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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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eine Mörderin war oder nicht.
    Als ob das was ausmachen würde. Mit ihrem Aussehen wäre es ihm vermutlich auch egal, wenn sie die Elternmörderin Lizzie Borden war. Die Fremde war einfach hinreißend und saß neben ihm in seinem Truck. Warum einem geschenkten Gaul ins Maul sehen?
    Er hoffte, der Geruch des feuchten Hundes und der Geburtsflüssigkeiten auf seiner Hose würde sie nicht zu sehr stören. Vermassel es nicht, warnte er sich und kletterte auf den Fahrersitz. Und hör auf, alles zu übereilen. Er wusste nicht, ob sie sich mit jemandem traf, verheiratet war, verlobt, lesbisch oder psychotisch. Das Einzige, was er mit Sicherheit sagen konnte, war …
    „Verdammt.“ Das Wort entschlüpfte ihm, bevor er es verhindern konnte. „Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie verletzt sind?“ Er nahm die Taschenlampe und ließ den Strahl an ihrem Bein entlang über den roten Fleck gleiten, der zum Loch am Knie ihrer Hose führte.
    Sie gab ein kleines, kehliges Geräusch von sich, ein verängstigtes Keuchen, das Noah zusammenzucken ließ. Dann fing sie an zu zittern. Ihr Atem kam stoßweise. Sie sagte etwas in einer fremden Sprache, vielleicht in einem deutschen Dialekt. Es klang wie ein Gebet. Ängstlich schaute sie ihn an, als wenn er ihr schlimmster Albtraum wäre.
    So viel dazu, es nicht zu vermasseln, dachte Noah.
    „Hey, kein Grund auszuflippen“, sagte er, doch sie war mit ihren Gedanken ganz woanders. Plötzlich sackte sie einfach auf dem Sitz zusammen, ihr Kopf fiel zur Seite.
    „Hey“, sagte er erneut, dieses Mal lauter. Mist, war die Frau ohnmächtig geworden? Er zog seinen Handschuh aus und fühlte an der Halsschlagader der Fremden nach einem Puls. Sie hatte noch einen, Gott sei Dank. „Kommen Sie schon, Miss“, drängte er sie und legte vorsichtig eine Hand an ihre Wange. „Kommen Sie wieder zu sich.“
    Hinter sich hörte er Rudy unruhig wimmern. Er nahm vermutlich die Angst und das Blut der Frau wahr. Dann war der Hund einen Moment still, um im nächsten den Kopf in den Nacken zu legen und zu heulen.
    Das wird mir eine Lehre sein, dachte Noah. Als er die Sterne gebeten hatte, ihm jemanden zu schicken, hätte er ein wenig genauer sein sollen. „Schickt mir eine Kellnerin aus dem Hooter’s“, hätte er sagen sollen, nicht irgendeine verrückte Fremde, die beim Anblick ihres eigenen Blutes in Ohnmacht fiel.
    Soweit Noah das beurteilen konnte, war die Ohnmacht durch die Verletzung und die ganze Aufregung verursacht worden. Bei Tieren war es manchmal ein Schutzmechanismus. Bei Menschen … er war sich nicht sicher, was es da bedeutete. Egal wie, er musste ihren Blutdruck messen und sich um die Wunde kümmern.
    Er versicherte sich, dass er immer noch den Allradmodus eingestellt hatte, und fuhr dann langsam die Auffahrt zu seinem Haus hinauf. Er fuhr am Haus vorbei zum dahinter liegenden Gebäude, in dem sich die Klinik befand. Das Grundstück hatte einst die Molkerei seiner Familie beherbergt, und in diesem Gebäude hatten sich die Büros befunden. Als er drei Jahre zuvor seine Praxis eröffnet hatte, hatte er es zu seiner Tierklinik umgebaut.
    Er stieg aus dem Truck und gab Rudy ein Zeichen. Mit einem Kläffen kletterte der lebhafte Hund auf den Vordersitz und sprang dann aus dem Auto, um quer über ein schneebedecktes Feld zu laufen. Ganz offensichtlich war er sehr erpicht darauf, der seltsamen Fremden zu entkommen.
    Noah sprang ebenfalls aus dem Auto und lief zur Beifahrerseite. „Miss? Können Sie mich hören?“
    Die Frau reagierte immer noch nicht. Erneut prüfte er ihren Puls, bevor er sie ungelenk aus dem Truck zog und dabei rückwärts durch den knietiefen Schnee stolperte. Die Frau war nicht sonderlich groß, aber dennoch war es anstrengend, sie durch den hohen Schnee zu tragen. Mit der Schulter stieß Noah die Tür zur Klinik auf und trat ein. Er blieb kurz stehen, um die Alarmanlage auszuschalten, was ihm gelang, ohne die Frau fallen zu lassen. Dann durchquerte er den schummrig erleuchteten Empfangsbereich und betrat eines der Untersuchungszimmer. Hier ließ er die Frau vorsichtig auf den Edelstahltisch hinab und zog die Verlängerungsplatte heraus. Der Tisch war nicht für Menschen gedacht, aber er hatte keine andere Wahl.
    „Miss“, sagte er noch einmal und fragte sich, ob er mit Erste-Hilfe-Maßnahmen anfangen sollte.
    „Kommen Sie, kommen Sie, kommen Sie.“ Er schüttelte sie mit einer Hand und zog mit der anderen eine Sauerstoffmaske heran. Die tütenförmige Maske war
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