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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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eigentlich für Hundeschnauzen gedacht, aber wenn er sie stark genug andrückte, würde sie auch bei einem Menschen funktionieren.
    Ihre Lider flatterten, dann schaute sie ihn auf einmal aus weit aufgerissenen Augen an. Sie stieß einen kleinen Schrei aus und rappelte sich auf. Noah trat einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. „Beruhigen Sie sich, okay?“, flehte er und dachte an das Pferdebetäubungsmittel, das er in seiner Tasche hatte. Er fragte sich, was sie wohl tun würde, wenn er sagte:
Bringen Sie mich nicht dazu, das Pferdeberuhigungsmittel herauszuholen.
Schlechte Idee. Er wusste nicht, was er tun sollte. Sie berühren? Versuchen, sie zu beruhigen? Oder ihr Wasser ins Gesicht schütten? Sie berühren, ganz eindeutig.
    „Miss …“ Sanft legte er seine Finger an ihr Handgelenk, um ihren Puls zu prüfen.
    Großer Fehler. Sie zuckte zurück, als wenn sie sich verbrannt hätte, und rappelte sich auf. Dann bedachte sie ihn mit einem Blick, als wäre er Jack the Ripper.
    „Miss“, sagte er noch einmal und stellte sich vor sie, damit sie nicht vom Tisch fiel, sollte sie erneut ohnmächtig werden. „Alles wird gut, das schwöre ich. Bitte schauen Sie mich an. Ich kann Ihnen helfen, aber Sie müssen sich konzentrieren.“
    Seine Worte schienen endlich zu ihr durchzudringen. Er sah, wie sie sich ein wenig entspannte und versuchte, sich durch einen tiefen Atemzug weiter zu beruhigen.
    „Hey.“ Noah unterdrückte den Drang, ihre Hand zu nehmen. „Alles wird gut.“ Beruhigend sprach er auf sie ein, so wie er es normalerweise mit verängstigten Tieren tat. „Ich muss Sie untersuchen, okay? Ich schwöre, mehr tue ich nicht. Okay?“
    Sie fing an zu zittern. Ihr Gesicht war so blass wie der Mond. „Ja“, sagte sie. „Ja, danke … Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.“
    Ach was, dachte er.
    „Ich schätze, Sie haben eine vasovagale Synkope erlitten“, erklärte er. „Laienhaft ausgedrückt sind Sie beim Anblick Ihres eigenen Blutes in Ohnmacht gefallen. Sie haben ein körperliches Trauma erlitten, also muss ich Ihnen ein paar Fragen stellen und Ihren Puls und Blutdruck messen.“
    Dieses Mal erreichten seine Worte eindeutig ihr Ziel. Zögernd streckte er die Hand aus und berührte sanft ihr Kinn, um den Kopf so zu drehen, dass er ihre Pupillen überprüfen konnte. Ihre Haut war samtweich, aber kalt. Er spürte, dass sie sich bemühte, ihr Zittern zu unterdrücken. „Es tut mir leid“, sagte sie leise. „Das war unverzeihlich von mir.“ Sie straffte die Schultern und hob das Kinn. Ihr Selbstbewusstsein wuchs und verwandelte sie vor seinen Augen in einen anderen Menschen. Das zusammengekauerte Opfer verschwand, und an seine Stelle trat eine kontrollierte – wenn auch eindeutig erschütterte – junge Frau.
    „Kein Grund, sich zu entschuldigen. Viele Menschen flippen aus, wenn sie verletzt sind und bluten.“ Er zuckte mit den Schultern. „Das beweist lediglich, dass Sie auch nur ein Mensch sind.“
    „Wo sind wir hier?“, fragte sie.
    „In meiner Klinik“, erwiderte er.
    „Ich habe mein Auto direkt vor Ihrer Klinik zu Schrott gefahren? Das nenne ich mal eine gute Planung.“ Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln.
    „Ist Ihnen das schon mal passiert?“, wollte er wissen. „Dass Sie in Ohnmacht gefallen sind, meine ich?“
    „Nein. Um Gottes willen, noch nie.“
    „Können Sie sich daran erinnern, ob Sie kurz vorher Kopf-, Rücken- oder Brustschmerzen oder Schwierigkeiten beim Atmen gehabt haben?“
    „Nein. Ich war doch direkt neben Ihnen. Es ging mir gut, bis … Ich erinnere mich nicht mehr.“
    Er zog seinen Parka aus und dachte erst jetzt wieder daran, dass seine OP-Kleidung noch ganz verschmiert von der Pferdegeburt war. Schnell drehte er sich weg, damit sie ihn nicht sah, zog das Oberteil aus und steckte es in den Wäschesack. Dann schnappte er sich ein frisches Laborhemd.
    Seine Patientin war jetzt extrem ruhig. Er drehte sich um und ertappte sie dabei, dass sie seinen nackten Oberkörper anstarrte. Ihr Mund – ein wunderschöner Mund, selbst für eine verrückte Lady – formte ein perfektes O. Sie war allerdings immer noch sehr blass, sodass er eine weitere Ohnmacht nicht ausschließen mochte. Doch trotz seines eindringlichen Wunsches wusste er, dass der Auslöser dafür nicht sein beeindruckender Körperbau war. Irgendetwas hatte sie erschreckt.
    „Ich musste mir nur eben ein frisches Hemd anziehen“, sagte er.
    Schnell wandte sie den Blick von ihm ab
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