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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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neun Monate her, und ich habe seitdem noch niemand Neues kennengelernt. Zumindest keinen, mit dem ich gerne mal ausgegangen wäre. Das ist einer der Nachteile des Kleinstadtlebens, schätze ich.“ Sie gab einen halben Löffel Honig in ihren Hagebuttentee. „Wie auch immer, es gibt ein paar Dinge an ihm, die ich immer noch fürchterlich vermisse.“
    „Zum Beispiel?“ Sophie war neugierig.
    „Na ja … so ziemlich alles.“
    „Vielleicht hättet ihr nicht Schluss machen sollen.“
    „Glaub mir, darüber zerbreche ich mir jeden Tag den Kopf. Aber der Grund für die Trennung ließ keine andere Möglichkeit zu.“
    Sophie wartete. Sie wollte Daphne nicht bedrängen oder neugierig erscheinen, obwohl sie zu gern mehr erfahren hätte. War das das Los einer Kleinstadtanwältin? Das Leben indirekt durch die Geschichten ihrer Mitarbeiter und Klienten zu erleben?
    „Es führte einfach kein Weg daran vorbei. Er wollte Kinder und ich nicht.“ In ihren Augen spiegelte sich Bedauern. „Das ist eines der wenigen Themen, bei denen es einfach keinen Kompromiss geben kann. Na ja, für mich wäre ein gemeinsamer Hund ein Kompromiss gewesen, aber für Noah leider nicht.“
    Sophie gefror das Blut in den Adern. Sprach sie über
den
Noah?
Ihren
Noah?
    Sie hörte sich die alles entscheidende Frage stellen: „War das etwa, äh, Noah Shepherd?“
    „Ja. Kennst du ihn?“
    „Er ist ein Nachbar.“ Die Worte stachen wie Eiszapfen in ihrem Mund.
    „Also kennst du ihn.“
    Du hast ja keine Ahnung, wie gut, dachte Sophie.
    „Wirst du mir jetzt das Gleiche erzählen wie alle anderen? Dass ich verrückt war, ihn gehen zu lassen? Dass ich eines Tages auch Kinder will und keinen besseren Mann als Noah finden werde, um sie zu kriegen?“
    „Das klingt, als hättest du diese Einwände schon öfter gehört.“ Sophie war ein wenig schwindelig, als wenn sie von etwas am Kopf getroffen worden wäre, ohne dass sie es bemerkt hätte.
    „Ja, hab ich. Von so ungefähr jedem.“
    „Und?“
    „Ich vermisse ihn höllisch, weil er ein guter Kerl ist. Warte nur, bis du ihn näher kennenlernst.“
    Ich habe nicht gewartet, dachte Sophie, sondern bin gleich mit ihm ins Bett gegangen.
    „Aber es würde nie funktionieren. Ich will immer noch keine Kinder. Das wird sich auch nicht ändern. Ich bin die Älteste von fünf Geschwistern und habe sie, nachdem meine Mom krank geworden ist, quasi alleine aufgezogen. Mit dem Thema bin ich also durch.“ Sie klappte ihr Sandwich auf, nahm die Gurkenscheibe heraus und legte sie beiseite. „Und Noah ist damit einfach nicht klargekommen. Solltest du je seine Familie kennenlernen, wirst du das verstehen.“
    „Was verstehen?“
    „Die Shepherds – sie sind eine dieser Familien, die einfach zu gut sind, um wahr zu sein, verstehst du? Sie gehen so liebevoll miteinander um und sind so gut zueinander. Ich meine, wie viele Leute kennst du, die in dem Haus wohnen, in dem sie aufgewachsen sind? Die meisten von uns können es doch gar nicht abwarten, endlich auszuziehen. Noah hingegen kann es nicht abwarten, das Haus mit seiner eigenen Familie zu füllen.“
    Sophies Mund war staubtrocken. Sie trank einen Schluck Wasser. Die plötzliche Kälte schmerzte in der Brust. „Aber wenn du ihn wirklich so geliebt hast, hättet ihr nicht eine Lösung finden können? Einen Kompromiss?“
    Daphne lächelte wehmütig. „Weißt du was? Von meiner Seite aus hätte das vielleicht funktioniert, aber dann habe ich etwas über ihn herausgefunden.“ Sie nahm das Messer und schnitt ihr Sandwich in der Mitte durch. „Er wollte eigene Kinder mehr, als dass er mich wollte. Es war schwer, das zu akzeptieren und zu gehen, aber schlussendlich habe ich mir damit nur großen Kummer erspart.“ Sie biss von ihrem Sandwich ab und kaute nachdenklich. Dann sagte sie: „Viele meiner Freunde denken trotzdem, dass ich dumm war, ihn gehen zu lassen.“
    „Man will eben das, was man will“, warf Sophie ein. „Ändere ja nie deine Ziele, nur um einem Mann zu gefallen.“
    „Ist das die Stimme der Erfahrung, die da spricht?“, wollte Daphne wissen.
    „Das würde ich nicht sagen. Ich hab mein erstes Kind bekommen, bevor ich mir überhaupt jemals Gedanken übers Kinderkriegen gemacht habe.“ Die Informationen, die sie eben erhalten hatte, schwirrten ihr im Kopf herum. Noah hatte mit seiner Freundin Schluss gemacht, weil diese keine Kinder haben wollte.
    Tapfer biss sie von ihrem Sandwich ab, doch es schmeckte nur noch nach Pappe. Natürlich
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