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Was Hexen wollen: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Was Hexen wollen: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Titel: Was Hexen wollen: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)
Autoren: Lindsay Gordon
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wach war.
    Sie zwang mich, aus dem Bett aufzustehen, mich anzuziehen und in die Nacht hinauszugehen. Mit der Taschenlampe in der Hand machte ich mich auf die Suche nach etwas, von dem ich nicht wusste, was es war.
    Der rationale Teil meiner selbst, bei Weitem der größere, vermutete, dass ich noch träumte.
    Der Teil von mir jedoch, der mit den japanischen Volksmärchen meiner Großmutter aufgewachsen war – sie war in Amerika geboren, hatte sie aber von ihrer Mutter gelernt –, dachte an Geister. Die gesamte menschliche Bevölkerung der Insel, Vogelsucher und ihre Familien, war 1902 bei einem Vulkanausbruch umgekommen. Ich dachte auch an dämonische Oni , dachte an alle möglichen abscheulichen Phänomene, vor denen ich mich nach allem, was logisch war, mit den Decken über dem Kopf auf meinem Futon hätte verstecken sollen, bis der Morgen sie zerstreute wie Alpträume.
    Stattdessen folgte ich dieser Stimme, als wäre sie die meines Liebhabers, und war verdammt noch mal weder in der Lage, stehen zu bleiben noch umzukehren.
    Ich brauchte mich nicht weit von der Station zu entfernen, um zu finden, was ich suchte. Trotz der Taschenlampe stolperte ich sogar fast darüber.
    Ich richtete das Licht nach unten und erblickte den Fuchs, den ich verfolgte. Er hing nicht in einer Schlinge, und im Schein der Taschenlampe entdeckte ich auch keine Spuren einer Verletzung. Aber er atmete schwer.
    Ich kauerte neben dem Tier nieder und achtete darauf, Abstand zu wahren. Der Fuchs tat mir leid, obwohl er eine Bedrohung für meine Vögel darstellte, und ich wünschte, ich könnte etwas tun, um ihm zu helfen. Aber ich wagte nicht ihn anzurühren. Ein krankes oder verletztes Tier kann immer zubeißen, und ich wollte keine Tollwut riskieren, obwohl diese Krankheit in Japan selten ist.
    Und dann drehte der Fuchs mir unter Qualen den Kopf zu … und sprach. »Ich habe dir Unrecht getan, schöne Dame, und mein Bedauern darüber tötet mich. Bitte nimm meine Entschuldigung an und erlaube mir, das Leid, das ich dir zugefügt habe, wiedergutzumachen.«
    In diesem Moment verblüffte mich der sprechende Fuchs nicht annähernd so sehr, wie man hätte erwarten können.
    Seine Stimme – sie war eindeutig männlich und wirkte, als wäre sie zu volltönend für diesen kleinen Körper – war schwach, aber melodisch, fast verführerisch, obwohl er offensichtlich Schmerzen litt.
    »Du bist … ein Kitsune«, stammelte ich. Eine innere Stimme sagte mir, ich solle mir größere Sorgen deswegen machen, aber ich rechnete immer noch damit, jeden Moment aufzuwachen und mich auf meinem Futon wiederzufinden.
    Der Fuchs nickte.
    Füchse können nicht nicken. Kitsune vielleicht schon.
    Kitsune – Geisterfüchse, Gestaltwandler, Wächter der Natur, berüchtigte Gaukler und Verführer. In den meisten traditionellen Geschichten waren sie weiblich und brachten Menschenmänner in Schwierigkeiten, weil sie in menschlicher Gestalt unwiderstehlich schön waren. Aber ihre Lebensweise war so fremdartig, dass solch eine Beziehung nie von Dauer war. Aber, wie meine Großmutter immer augenzwinkernd und nickend gemeint hatte, es musste auch männliche Kitsune geben, denn wo sollten sonst die kleinen Kitsune herkommen? Menschliche Frauen waren entweder zu klug, um auf sie hereinzufallen, argumentierte sie, oder zu stolz, um zuzugeben, dass sie sich in jemanden verliebt hatten, der sich als nichtmenschlich herausstellte.
    Und Kitsune, die guten jedenfalls, konnten vor Reue sterben.
    Der Gedanke, einen gewöhnlichen Fuchs zu töten, war schon schlimm genug gewesen. Ich konnte es nicht riskieren, ein Wesen aus einer Legende umzubringen, obwohl es unmöglich war, dass es wirklich existierte und mit mir sprach.
    »Ich nehme Eure Entschuldigung an, Kitsune-san«, sagte ich in meinem gestelztesten Japanisch. »Aber wie ist es möglich, dass Ihr mir Unrecht getan habt?« In der Dunkelheit spürte ich, wie ich errötete. »Es hat mir nichts ausgemacht, dass Ihr mich gestern Abend beobachtet habt.«
    Die Stimme des Fuchses klang ein wenig kräftiger. »Nein, das war es nicht. Da habe ich dir Lebewohl gesagt. Ich habe dich und deine Freundin beobachtet, seit ihr hergekommen seid, und gesehen, wie ihr Sorge für meine Vögel und meine Insel getragen habt. Aber deine Freundin war so ungeschickt, dass sie manchmal beinahe in die Nester getreten ist. Ich fand, sie müsste lernen, vorsichtiger zu sein, und bin ihr fast vor die Füße gelaufen. Nur um sie ein wenig zu erschrecken. Ich
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