich dachte, wir könnten drauf anstoßen.» Jutta schaute etwas enttäuscht, biss dann aber ein weiteres Stück von der Müslistange ab und klang gar nicht vorwurfsvoll, als sie erneut auf das Schild deutete und sagte: «Aber das läuft uns ja nicht weg.»
    «Wie wäre es denn morgen?»
    «Ja, morgen ist toll», freute sich Jutta, «ich hätte nur heute schon so einen Heißhunger auf Gambas gehabt. Oder die Datteln mit Speck. Oder den Pudding! Oder auf –»
    «Bist du schwanger?», fragte Lisa belustigt.
    Jutta wich entsetzt zurück und erwiderte ein strenges «Bitte nicht!». Schnell schob sie Lisa wieder in den Laden. «Ich und schwanger? Das wäre im wahrsten Sinne wirklich ein Wunder.»
    Lisa wusste, was Jutta damit sagen wollte. Entgegen ihrer sonstigen Art, das Leben stets in vollen Zügen zu genießen und ständig neue Männer kennenzulernen, hatte sie schon seit ein paar Monaten keinen Sex mehr gehabt. Jutta wirkte von ihren schnell wechselnden Lovern sogar zunehmend genervt.
    Vielleicht wird ihr das Leben mit immer neuen Affären allmählich zu anstrengend, dachte Lisa und folgte Jutta in den Laden. Zumal Ricky, der aktuell Begehrte, eigentlich verheiratet war. Aber im Grunde kannte Lisa ihre Freundin nicht anders. Jutta war nie lange mit einem Mann liiert gewesen – und andererseits auch nie wirklich allein, weil sie immer irgendwas laufen hatte. Mal traf sie sich mit einem Studenten, der 15 Jahre jünger war als sie, mal mit einem Möchtegern-C-Promi, der zehn Jahre älter war. Und dann war da noch dieser sogenannte Künstler, der wochenlang untergetaucht war und sich erst dann zurückmeldete, als Jutta sich gerade von ihrem Liebeskummer erholt hatte. Später schimpfte sie, der Typ habe unter akutem Samenstau und einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom gelitten.
    Lisa musste schmunzeln bei dem Gedanken daran, wie komplett unterschiedlich ihre besten Freundinnen doch waren.
    Betty, zum Beispiel, fand eigentlich kaum mehr ein anderes Thema als ihre bevorstehende Hochzeit, für die Lisa und Jutta das Kleid entworfen und genäht hatten.
    Betty war ursprünglich eine Nachbarin und enge Freundin von Jutta gewesen. Aber mittlerweile war sie auch Lisa ans Herz gewachsen. Sie und ihr Freund hatten bereits eine kleine Tochter und wollten nun die Taufe des Kindes mit ihrer Hochzeit verbinden. Es sollte ein rauschendes Fest werden, und Betty beschäftigte sich Tag und Nacht mit den Vorbereitungen – und damit, wie sie ihre übereifrige Schwiegermutter in Schach halten konnte. Die wollte es sich nämlich nicht nehmen lassen, wenigstens ihre Enkelin für den großen Anlass einzukleiden, und zog daher durch die teuersten Boutiquen in Pöseldorf. Betty hielt ihre Freundinnen über alles gut informiert. Denn da sie derzeit im Grunde keinen anderen Lebensinhalt hatte als ihr Kind und die Vorbereitungen zur Feier, verbrachte sie in den letzten Wochen fast jeden Nachmittag bei Lisa und Jutta im Atelier. Ununterbrochen und völlig aufgekratzt plapperte sie von nichts anderem mehr als «ihrer süßen Belinda», von ihrem Verlobten und dessen zweifelhaftem Verständnis von Romantik. Angeblich plante Boris, eine weiße Stretchlimousine für den Weg zur Kirche zu ordern.
    Aber auch beim Hochzeitskleid mischte Betty kräftig mit. Und sie hatte ganz spezielle Wünsche für ihren Haar- und Blumenschmuck, der nach Lisas und Juttas Meinung rein gar nicht zu dem Kleid passte. Bei den Entwürfen mussten sie sich deshalb bis zur Schmerzgrenze verbiegen, weil Betty es eher spießig mochte, obwohl sie das stets vehement bestritt.
    Sie würde weder mit Betty noch mit Jutta gern tauschen wollen, dachte Lisa, als sie sich an ihre Nähmaschine setzte und mit der Arbeit begann. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sich ab Tag X alles nur noch um ein eigenes Kind drehte. Andererseits konnte sie sich genauso wenig vorstellen, wie Jutta bisher Spaß am ewigen Singleleben zu haben.
    Im Gegenteil, Lisa war froh, nach zwei kürzeren und einer längeren Beziehung einen Mann wie Erik an ihrer Seite zu haben. Und sie hatte auch nicht lange nachdenken müssen, als er ihr einen Heiratsantrag machte. Anlässlich ihres zweiten Jahrestags waren sie zu einem Kurztrip an die Ostsee gefahren, und dort hatte Erik sie im Strandkorb gefragt, ob sie seine Frau werden wolle. Lisa war überglücklich gewesen, zumal sie überhaupt
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