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Was ich dir noch sagen muss

Was ich dir noch sagen muss

Titel: Was ich dir noch sagen muss
Autoren: Maxine Sullivan
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1. KAPITEL
    „Dich heiraten?“, flüsterte Cassandra Roth und sank langsam auf das Ledersofa nieder.
    Dominic Roth stand vor der geöffneten Terrassentür, die den Blick auf die Skyline von Melbourne freigab, und betrachtete seine wunderschöne Schwägerin, die entsetzt nach Luft schnappte. Wenn er sie nicht besser kennen würde, hätte sie ihm fast leidgetan. „Du hast ganz richtig gehört. Du und ich, wir werden heiraten.“
    Langsam hob Cassandra den Kopf und blickte ihn mit verschleierten Augen an. „Aber Liam ist erst seit einer Woche tot.“
    Er empfand tiefen Schmerz. „Ich weiß sehr genau, wie lange mein Bruder jetzt tot ist.“ Der Dezember würde für seine Familie nie mehr so sein wie früher. Zu Beginn des Sommers und an Weihnachten würden sie von jetzt an immer an Liam denken.
    In Cassandra flammte für einen Moment Mitgefühl auf, dann straffte sie die schmalen Schultern. „Er war auch mein Mann.“
    „Keine drei Jahre lang. Aber er war achtundzwanzig Jahre mein Bruder.“ Liam war das jüngste der drei Geschwister gewesen. Adam war zwei und Dominic vier Jahre älter als Liam. Keiner von ihnen hatte je damit gerechnet, dass Liam krank werden und so jung sterben würde.
    „Das war ein Hieb unter die Gürtellinie, Dominic“, tadelte Cassandra ihren Schwager.
    Falls ihm seine Bemerkung leidtat, so ließ er sich das nicht anmerken. Nie hätte er Derartiges zu irgendeiner anderen Frau gesagt. Doch Cassandra hatte Liam nur geheiratet, um an das Familienvermögen der Roths zu gelangen. Sein Urgroßvater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass Roth’s, seine von ihm gegründete australische Luxuswarenhauskette, jetzt auch dieser Frau gehörte.
    Dominic zog einen Umschlag aus der Jackettasche. „Ich habe hier einen Brief. Er ist von Liam. Er wollte, dass ich ihn dir gebe. Als Erklärung.“
    „Als Erklärung wofür?“ Cassandra zog die schön geschwungenen Augenbrauen zusammen.
    „Warum er wollte, dass du mich heiratest.“
    Verständnislos blickte sie Dominic aus weit aufgerissenen blauen Augen an. „Was? Mein Mann wollte, dass ich dich heirate?“
    „Er wollte, dass seine Tochter als eine Roth aufwächst.“
    Cassandra runzelte die Stirn. „Aber Nicole ist doch schon eine Roth.“
    Sein innerer Schmerz wurde unerträglich. Ja, das wusste er besser als alle anderen.
    „Liam wollte, dass seine Tochter als eine Roth aufwächst und auch Roth heißt. Er wollte nicht, dass du später jemanden heiratest, der nicht zur Familie gehört. Offensichtlich hat er das befürchtet. Und ich kann es ihm auch nicht verübeln, vor allem, wenn ich an deine Affäre mit Keith Samuels denke.“
    „Was weißt du davon?“
    „Liam hat es mir erzählt.“
    „Aber … aber es war nicht so, wie du denkst.“
    „Ich will keine Ausflüchte hören, Cassandra“, fuhr Dominic sie barsch an. „Erspare mir die Details.“
    Cassandra starrte ihn an, ihre Lippen begannen zu zittern. Dominic schien dies nicht zu beeindrucken. Er warf ihr den versiegelten Umschlag zu und beobachtete sie, während sie mit zitternden Händen das Couvert aufriss und zu lesen begann.
    Wie konnte diese so wunderschöne Frau im Grunde ihres Herzens derart unerbittlich hart und kalt sein? Was war an ihrer Art so trügerisch? Was war es, was sie für einen Mann so reizvoll machte?
    In ihrem zartrosa Kostüm wirkte Cassandra elegant und anmutig. Das wurde durch die Riemchensandalen, die goldenen Ohrringe und die feingliedrige goldene Kette, die sie um den Hals trug, noch betont. Ihre Haut war makellos und ihr aschblondes Haar fiel ihr lose über die Schultern.
    Als Cassandra den Brief zu Ende gelesen hatte, war sie kreidebleich. „Hast du ihn gelesen?“
    „Nein, aber Liam hat mir gesagt, was drin steht.“
    Für einen Moment veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, dann sprang sie auf. „Tut mir leid, aber ich kann dich nicht heiraten!“
    „Dir wird vermutlich nichts anderes übrig bleiben.“
    Cassandra hielt inne. „Warum sagst du so etwas?“
    „Morgen wird Liams Testament verlesen. Deshalb wollte ich dich vorher informieren, damit du keine Szene machst.“ Gott sei Dank hatte Vater beschlossen, sich mit Mutter auf die Segelyacht zurückzuziehen, damit sie fernab vom Geschehen ungestört trauern konnten.
    „Eine … wieso eine Szene?“
    „Wenn du mich nicht innerhalb von zwei Wochen heiratest, wird das Erbe nicht zwischen euch beiden aufgeteilt werden, sondern es geht an Nicole, wenn sie einundzwanzig wird. Bis dahin
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