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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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in der Klinik, aber Noah hatte keine Eile, nach Hause zu gehen. Lieber zögerte er die letzten Arbeiten hinaus und sagte seiner Assistentin, sie könne schon heimgehen, er würde heute abschließen. „Vielleicht bin ich auch einfach nur ein Dummkopf“, fügte er hinzu. „Eddie würde daraus glatt einen Song machen.“
    Mit ihren Vorderpfoten malträtierte Clementine den Kratzbaum.
    „Woraus würde er einen Song machen?“, hörte er plötzlich eine Stimme fragen.
    Noah setzte ein Lächeln auf und drehte sich um. „Hey, Tin. Paulette.“
    „Wir bringen dir ein paar Kekse, um dich aufzumuntern.“ Tina hielt ihm einen mit Klarsichtfolie bedeckten Teller hin.
    „Danke“, sagte er. „Sieht gut aus.“
    „Aber werden sie dich auch aufmuntern?“, wollte Paulette wissen. „Das mit dir und Sophie tut uns wirklich leid.“
    Das war der Nachteil am Leben in einer Kleinstadt. Es hatte nur wenige Stunden gebraucht, bis die Nachricht von ihm und Sophie unter den Nachbarn die Runde gemacht hatte.
    „Ja, mir auch“, gab er zu.
    „Können wir irgendwas für dich tun?“, fragte Tina.
    „Was auch immer ihr macht, sagt mir bloß nicht, dass alles wieder gut wird und ich irgendwann ein nettes Mädchen treffe, mit dem ich mich niederlassen und viele süße Babys bekommen werde.“ Er verzog das Gesicht. Das hatten ihm schon viel zu viele wohlmeinende Menschen gesagt und genau die gleichen Ratschläge hatte er auch schon nach dem Ende seiner Beziehung mit Daphne zu hören bekommen. Aber so funktionierte das Leben nun mal nicht.
    „Das würden wir niemals tun. Paulette und ich wollen immer noch ein Baby zusammen haben und können gut nachvollziehen, wie es dir geht.“
    Ein Teil von ihm verspürte den perversen Wunsch, auf Tinas Angebot zurückzukommen und der Vater ihres Kindes zu werden. „Wenn ihr herausfinden würdet, dass ihr niemals ein Kind bekommen könntet, was würdet ihr dann tun?“, wollte er wissen.
    Die Frauen tauschten einen Blick. „Wir würden einen Weg finden. Wie sagt mein Vater immer: ‚Geht nicht gibt’s nicht.‘“
    „Ja, sehr hübsch, aber ein Kinderwunsch ist ja nun nichts, das man einfach abschalten kann.“ Er nahm sich einen Keks.
    „Genau wie die Liebe“, stimmte Paulette ihm zu.
    Noah wartete darauf, dass das beengte Gefühl in seiner Brust sich irgendwann löste. Aber weder Kekse noch gut gemeinte Ratschläge seiner Freunde schienen zu helfen. Mehrere Male nahm er den Telefonhörer zur Hand und wählte Sophies Nummer. Er wollte sie fragen … ja, was eigentlich? Geht es dir so schlecht wie mir?
    Soweit er das aus der Ferne beurteilen konnte, ging es ihr ganz gut. Brooks Fordham, der Reporter, hatte sie noch einmal besucht. Noah erinnerte sich, dass Fordham an einem Buch über ein afrikanisches Land namens Umoja arbeitete, und redete sich ein, dass er Sophie dann sicher nur aus rein geschäftlichen Gründen aufsuchte.
    Ja, genau. Wenn er einen Blick auf die beiden erhaschte, wie sie gemeinsam im Buchladen standen oder im Café saßen, wurde er jedes Mal eines Besseren belehrt. Schließlich kapierte Noah es; er verstand, wie verblendet er gewesen war, sich wirklich eine Chance bei Sophie auszurechnen. Der weit gereiste Fordham passte ganz offensichtlich besser zu ihr. Ein distinguierter Mann in maßgeschneiderten Anzügen und italienischen Schuhen, der eine gewisse Erfahrenheit ausstrahlte, die Noah selbst an seinen besten Tagen nicht zustande brachte. Ganz zu schweigen von den gemeinsamen Erlebnissen der beiden.
    Als müsse er noch Salz in eine offene Wunde streuen, fing Noah an, Recherchen über die Situation in Umoja anzustellen. Sophie hatte kaum über ihr früheres Leben gesprochen. Ihr Geständnis über die Ereignisse des Abends in Den Haag verfolgte ihn noch immer. Das, was in jener Nacht geschehen war, hatte Sophie veranlasst, ihre Karriere zu beenden. Hatte er darauf mitfühlend genug reagiert? Verständnisvoll genug? Hatte er das Richtige gesagt und getan?
    Vermutlich nicht. Wie auch? Ihr Leben hatte so wenig mit seinem zu tun, dass sie genauso gut von zwei verschiedenen Planeten stammen könnten. Er hatte die USA noch nie verlassen, abgesehen von dem einen Mal, als er mit gerade achtzehn nach Kanada gefahren war, um in der Öffentlichkeit ein Bier trinken zu können. Sein Wissen über die Korruption im Diamanthandel beschränkte sich auf das, was er in dem Film
Blood Diamond
erfahren hatte, und selbst da hatte er die politischen Passagen vorgespult, um zu den Actionszenen zu
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