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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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telefoniert. Sophie versuchte, seine Aufmerksamkeit zu genießen, aber irgendwie stimmte die Chemie zwischen ihnen nicht, auch wenn sie beide zu höflich waren, es auszusprechen. Trotzdem waren sie Freunde geworden, und sie hatte festgestellt, dass sie gut mit ihm sprechen konnte.
    „Ich brauche eine Ablenkung“, sagte sie, als Brooks den Anruf annahm.
    „Da würde mir schon was einfallen“, erwiderte er grinsend.
    Sein Tonfall war eindeutig zweideutig. „So etwas meine ich nicht. Ich brauche nur … ein wenig Gesellschaft. Im Moment habe ich einen kleinen Tiefpunkt erreicht. Nicht, dass ich mich beschweren will. Ich hatte nicht erwartet, dass das hier leicht würde.“
    „Vielleicht bist du am falschen Ort“, schlug er vor. „Zieh in die Stadt. Du kannst für die UN arbeiten und in der Zivilisation leben, in einer Welt, die du kennst, an den internationalen Gerichten, wo die richtige Strategie das Leben eines Kindes retten kann. Und doch wärst du nah genug bei deiner Familie, um Teil ihres Lebens zu sein.“
    „Das habe ich bereits versucht, Brooks. Das ist nicht das Gleiche. Ich habe ein Versprechen gegeben und bin entschlossen, es zu halten.“
    „Fein. Aber wollen deine Kinder eine Märtyrerin oder eine Mutter?“
    „Ich dachte, du wolltest mich unterhalten.“
    „Vergiss nicht,
du
hast
mich
angerufen. Und zwar nicht, weil du Ablenkung suchst, sondern weil du Zweifel an der Entscheidung hegst, die du getroffen hast.“
    Rastlos räumte Sophie das Haus auf, auch wenn es kaum Unordnung gab. Trotzdem, der stumpfe Rhythmus des Putzens hatte eine seltsam beruhigende Wirkung auf sie. Zumindest für ein paar Minuten. Bis sie beim Staubsaugen auf eines von Charlies Lieblingsspielzeugen stieß. Es handelte sich um einen bunten Clown, der ein Gewicht im unteren Teil hatte, sodass er immer wieder aufstand, wenn man ihn umwarf. Charlie konnte einfach nicht genug von ihm kriegen und lachte jedes Mal. Bei der Erinnerung an sein Lachen musste sie lächeln, und gleichzeitig zog sich ihr Herz sehnsüchtig zusammen. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, wie ihr Leben wohl wäre, wenn sie noch ein Kind bekommen würde. Würde sie es schaffen? Könnte sie diesen Weg zusammen mit Noah gehen? Aber selbst wenn sie gewillt wäre, es zu versuchen, war sie dazu nicht mehr in der Lage, also war es sinnlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Frustriert tippte sie den Clown noch einmal an. Er schnellte wieder hoch und grinste sie an.
    Sie nahm ihn und stellte ihn auf ein Regal. Dann schaute sie sich in dem blitzblanken Haus um. Es wirkte genauso unpersönlich wie ihre Wohnung in Den Haag. Vielleicht …
    Das Telefon klingelte, und sie griff danach wie nach einer Rettungsleine.
    „Mom!“ Daisys Stimme war Musik in ihren Ohren.
    „Hey, Kleine. Wie ist es auf Long Island? Und wie geht es meinem Enkel?“
    „Beides super. Ehrlich, Mom, die O’Donnells sind wirklich toll. Sie haben dieses unglaubliche Haus in Montauk. Ich bin froh, dass ich hergefahren bin.“
    „Das ist gut.“ Diese Bemerkung entlockte Sophie ein Lächeln. Seit Sophies Ankunft in Avalon waren sie und Daisy beste Freundinnen geworden. Vertraute. Daisy war viel reifer, als ihr Alter es vermuten ließ, und Sophie vertraute ihr völlig.
    „Ich vermisse euch auch. Mir kommt es so vor, als ob der Winter niemals endet.“
    „Das ist auch der Grund, weshalb ich anrufe. Im Zug hierher habe ich gedacht … vielleicht solltest du auch verreisen“, schlug Daisy vor. „Ich meine es ernst, Mom. Und ich weiß auch schon genau, wohin.“

33. KAPITEL
    Umoja, südliches Afrika
    D er feine rote Staub der umojanischen Ebene wirbelte auf und legte sich auf alles, womit er in Berührung kam. Sophie beschattete ihre Augen und konnte in der Ferne das verregnete Hochland erkennen, dessen einmalige Tierwelt und unberührte Natur nun durch einen Erlass der Vereinten Nationen geschützt wurden. Es würde keinen Raubbau mehr an diesem Land geben, keine Gewalt mehr im Namen der Gier. Das Ziel war vielleicht ein wenig zu idealistisch, aber im Laufe ihrer langen Karriere hatte Sophie gelernt, dass Ideale eine sehr große Kraft besaßen.
    Bibi Lateef, die Anwältin, die Sophie das letzte Mal in Den Haag gesehen hatte, war nun Ministerin für Soziales in der Hauptstadt Nossob. Zu Ehren von Sophies Besuch hatte Madame Lateef eine Führung durch die Stadt organisiert, in der die Menschen dabei waren, ihr neues Leben aufzubauen. Sophie war gerührt vom Anblick der Familien, die kein Geld
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