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Was ich dir noch sagen muss

Was ich dir noch sagen muss

Titel: Was ich dir noch sagen muss
Autoren: Maxine Sullivan
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wurde; viel wichtiger war jedoch, wie sie zusammen als Familie wirkten. Irgendwann würden sie vielleicht sogar eine richtige Familie sein, träumte Cassandra.
    Laura und Michael waren Cassandra gegenüber ziemlich kühl, und Cassandra hatte das Gefühl, dass es den beiden lieber gewesen wäre, sie wäre nicht dabei gewesen. Dann strich Laura liebevoll über Nicoles blonde Locken, und Cassandra wurde wieder einmal bewusst, wie sehr Laura ihre Enkelin liebte. Das war ihr einziger Trost in dieser scheinbar ausweglosen Situation.
    „Kommt, wir gehen ins Wohnzimmer und nehmen einen Drink“, schlug Dominic vor.
    Sie gingen alle ins Haus, aber Dominics Eltern blieben an der Tür zum Wohnzimmer wie angewurzelt stehen.
    „Ihr habt einen echten Baum?“ Michael klang überrascht.
    Der noch ungeschmückte Weihnachtsbaum hatte einen Ehrenplatz in einer Ecke des großen Zimmers bekommen, und im Hintergrund erklangen Weihnachtslieder. Es war zwar nicht ungewöhnlich, dass man in Australien während des heißen Sommers einen echten Baum hatte, aber die meisten Leute bevorzugten mittlerweile Kunstbäume.
    „Ja, ich wollte schon immer mal einen echten Baum. Wie gefällt er dir?“, fragte Cassandra.
    „Sieht ganz nett aus“, meinte ihr Schwiegervater und nickte.
    „Das finde ich auch“, Dominic zwinkerte Cassandra zu.
    Erleichtert entspannte sie sich ein wenig. Wenigstens hatte sie es heute geschafft, eine Sache richtig zu machen.
    „Okay, wo sind die Drinks?“, rief Adam und klatschte in die Hände.
    „Mein Gott!“ Laura, die hinter ihnen stand, rang nach Luft und ihre Stimme versagte. Cassandra drehte sich zu ihr um. Laura fand ihre Stimme wieder. „Wie kannst du nur so unsensibel sein, Cassandra! Willst du uns immer wieder daran erinnern, dass unser Sohn gestorben ist, oder was soll das?“
    „Laura, warum sollte ich!“, rief Cassandra verzweifelt, und sie hörte Dominic leise fluchen. Er schien wohl auch nicht begeistert davon zu sein, wie sich die Dinge entwickelten.
    „Das war böse Absicht von dir. Du weißt genau, dass wir wegen Liams Allergie nie einen echten Baum haben konnten!“
    „Nein“, Cassandra schüttelte den Kopf, „ich dachte einfach nur, dass es mal schön wäre, einen echten Christbaum zu haben. Auf keinen Fall wollte ich euch damit wehtun.“
    „Und das soll ich dir glauben?“, fragte Laura mit tränenerstickter Stimme.
    Cassandra versuchte sich zu beherrschen, ihre Verzweiflung jedoch wurde immer heftiger. „Ja“, war alles, was sie hervorbrachte.
    „Mum“, knurrte Dominic. „Das reicht jetzt.“
    „Laura, hör auf damit, das ist nicht der richtige Zeitpunkt“, erklärte Michael in bestimmtem Ton und legte seiner Frau beruhigend die Hand auf den Arm.
    Laura schüttelte seine Hand ab. „Nein, Michael, ich kann das nicht länger ertragen. Wirklich nicht!“ Ihr Blick kehrte zu ihrer Schwiegertochter zurück. „Es tut mir leid, dass ich so denke, Cassandra, aber ich kann nichts dafür. Ich weiß, dass du jetzt mit Dominic verheiratet bist, aber …“ Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. „Es ist einfach …“, sie atmete tief ein. „Du hast meinen Sohn im Stich gelassen, als er dich am meisten gebraucht hat!“ Sie rang nach Atem, dann holte sie noch einmal tief Luft. „Und das kann ich dir einfach nicht verzeihen.“
    Cassandra wollte etwas erwidern, brachte aber keinen Ton heraus.
    Dominic fluchte wieder leise.
    „Mum!“, warnte Adam seine Mutter.
    In diesem Moment wusste Cassandra, dass es verrückt von ihr gewesen war, sich irgendwelche Hoffnungen zu machen. Ihre Schwiegermutter würde ihr nie verzeihen, auch wenn Cassandra sich nicht schuldig gemacht hatte. Michael hatte ebenfalls eine schlechte Meinung von ihr, und Adam sicher auch.
    Cassandra kämpfte gegen die Tränen an. Irgendwie war sie froh, dass Laura es endlich einmal offen ausgesprochen hatte. Es war die Gelegenheit, ihren Schwiegereltern jetzt reinen Wein einzuschenken. „Laura, was du gesagt hast, ist nicht wahr. Ich habe Liam nicht im Stich gelassen. Sondern er uns.“
    „Nein, du hast ihn in den letzten Monaten aus deinem Leben gedrängt. Er hätte nicht nach Hause kommen müssen, um … um dort zu sterben.“ Laura hatte sichtlich Mühe, die letzten Worte auszusprechen.
    „Aber er wollte nach Hause gehen. Er wollte bei dir und Michael sein. Nicole und mich wollte er nicht um sich haben. Deshalb ist er nach Hause gegangen. Nicht, weil ich ihn dazu gedrängt habe. Das ist einfach nicht wahr!“
    „Wie kannst
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