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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen
Autoren: Lynsay Sands
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Nackenhaare sträubten, sie raffte ihre Röcke und rannte in die Richtung, die ihr die Frauen gewiesen hatten.

18
    »Ah, Ihr seid wach.«
    Bin ich das?, fragte sich Arie verwirrt und riss die Augen auf. Es schien ihm immer noch, als würde er schlafen und hätte einen verworrenen Albtraum. Sein Kopf dröhnte wie an dem Tag, als er niedergeschlagen und in den Fluss geworfen wurde. Er lag rücklings auf einem knarrenden alten Bett. Es war ein muffiges, zerlumptes und dreckiges altes Bett, stellte er fest. Sein Blick wanderte über den zerfetzten Stoff der Bettvorhänge. Angewidert bemerkte er die Unmengen von Spinnweben, die sich daran befanden.
    Arie hasste Spinnen. Verabscheute sie geradezu. Schon immer. Daher war sein erster Gedanke, so schnell wie möglich das Bett zu verlassen und sieh aus dem Staub zu machen. Als er sich bewegen wollte, merkte er, dass ihn etwas zurückhielt. Stirnrunzelnd sah er nach oben und starrte auf ein Seil, mit dem er am Kopfende festgebunden war. Ein Blick auf seine Füße zeigte ihm, dass es dort genauso aussah. Er lag auf dem Bett wie ein Opferlamm.
    »Ich habe mir überlegt, das Häuschen anzuzünden und Euch bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Aber dann hättet Ihr niemals erfahren, wer Euch das angetan hat und warum. Das schien mir dann doch furchtbar unfair.« Bischof Shrewsbury machte diese Ankündigung in einem gleichgültigen Plauderton. Arie sah zu ihm hinüber und erkannte, dass der Mann gerade damit beschäftigt war, ein
    Feuer im Kamin zu entzünden. »Darüber hinaus meine ich, dass sich für mich der Reiz dieser Situation erhöht, wenn Ihr wirklich wach seid.«
    Nachdem er das Feuer entzündet hatte, streckte sich der alte Mann und kam zum Bett herüber. Ein glückliches kleines Lächeln umspielte seine Lippen.
    Arie war nun völlig wach. Aufmerksam beobachtete er den anderen Mann, wie sich dieser näherte. Sein Blick war Besorgnis erregend kalt, das Gesicht ausdruckslos, und in der Hand hielt er ein gewalttätig aussehendes Messer, mit dem er herumspielte. Arie spürte, wie sich Furcht in ihm aufbaute.
    »Was? Sollte ich meine Zeit verschwendet haben?«, fragte Shrewsbury. Er blieb neben dem Bett stehen und neigte den Kopf. »Habt Ihr nichts zu sagen? Keine Fragen, die Ihr beantwortet haben möchtet? Soll ich Euch jetzt gleich umbringen?«
    Arie zuckte bei den Worten des Mannes zusammen. Er räusperte sich und dachte über eine Frage nach, die er ihm stellen könnte, um den Bischof lange genug hinzuhalten, bis er einen Ausweg gefunden hatte. »Dann gehe ich also davon aus, dass Ihr hinter den Anschlägen steckt. Erst im Schlafgemach, dann ...«
    »Das war ein Fehler«, unterbrach ihn Shrewsbury geistesabwesend und betrachtete das Messer in seiner Hand.
    »Ein Fehler? Was meint Ihr damit?« Arie zog fragend die Augenbrauen hoch und begann, ganz vorsichtig an dem Seil an seinen Handgelenken zu ziehen. Wenn er es doch nur lockern könnte, ohne dass der andere Mann es bemerkte ...
    »Genau wie ich es sagte, er war ein Fehler.«
    »Meint Ihr damit, dass Ihr irrtümlicherweise dachtet, ich sei in jener Nacht, als Black Euch angriff, im Zimmer gewe-sen?«, fragte er, indem er sich an Rosamundes Vermutung diesbezüglich erinnerte.
    »Nein.« Der Bischof lächelte verzerrt. »Ich wusste, dass Ihr immer noch unten wart. Ich wollte Rosamunde überfallen und in Eurem Bett töten.«
    »Aber warum?«, fragte Arie schockiert. »Ich dachte, Ihr hättet sie gern.«
    »Oh, das habe ich auch. Und darum dachte ich, es sei das Beste für sie, sie zu töten.«
    »Ihr dachtet, es sei das Beste für sie, sie umzubringen, weil Ihr sie gern habt?«, stieß Arie ungläubig hervor.
    »Genau.« Shrewsbury nickte zufrieden. »Ich dachte, ich könnte sie retten.«
    Arie starrte ihn entgeistert an. »Indem Ihr sie umbringt?« Als der andere Mann nickte, schüttelte Arie den Kopf. »Und wovor wolltet Ihr sie retten?«
    »Natürlich vor Euch. Genauso wie ich ihre Mutter vor Henry gerettet habe. Deshalb musste ich auch ihre Tochter vor Euch retten.« Seufzend ging er an das Fußende des Bettes. Abrupt wechselte er das Thema. »Dies war ihr Häuschen. Das Häuschen der schönen Rosamunde. Bezaubernd, nicht wahr? Ich dachte, es sei ein passender Ort, die Angelegenheit zu beenden.«
    Shrewsbury begann, langsam im Raum umherzuwandern, wobei er die Klinge des Messers behutsam über jede verfügbare Oberfläche zog und dabei kleine Staubwölkchen aufwirbeln ließ. »Rosamunde liebte es hier. Sie hatte weder den
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